Der Breitbandausbau in der Bundesrepublik Deutschland schreitet voran. An vielen Orten im Land finden sich Baustellen, an denen Tiefbauunternehmen die notwendigen Leerrohre für die Schaffung leistungsfähiger Breitbandnetze verlegen, finanziert unter anderem durch das Bundesförderprogramm Breitband des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). Hierbei kommen verschiedene Verlegetechniken zum Einsatz, die entsprechend den Gegebenheiten im jeweiligen Landkreis ausgewählt werden. Mögliche bauliche Verfahren zur Schaffung einer Breitbandinfrastruktur sind das Pflügen und die Nutzung einer Grabenfräse, das Spühlbohrverfahren sowie das Trenchingverfahren. Auch die Nutzung bestehender Rohrinfrastrukturen bietet bei entsprechender Vorprüfung eine Möglichkeit, um Breitbandkabel zu verlegen.

Für den Breitbandausbau wählen die Gemeinden, Städte, Landkreise und Kommunen die passenden Verfahren entsprechend der jeweiligen Gegebenheiten vor Ort aus. Die Auswahlkriterien der Verlegemethoden beziehen sich dabei nicht nur auf die Beschaffenheit des Bodens, in dem Tiefbauarbeiten notwendig werden, sondern auch auf die möglichen Einschränkungen durch die Baustellen, die Kosten oder das Vorhandensein bestehender Rohrnetzinfrastrukturen. In der Regel werden in den Ausbaugebieten verschiedene Verfahren kombiniert, um eine flächendeckende Breitbandinfrastruktur zu gewährleisten.

Das Trenchingverfahren ist eine innovative Verlegemethode, da hier die Leerrohre auf einer relativ langen Strecke in geringer Tiefe direkt im Asphalt verlegt werden können. Ein Bordstein entlang der Asphaltkante dient als Stütze, sodass der Kanal, der in den Asphalt gefräst wird, nicht wegbrechen kann. Die Leerrohre sind durch die Asphaltdecke gut vor der Witterung geschützt.

Die Verfahren zum Einpflügen und der Einsatz einer Grabenfräse ermöglichen es, in kurzer Zeit auf einer langen Strecke Kabel zu verlegen. Bei diesem Verfahren ziehen die Baumaschinen einen Kabelgraben in den Boden, meist am Rand von Ackerflächen oder parallel zu asphaltierten Straßen in der unbefestigten Oberfläche. Darin werden die Leerrohre in mindestens 60 Zentimeter Tiefe für die Kabel verlegt.

Einige Landkreise wie Fulda in Hessen, Rottweil in Baden-Württemberg und Uelzen in Niedersachsen, die Förderung durch das Bundesförderprogramm Breitband erhalten, haben sich für den Einsatz des Spühlbohrverfahrens entschieden. Bei diesem Verfahren wird in einem etwa 100 bis 150 Meter langen Abschnitt ein Loch durch den Boden gebohrt. Je nach Bodenbeschaffenheit kann der entstehende Bohrkanal instabil werden, sodass beim Bohrvorgang eine Bohremulsion, die überwiegend aus Betonit und Wasser besteht, hinzugefügt wird, um die Stabilität des Bohrkanals zu gewährleisten. Mithilfe des Bohrers wird schließlich ein Leerrohr durch den Bohrkanal gezogen. Durch den geringeren Aufriss des Bodens und die damit entfallenden Baustellenstrecken können Kosten gespart werden.

Das Spühlbohrverfahren eignet sich für Regionen, in denen die Bodenoberfläche unberührt bleiben sollte oder Baustellen nur einen geringen Raum einnehmen können. Hierzu zählen beispielsweise Schutzgebiete oder schwer zugängliches Gelände mit erheblichen Höhenunterschieden.

Im Landkreis Fulda eignet sich diese Verlegemethode für das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön. Das Gebiet erstreckt sich über die Bundesländer Hessen, Thüringen und Bayern. Die ortsansässigen landwirtschaftlichen Betriebe und Gewerbe sowie der Tourismus arbeiten gemeinsam daran, die Vielfalt des Lebensraums in der Rhön zu erhalten und zu fördern. Hierfür wurde das Gebiet in verschiedene Bereiche aufgeteilt, in denen mehr oder weniger strenge Auflagen für die Bewirtschaftung gelten. Der Naturschutz spielt eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Region, die langfristig als Lebensraum für Mensch und Tier erhalten bleiben soll und nachhaltig hergestellte Produkte mit einem eigenen Qualitätssiegel vertreibt.

Für den Breitbandausbau im Landkreis Fulda bedeutete dies, dass die Eingriffe in Natur und Landschaft durch die Nutzung des Spühlbohrverfahrens minimiert wurden, um die sensible Biodiversität so wenig wie möglich zu beeinflussen. Dem Landkreis war es bei der Planung ein besonderes Anliegen, umwelt- und ressourcenschonende Techniken für den Breitbandausbau anzuwenden. Daher wurden neben dieser Methode zusätzlich stillgelegte Rohrnetzinfrastrukturen wie alte Trinkwasser- und Abwasserleitungen für den Breitbandausbau genutzt. Dieses Verfahren wird für den Breitbandausbau eher selten angewendet, da hierfür umfassende und sehr genaue Vorabprüfungen notwendig sind, um die Lage sowie den Zustand der stillgelegten Rohre zu erfassen und eine Eignung für die Kabel sicherzustellen.

Die Nutzung innovativer Verlegetechniken sowie besondere topologische oder geographische Schwierigkeiten im Ausbaugebiet werden unter anderem im Scoring-Modell berücksichtigt, das im Bundesförderprogramm Breitband zur Bewertung der Förderanträge Anwendung findet. Als beliehener Projektträger für das BMVI ist die Agentur für Technologie und Netzwerke KOM (aconium) treuhänderisch verwaltend für das Bundesförderprogramm Breitband als Bewilligungs- und Prüfbehörde tätig und muss auf die Einhaltung der entsprechenden Verfahren nach der Bundeshaushaltsordnung (BHO) und weiteren Vorschriften achten.

Das Scoring ist ein Punktesystem und dient dazu, innerhalb eines Aufrufs alle zulässigen Anträge auf Infrastrukturförderung im Wirtschaftlichkeitslücken- und Betreibermodell auf ihre Förderwürdigkeit hin zu überprüfen. Die Nutzung innovativer Verlegemethoden wird im Förderantrag positiv bewertet, da diese dazu beitragen, die Ausbau- und Verlegungskosten zu minimieren und den Mitteleinsatz effizient zu gestalten.

Die Arbeitsgruppe Digitale Netze des BMVI stellt in der Informationsbroschüre „Verlegetechniken für den Breitbandausbau“ weitere Verlegeverfahren von Leerrohren und Kabeln für Breitbandnetze in geringer Tiefe nach § 68 Absatz 2 TKG detailliert dar. Neben den jeweiligen Vor- und Nachteilen der Verlegemethoden gibt es dort Informationen zu den anzuwendenden Richtlinien und technischen Bestimmungen.


Foto oben: Ein Spülbohrer in Fulda.
Foto unten: Das Spühlbohrverfahren in Uelzen.
Fotocredits: aconium GmbH