Viele Landkreise und Kommunen profitieren bereits vom milliardenschweren Bundesförderprogramm Breitband. Zu ihnen gehört auch die nordrhein-westfälische Stadt Emsdetten im Landkreis Steinfurt. Nach der erfolgreichen Beantragung einer Bundesförderung für den Breitbandausbau in Höhe von 1.242.907 Euro begannen im März dieses Jahres die Tiefbauarbeiten für die Errichtung eines Glasfasernetzes. Im Stadtteil Veltrup trafen sich die kommunalen Vertreter und Projektkoordinatoren der Stadt sowie Vertreter der beteiligten Unternehmen zum symbolischen Spatenstich und formulierten die Ziele des Infrastrukturprojekts. „Eine gute Breitbandversorgung ist Voraussetzung für eine zukunftsfähige Landwirtschaft,“ erklärte Bürgermeister Georg Moenikes und betonte, dass die Stadt durch das schnelle Internet auch für junge Familien attraktiver werde. „Gerade für die Außenbereiche bedeutet die Glasfaser eine enorme Aufwertung“, fügte er hinzu.

Die Stadt Emsdetten gilt als Vorreiter beim Thema Breitband im Landkreis Steinfurt und erhielt als erste Kommune im Regierungsbezirk Münster den Bescheid über die abschließende Höhe der Zuwendung aus dem Bundesförderprogramm Breitband. Emsdetten hat eine flächendeckende Versorgung seiner Bürger mit hochleistungsfähigen Internetanschlüssen als eines der wichtigsten Ziele der kommenden Jahre ausgerufen. Die Fördermittel helfen der Stadt und den umliegenden Orten auf diesem Weg und ermöglichen eine flächendeckende Breitbandversorgung.

Der Breitbandausbau in Emsdetten wurde in drei Abschnitte aufgeteilt: Nach den Ortsteilen Veltrup, Austum und Hembergen folgen Isendorf, Aechterhoek und der Bereich Neuenkirchener Straße bevor die Ortsteile Ahlintel, Hollingen sowie Südring/Blumenstraße angeschlossen werden. Zu den 408 Haushalten und 64 Unternehmen, die dann Internetzugänge mit Übertragungsraten von mindestens 50 Mbit/s nutzen können, gehört auch der Ortslandwirt Heinrich Stegemann, dessen landwirtschaftlicher Betrieb und Familie sind zwischen Steinfurt und Emsdetten angesiedelt. Bisher arbeitete der Hof mit einer LTE-Lösung, bei der das Highspeed-Volumen bereits Mitte des Monats erschöpft ist. Dies soll nun der Vergangenheit angehören. „Die Kinder haben Probleme mit dem normalen Surfen und ich kann meine Meldungen an die Landwirtschaftskammer kaum machen. Gut, dass sich da jetzt etwas tut!“, erklärt Stegemann, der das Gigabitnetz herbeisehnt.

Digitalisierung nützt Landwirtschaft und neuen Arbeitsformen

Eine schnelle Internetverbindung ist für die tägliche Arbeit des Landwirts wichtig, um zum Beispiel Onlineüberweisungen zu erledigen und Meldungen über die Bewegung in den Tierbeständen sowie die Düngeplanung und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu empfangen. Mit der gigabitfähigen Netzanbindung wird der landwirtschaftliche Betrieb neue digitale Anwendungen nutzen können. Geplant ist beispielsweise die Realisierung digitaler Steuerungen von Klima- und Fütterungsanlagen gekoppelt mit verschiedensten Sensoren, die in Echtzeit Rückmeldung geben. Der Landwirt ergänzt: „Auch die Diagnose von erkrankten Tieren durch den Tierarzt, beispielsweise anhand von Hustengeräuschen, ohne die Gefahr der Ansteckung durch den Arzt ist bei entsprechender Technik denkbar.“

Schnelle Internetverbindungen sind die Voraussetzung für die derzeit in ganz Deutschland stattfindende digitale Transformation in der Landwirtschaft (PDF). Digitale Werkzeuge und Methoden ermöglichen den Landwirten, Prozesse wie Ernte oder Viehhaltung, aber auch die Organisation der Betriebe und die Vermarktung von Produkten grundlegend neu zu gestalten. Auch für die vom Strukturwandel nachteilig betroffenen Höfe hat Heinrich Stegemann Ideen und erklärt, wie diese nachhaltig weiter genutzt werden können. Gebäude könnten zu Büros umfunktioniert werden, sodass im Zusammenspiel mit der Breitbandzugangsinfrastruktur attraktive Arbeitsplätze im gut angebundenen Münsterland entstehen können. „Der Flächenverbrauch und die Belastung der Verkehrsnetze würden verringert“, führt Stegemann aus und zeigt damit einen Ansatz auf, wie die Möglichkeiten der neuen Arbeitswelt für die Entwicklung ländlicher Räume genutzt werden könnten (PDF).

Smart City Emsdetten

Neben dem Breitbandausbau der Region verfolgt Emsdetten auch eine Smart City-Strategie. Hier ist insbesondere das Thema Mobilität von Bedeutung. Bereits vor zwei Jahren trat die Stadt als erste Kommune im Landkreis Steinfurt dem „Zukunftsnetz Mobilität NRW“ bei, das die teilnehmenden Kommunen und Kreise dabei unterstützt, nachhaltige, sichere und effiziente Mobilitätsangebote zu entwickeln. Im gesamten Stadtgebiet finden sich heute öffentliche Ladesäulen für E-Fahrzeuge und Tankstellen für Pedelecs und E-Bikes. Die städtischen Maßnahmen im Bereich Mobilität befördern das positive Ergebnis der regelmäßigen Prüfung des European Energy Awards (EEA), der Emsdetten schon 2011 erstmals erhielt. Alle drei Jahre wird die Einhaltung der Kriterien in den Handlungsfeldern Entwicklungsplanung und Raumordnung, Kommunale Gebäude und Anlagen, Ver- und Entsorgung, interne Organisation, Kommunikation und Kooperation sowie Mobilität geprüft, um die europaweite Auszeichnung für Klimaschutz und Energieeffizienz einer Kommune erneut zu vergeben.

Der digitale Wandel eröffnet Emsdetten neue Chancen für wirtschaftlichen Erfolg und Internationalisierung. Damit bleibt die Stadt ihrem Motto „Emsdetten. Einfach. Machen“ treu.


Foto oben: Luftaufnahme der Innenstadt von Emsdetten.
Fotogalerie, Eindrücke aus Emsdetten: Ein Denkmal eines Wannenmachers, Blick auf die Kirche St. Pankratius in der Innenstadt, die Emsauenbrücke, der Morgentaubrunnen, der Berkemeyer-Kreisel, Blick auf den Bahnhof mit der „Alltagsfigur“ Helga.
Fotocredits: Stadt Emsdetten.