Am Landkreis Fulda zeigt sich exemplarisch, wie wichtig das Bundesförderprogramm Breitband gerade für den ländlichen Raum ist. Die Einwohnerverteilung in der osthessischen Region ist sehr ungleichmäßig. Während im verdichteten Raum rund um die Stadt Fulda auf 225 Quadratkilometern die Hälfte der Kreisbevölkerung lebt, sind die restlichen etwa 1.155 Quadratkilometer sehr dünn besiedelt. Nach Kreisangaben weisen die 17 Kommunen außerhalb der Stadtregion Fulda, des stadtähnlichen Kurorts Bad Salzschlirf sowie des Mittelzentrums Hünfeld eine Einwohnerdichte von 89 Einwohnern pro Quadratkilometer auf.

Zwischen den kleinen Ortsteilen und Weilern dieses dünnbesiedelten Raums liegen zum Teil große Entfernungen. Der Waldreichtum und die anspruchsvolle Topographie des Landkreises mit Höhendifferenzen von über 700 Metern erschweren Tiefbaumaßnahmen zusätzlich. Der freie Markt wollte daher den Landkreis Fulda nicht mit einer flächendeckenden Breitbandinfrastruktur versorgen.

Für Fälle wie diese, für Regionen, in denen ein privatwirtschaftlich gestützter Ausbau nicht gelingt, hat die Bundesregierung das Bundesförderung Breitband geschaffen. Der Landkreis Fulda war 2016 einer der ersten, der das Programm in Anspruch nahm. Seitdem begleitet die aconium GmbH das Ausbauprojekt. Landrat Bernd Woide: „Wir konnten die Herausforderungen im gemeinsamen Miteinander meistern – gerade auch wegen der jederzeit lösungsorientierten Hilfestellung durch die Mitarbeiter des Projektträgers aconium. Die Ergebnisse der gemeinsamen Pionierarbeit spiegeln sich mittlerweile auch in vielen anderen Projekten bundesweit wider.“

Zahlen, Fakten und Bedingungen – das Ausbauprojekt im Überblick

Der Landkreis plante kreisweit mit 150 Kilometer Tiefbauarbeiten. Gerade im Bereich des Biosphärenreservats Rhön kommen innovative Verlegetechniken wie das Spülbohrverfahren zum Einsatz, um Eingriffe in Natur und Landschaft zu minimieren und die sensible Biodiversität nicht zu beeinflussen. Um die Tiefbaukosten so gering wie möglich zu halten, nutzt der Landkreis Synergien. Leerrohre werden effizient im Zuge von geplanten Straßenbaumaßnahmen verlegt und Glasfaserleitungen in bestehende Trink- und Abwasserleitungen eingebracht.

Seit März 2017 erfolgen in den 13 vom Bundesförderprogramm Breitband geförderten Ausbau-Clustern Grabungen, das Verlegen von Leerrohren und Glasfaser sowie das Aufstellen von Multifunktionsgehäusen. Sechs der 13 Ausbau-Cluster sind bereits an das schnelle Netz angeschlossen. Zuletzt bekamen im Juni 2018 die bisher unterversorgten Teile der Stadt Tann sowie die Gemeinden Flieden, Hosenfeld und Neuhof schnelle Internet-Zugänge. Bis zum Jahresende 2018 sollen die „Weißen Flecken“ kreisweit beseitigt sein.

Das neue Netz ist dann Triple-Play-fähig, das heißt, Telefonieren, Surfen im Internet und Fernsehen werden gleichzeitig möglich sein. Insgesamt können nach Abschluss der Arbeiten 98 Prozent der Haushalte Datenübertragungsraten von mindestens 50 Mbit/s nutzen. Für Unternehmen stehen Anschlüsse bereit, mit denen Bandbreiten von 1 Gbit/s symmetrisch möglich sind. Für die zunehmend digitalen Arbeitsprozesse vieler Firmen der Region ist dies notwendig.

Verwaltung, medizinische Einrichtungen und Schulen profitieren

Auch öffentliche Einrichtungen machen mit. Die Kommunalverwaltungen von Ebersburg, Ehrenberg, Gersfeld, Rasdorf und Tann erhalten FTTH (Fibre To The Home)-Anschlüsse. Online-basierte Antrags- und Genehmigungsverfahren (E-Government) sind im Landkreis dann möglich.

