Viele Städte und Kommunen in Deutschland rüsten sich für den digitalen Wandel und entwickeln konkrete Projekte zur Digitalisierung, etwa bei der Verwaltung, im Verkehr oder zur Unterstützung der örtlichen Wirtschaft. Das Amt Hüttener Berge im Herzen Schleswig-Holsteins ist hierzu eine Kooperation mit dem Bundesland eingegangen, um passende digitale Angebote für die 16 amtsangehörigen Gemeinden und das Amt zu erarbeiten. Unter dem Namen „Hüttis Digitale Agenda“ wurden nun die ersten Ergebnisse dieser Zusammenarbeit veröffentlicht.

Geprägt ist die digitale Agenda des Amtes Hüttener Berge von vielen Ideen ortsansässiger und engagierter Bürger, die bereits an der 2013 für das Amt erarbeiteten „Zukunftsstrategie Daseinsvorsorge“ mitwirkten. Die Arbeitsgruppen aus dem damaligen Projekt bringen sich bis heute etwa bei der Verbesserung der Mobilität oder des Tourismus aktiv ein. Ziel von „Hüttis Digitaler Agenda“ ist es, einen Rahmenplan zur Bereitstellung digitaler Angebote für alle Bevölkerungsgruppen und Interessenlagen zu erarbeiten, um die Attraktivität der Gemeinden zu erhöhen. Die digital unterstützte Daseinsvorsorge ist neben der digitalen Infrastruktur und der Digitalisierung der Verwaltung (E-Government) einer der drei zu unterscheidenden Aspekte auf dem Weg zur digitalen Kommune. Dieser Rahmenplan geht vom konkreten Bedarf der Bewohner des Amtes aus und stärkt die Zusammenarbeit mit über 70 lokalen Akteuren der Region. Amtsdirektor Andreas Betz betont: „Genutzt wird nur, was gebraucht wird“.

Mit der Kooperation stellt das Land Schleswig-Holstein bis 2023 Infrastruktur und Tools für verschiedene Behördengänge bereit. E-Government und Internet-Angebote zur Daseinsvorsorge und Bürgerbeteiligung soll es dann geben. Die im Rahmen der digitalen Agenda entwickelten Dienste bietet das Land Schleswig-Holstein anderen Kommunen als Open Source an.

Mit der kommunalen digitalen Agenda wird das Amt konzeptionell an ähnliche Projekte auf Landes- und Bundesebene angeschlossen. Dadurch sind die digitalen Angebote zwischen den Verwaltungsebenen besser verzahnt und effizienter. Mit E-Akten und Schnittstellen der verschiedenen Verwaltungssoftware können die Mitarbeiter der Verwaltungen die Anträge leichter bearbeiten und untereinander austauschen. Für das Amt Hüttener Berge ist E-Government das Ziel. Um die Bürgerbeteiligung zu erhöhen, soll demnächst das digitale Angebot „Hüttis WIR KÜMMERN UNS“ an den Start gehen, mit dem die Bürger beispielsweise Mängel bei Straßen- und Gehwegoberflächen oder der Straßenbeleuchtung digital melden können. Ferner kann man auch zu einem politischen Vorschlag ein Bürgervotum abgeben oder ein politisches Gremium dazu veranlassen, sich mit einem bestimmten Vorschlag zu befassen.

Insbesondere im ländlichen Bereich spielt Mobilität eine wichtige Rolle. Im Amt Hüttener Berge wurden bereits verschiedene Konzepte wie der ehrenamtlich betriebene „Hüttis Marktbus“, der Fahrten zum Wochenmarkt anbietet, oder das E-Carsharing-Dorfauto erfolgreich erprobt. „Hüttis MOBILITÄTSPORTAL“ soll öffentlichen Nahverkehr, aber auch E-Bikes oder Vereinsbusse miteinander vernetzen. Unabhängig von der Beförderungsart kann man dann digital eine Beförderung von A nach B wählen.

