Als Schlüsselprojekt und Wegbereiter für die Implementierung von 5G wird PMSE-xG derzeit von einem Konsortium aus verschiedenen Forschungs- und Industrieakteuren bearbeitet. In München fand kürzlich ein erster technischer Workshop zum Thema statt.

Bei der Veranstaltung am 01.12.2017 ging es vor allem um technische Rahmenbedingungen und die Möglichkeiten der Umsetzung von PMSE-xG im 5G-Ökosystem. So wurde das Konzept des Network Slicing, das auch für die Realisierung von PMSE-5G bedeutsam ist, ausführlich beleuchtet.

Was ist PMSE-xG – Anwendungsszenarien

Bei PMSE-xG handelt es sich um einen industrieübergreifenden Ansatz, der die 5G-Technologie für die wachsenden Anforderungen bestimmter Anwendungsfälle der Kreativ- und Kulturindustrie nutzbar machen soll. PMSE (Programme Making and Special Events) umfasst insbesondere zeitkritische (unterhaltende) Kommunikationsinhalte für viele Menschen. Dazu gehören Live-Veranstaltungen – inklusive der technisch aufwändigen Live-Produktion von Großereignissen – ebenso wie Konferenzen oder komplexe Filmverfahren, bei denen Material von unterschiedlichen Kameras zusammengeführt und verarbeitet werden muss. Drahtlose Lösungen sind in diesen Szenarien heute Standard, bedürfen aber aufgrund zunehmender Qualitätsanforderungen an Audio- und Videoinhalte immer größerer Bandbreiten. Erschwerend kommt hinzu, dass in den vergangenen Jahren eine Reihe von Funkfrequenzen an Mobilfunkanwendungen verloren gegangen sind.

PMSE-xG ist eine technische Lösung, die verschiedene Formen von PMSE-spezifischen Anwendungen über das 5G-Netz ermöglichen soll. Dabei werden für die Ton- und Bildübertragung und -bearbeitung bei Veranstaltungen zusätzlich zu den bislang genutzten Funkfrequenzen weitere Ressourcen bereitgestellt. Konkret geht es also um die Integration von Mikrophonen, Kameras, Bildschirmen, Lautsprechern, In-Ear-Monitoren, Mischpulten, Schnittplätzen, Fernsteuerungen oder auch speziellen Diensten für das Publikum bei Live-Events. All diese drahtlosen Systeme müssen in Live-Situationen zuverlässig und gleichzeitig funktionieren. Im Workshop wurde klar, welche wachsenden Anforderungen die PMSE-Branche an drahtlose Datenübertragung stellt.

Anforderungen an PMSE-xG

Mit PMSE-xG soll ein hochqualitatives lokales Netzwerk realisiert werden, das ein problemloses Zusammenspiel aller Anwendungen ermöglicht. Die technischen Anforderungen an PMSE-xG übersteigen die im 5G-Kontext häufig zitierten Anforderungen an URLLC (Ultra Reliable Low Latency Communication). Denn es geht bei PMSE-xG nicht nur um die verlässliche und schnelle Übermittlung einzelner Datenpakete wie bei URLLC, sondern zusätzlich um kontinuierliches Streamen, eine enge Snychronisation vieler unterschiedlicher Geräte und die Unterstützung hochqualitativer Gruppenkommunikation (Multicast).

Ein weiteres Thema der Veranstaltung waren LSA-Anwendungsszenarien (LSA = licensed-shared access) im Rahmen von PMSE-5G. Bei LSA-Modellen stellen sich die Nutzer von PMSE-Diensten gegenseitig für die Zeit der Anwendung ein Frequenzspektrum zur Verfügung. Basisstation und Kernnetzwerk werden dann vom Nutzer selbst installiert und betrieben. LSA wird als ein Schlüssel für die Nutzung von PMSE-5G in größerem Maßstab gesehen.

Die PMSE-Branche gilt aktuell – neben Anwendungen aus den Bereichen Mobilität, Medizin oder der industriellen Produktion – als wichtiger Treiber für die Entwicklung und Durchsetzung von 5G. Der Workshop verdeutlichte eindringlich die Potenziale, die 5G für hochspezialisierte Anwendungsszenarien wie PMSE birgt.

In der kürzlich erschienen Studie 5G – Entwicklungen, Herausforderungen und Potenziale, für den Zugang zu kommunaler Infrastruktur (PDF), die kürzlich von der aconium GmbH im Auftrag der Hessen Trade&Invest (HTAI) veröffentlicht wurde, sind weitere Informationen zum Thema 5G zu finden.


Foto: Veranstaltungsort des Workshops: Nokia Networks in München, 01.12.2017.
Fotocredit: aconium GmbH / Frank Kensy.