Die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum steht angesichts des demografischen Wandels vor besonderen Herausforderungen. Im Sinne der Daseinsvorsorge ist die Digitalisierung medizinischer Einrichtungen daher wichtig. Das Klinikum Gersfeld kann durch die neu geschaffene FTTH-Verbindung datenintensive Telemedizinanwendungen nutzen. Sie sind ein probates Mittel für die Überbrückung von Distanzen zwischen Arzt und Patient. Im konkreten Fall kann das Klinikum Gersfeld mit dem zugehörigen Klinikum Fulda – einem Krankenhaus der Maximalversorgung – große Datenmengen austauschen. Dies verbessert die Gesundheitsvorsorge für den heilklimatischen Kurort Gersfeld in der Rhön enorm. Auch die Reha-Einrichtungen der Kleinstadt sowie die Fachklinik Neue Rhön in der Marktgemeinde Burghaun hängen an einem Gigabit-Anschluss. Das Gesundheitswesen im ländlichen Raum wird dadurch effektiver – davon profitieren die Krankenkassen und die Patienten.
Wie wichtig gerade die Anbindung von Bildungseinrichtungen an das Breitbandnetz ist, hat die Hessische Landesregierung in ihrem Strategiepapier „Digitales Hessen“ betont. Das Thema Bildung sei demnach ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Bewältigung der digitalen Transformation. Mit Hilfe des Bundesförderprogramms Breitband schließt der Landkreis Fulda alle seine Bildungseinrichtungen mit FTTH an. Insgesamt 78 Schulen werden nach Fertigstellung des Projektes Zugang zu Download- und Uploadraten von 1 Gbit/s und höher haben. Damit ist die Grundlage für digitale Bildungsangebote geschaffen.

Ausblick – mobile Internetnutzung, intelligente Mobilität

Der geförderte Ausbau in der Region ist derzeit auf einem guten Weg. Mit dem 6. Aufruf für Infrastrukturprojekte im Rahmen des Bundesförderprogramms Breitband und der Novellierung der Förderrichtlinie ergeben sich für den Breitbandausbau im Landkreis Fulda Möglichkeiten für Technologie-Upgrades. Ziel ist es, weitere Anschlüsse mit Datenübertragungsraten von 1 Gbit/s und höher zu realisieren. Vor allem touristische Ziele in der ländlichen Rhön und Anschlussnehmer in Weilern sollen davon profitieren, aber auch die mobile Internetverfügbarkeit soll verbessert werden.

Bürgerinnen und Bürger nutzen internetfähige Geräte immer häufiger mobil. Lokale Funknetze (WLAN) bieten solch einen mobilen Netzzugang und besitzen ein hohes Potenzial in Bezug auf gesellschaftliche Teilhabe sowie der Steigerung der Attraktivität von Gemeinden. Einige Kommunen im Landkreis Fulda haben bereits kommunale WLAN-Angebote realisiert, andere möchten ähnliche Projekte auf den Weg bringen. Da WLAN nur eine Technologie zur Übermittlung zwischen Netzabschlusspunkt und Endgerät ist, braucht es entsprechende Glasfaseranbindungen zu den sogenannten Access Points. Der Landkreis hat diesen Aspekt bei seinen aktuellen und zukünftigen Ausbauplanungen im Fokus – insbesondere auch im Hinblick auf die Kompatibilität für die 5G-Netze.

Für die Weiterentwicklung der Breitbandinfrastruktur setzt der Landkreis Fulda konsequent auf Glasfaser. Breitband-Beauftragter des Landkreises Fulda Christof Erb: „Durch strukturierte Planung und die Abschöpfung von Synergien bei der Mitverlegung wollen wir den Weg freimachen für den Gigabit-Landkreis. Ziel ist es, in den ländlichen Regionen eine flächendeckende Einspeisung und Nutzung mobiler Daten zu gewährleisten.“

So lassen sich auch Projekte der intelligenten Mobilität umsetzen. Im Landkreis Fulda ist eine engmaschige Versorgung durch den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nicht flächendeckend rentabel. Neue flexible Mobilitätskonzepte wie „Bus-Taxis“, die Haltestellen ausschließlich im Bedarfsfall anfahren, funktionieren nur über eine digitale Einbindung der Kunden und über die Darstellung von Zeitangaben und Routenberechnungen in Echtzeit. „Die Bereitstellung der Fahrgastinformationen wird nur möglich, wenn durch Hochgeschwindigkeits-Breitbandausbau eine Vernetzung auch mit privaten und gewerblichen Mitfahrgelegenheiten geschaffen wird“, sagt Erb. Auch elektronische Fahrkartenservices seien dann realisierbar. Der Landkreis Fulda hat die Weichen in Richtung Zukunft gestellt.


Foto oben: Blick vom Pferdskopf, etwa 6 Kilometer nördlich von Gersfeld.
Fotocredit: Rhön GmbH
Fotos Mitte: Christoph Erb (Breitband-Beauftragter des Landkreises Fulda, 3. v. l.), Klaus-Dieter Vogler (Bürgermeister von Dipperz, 4. v. l.), Bernd Woide (Landrat Landkreis Fulda, 5. v. l.), Manfred Henning (Regionalleiter für Hessen und Rheinland-Pfalz und das Saarland, aconium, 2. v. r.) mit Vertretern der ausführenden Telekommunikationsunternehmen bei der Inbetriebnahme des Ausbauclusters 4 am 28.03.2018 in Dipperz (Landkreis Fulda).
Ein Spülbohrer ist im Landkreis Fulda im Einsatz.
Fotocredit: aconium GmbH