Breitbandausbau als Grundlage für Projekte der digitalen Agenda

Mit dem Breitbandausbau schafft das Amt Hüttener Berge die Grundlage für die Projekte der digitalen Agenda. Gemeinsam mit den Ämtern Dänischenhagen und dem Amt Dänischer Wohld erfolgt der Ausbau in einem Breitbandzweckverband. Das Bundesförderprogramm Breitband des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) stellt dem Breitbandzweckverband Mittel in Höhe von 1,2 Millionen Euro für den Breitbandausbau zur Verfügung. Ziel ist es, unterversorgte Häuser in einzelnen Gebieten an das vorhandene Glasfasernetz anzuschließen. Dazu gehören 745 Haushalte, ein land- und forstwirtschaftlicher Betrieb sowie 36 Unternehmen. Die Tiefbauarbeiten sind dabei an die besonderen geografischen Gegebenheiten im Landkreis Rendsburg-Eckernförde anzupassen. Größere Gewässer wie beispielsweise der Wittensee, Moore, spezielle europäische Schutzgebiete sowie der Naturpark Hüttener Berge erfordern für die Flora und Fauna schonende Baumaßnahmen.

Die Schulen der insgesamt 28 im Zweckverband organisierten Gemeinden sind bereits mit einem Glasfaseranschluss an das schnelle Internet angeschlossen und direkt mit den Amtsverwaltungen für die interne Kommunikation verbunden. Ohne eine Breitbandförderung des ländlichen Raumes wäre die Region vom schnellen Internet abgehängt und die Attraktivität der ländlich geprägten Gemeinden würde stark leiden. Durch die Glasfasertechnologie sind sie konkurrenzfähig und können mithilfe der digitalen Kommune innovative Wege gehen.

Davon profitiert auch der Tourismus – im Kreisgebiet ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, für den ebenfalls digitale Projekte in der Pipeline sind. Das geplante Bürgerportal „Hüttis 360° KAUF IM DORF“ ist sowohl für Ortsansässige als auch für Touristen interessant, weil es regionale Erzeuger, Einzelhändler und das lokale Handwerk auf einer Plattform zusammenführt und für den Verbraucher sichtbar macht. Die Nutzer sollen sich – je nach Interesse – passgenaue und aktuelle Angebote per Push-Option an das Smartphone senden lassen oder konventionell auf das Online-Portal zugreifen können. Neben den digitalen Angeboten kommen auch die rund 50 nutzbaren Knotenpunkte des öffentlichen WLANs, beispielsweise in Verwaltungsgebäuden, Badestellen, Dorfgemeinschaftshäusern oder in Vereinen, nicht nur den Bewohnern, sondern auch den Besuchern des Amtsgebietes zugute.

Erfolg durch breite Beteiligung lokaler Akteure

Zusätzlich zur Entwicklung der digitalen Infrastruktur, der Verwaltung und des Tourismus widmet sich „Hüttis Digitale Agenda“ sieben weiteren Handlungsfeldern: Wirtschaft, Nachbarschaft, Mobilität, Gesundheit, Bildung, Bürgerbeteiligung sowie Kultur und Freizeit. Für jedes Handlungsfeld wurden bestehende Angebote identifiziert, mögliche Verbesserungen mithilfe der Digitalisierung in Bürgerforen diskutiert und klare Prioritäten sowie Etappenziele für die digitale Agenda gesetzt. Diese breite Beteiligung der lokalen Akteure hat sich dem Werkstattbericht zufolge aus Sicht des Amtes bewährt. Amtsdirektor Andreas Betz freut sich über die politische Rückendeckung frei nach dem Motto „Gestalten statt verwalten“. Insbesondere die Akzeptanz von lokalen Akteuren und Multiplikatoren sei ein entscheidender Faktor für das Gelingen des Projektes. Vor diesem Hintergrund wurde das Projektmotto „Hütti macht mobil!“ entwickelt.

„Hüttis Digitale Agenda“ wurde mit der Unterstützung von der Höhn-Consulting GmbH aus Kronshagen bei Kiel erarbeitet. Als erste digitale Agenda eines Amtes im Land Schleswig-Holstein zeichne sie sich schon heute durch innovative digitale Lösungsansätze aus, erklärt Amtsdirektor Betz. „Aufgrund der Kooperation mit dem Land Schleswig-Holstein und der Schirmherrschaft unseres Digitalisierungsministers Dr. Robert Habeck bin ich mir sicher, dass wir für viele Kommunen digitale Services entwickeln und einen Beitrag für die digital unterstützte Daseinsvorsorge für einige kommunalen Bedarfslagen und Interessensgruppen nachhaltig entwickeln werden.“


Foto oben: Windmühle Auguste am Wittensee im Naturpark Hüttener Berge. Amt Hüttener Berge.
Foto unten: „Hüttis Marktbus“ vom Amt Hüttener Berge.
Fotocredits: Amt Hüttener Berge.