Mecklenburg-Vorpommern investiert kräftig in den Breitbandausbau und die Digitalisierung der Unternehmen vor Ort. Das Bundesland an der Ostseeküste zählt im bundesweiten Vergleich zu den Vorreitern bei der Akquirierung von Fördermitteln aus dem Bundesförderprogramm Breitband des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). Insbesondere der Landkreis Rostock kann von den Bundesfördermitteln profitieren. Mit derzeit 15 Förderanträgen für verschiedene Ausbauvorhaben im gesamten Kreisgebiet zur Deckung einer Wirtschaftlichkeitslücke erhält der Landkreis Rostock für alle geplanten Breitband-Projekte insgesamt rund 139 Millionen Euro Bundesfördermittel. Das Geld soll in rund 2.700 Kilometer Tiefbauarbeiten fließen und in die Verlegung von Glasfaser. Ziel ist es, mehr als 63.000 Haushalte und über 4.000 Unternehmen im Fördergebiet mit Bandbreiten von mindestens 50 Mbit/s zu versorgen.

Mit dem Anschluss an das schnelle Internet können Unternehmer im Landkreis Rostock die Digitalisierung ihrer Betriebe voranbringen. Hilfe erhalten sie dabei vom Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Rostock, das kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) aus ganz Mecklenburg-Vorpommern bei der Digitalisierung unterstützt. Die zentrale Anlaufstelle für Gewerbetreibende aus dem Bundesland bietet Vorträge, Schulungen oder Workshops sowie E-Learning-Maßnahmen an und vermittelt Kontakte zu Experten und Netzwerken. Primär geht es darum, Ideen, Technologien, Wege und Strategien zur Digitalisierung an die Zielgruppe heranzutragen und die regionalen Unternehmen bei der Umsetzung der digitalen Transformation an die Hand zu nehmen.

Besonders wichtig ist die umfangreiche Begleitung der KMU durch das Kompetenzzentrum bei den ersten Digitalisierungsschritten. Dazu wird ein mehrstufiger Ansatz verfolgt, wie Geschäftsführer Andreas Müller erläutert: „Zunächst sollen in einem Informationsgespräch individuelle Ansatzpunkte beleuchtet werden, um dann in einem QuickCheck konkret herauszufinden, wo Defizite bestehen.“ In der nächsten Stufe können sich die Unternehmen mit ihren daraus abgeleiteten Digitalisierungsprojekten bewerben. Eine Jury wählt aus, welches Digitalisierungsprojekt durch das Kompetenzzentrum mit der Entwicklung einer individuellen Digitalisierungsstrategie, einer Umsetzungsplanung und der Suche nach möglichen Partnern begleitet wird.

Forschung und Innovation in der Regiopolregion Rostock

Im Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Rostock finden vor allem Unternehmen aus den Bereichen Gesundheit, Medizintechnik und Tourismus passende Ansprechpartner und Unterstützung. Durch enge Kontakte zu den vielen wissenschaftlichen Institutionen in der Region, wie der Hochschule Wismar, der Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V. oder der Hochschule Neubrandenburg, profitieren sie von den neuesten Forschungserkenntnissen und darauf basierenden digitalen Anwendungen. Beispielsweise baut das Fraunhofer IGD am Standort Rostock derzeit seine Kompetenzen im Visual Computing aus und forscht in den beiden Abteilungen „Visual Assistance Technologies“ und „Maritime Graphics“ an der Entwicklung von Softwarelösungen für die maritime Wirtschaft, Maschinen- und Anlagenbau sowie Informationstechnologie. Auch die IT-Initiative MV, der Branchenverband der IT-Industrie in Mecklenburg-Vorpommern, ermöglicht den regionalen Unternehmen eine direkte Vernetzung mit anderen Betrieben aus dem Bundesland und etabliert laut Müller „den direkten Draht in die Digitalisierungsbranche“.

Das Kompetenzzentrum in Roggentin profitiert von der unmittelbaren Nachbarschaft zur bevölkerungsreichsten Stadt Mecklenburg-Vorpommerns: der Universitäts- und Hansestadt Rostock. Die Stadt ist nicht nur ein wichtiger Forschungsstandort. Rostock unterstützt auch die Umsetzung digitaler Anwendungen für regionale Unternehmen und übernimmt damit in der Regiopolregion Rostock – der Zusammenschluss des Landkreises Rostock, der Hansestadt, der Gemeinde Ahrenshoop und der Stadt Ribnitz-Damgarten – eine Leuchtturmfunktion. Die bedeutendsten Wirtschaftszweige an der Ostseeküste sind Life Sciences, die maritime Wirtschaft, Informationstechnologie, Logistik sowie Luft- und Raumfahrttechnik. Rostock setzt außerdem auf erneuerbare Energien. Dafür ist die Stadt durch die Lage am Meer prädestiniert. Denn die Produktion von Strom aus Offshore-Windenergie in der Ostsee wird immer wichtiger. Der größte Arbeitgeber der Stadt ist derzeit die Universität mit der angeschlossenen Universitätsmedizin, der größten medizinischen Einrichtung des Landes Mecklenburg-Vorpommern.

Hansestadt Rostock als Anziehungspunkt für die Region

Der Tourismus spielt ebenfalls eine wichtige Rolle für die Wirtschaft des Landkreises und der Hansestadt. Die geschichtsträchtige Hafenstadt mit ihrer Backsteingotik ist ein Publikumsmagnet. Bei der alljährlichen Hanse Sail, dem weltweit größten Traditionsseglertreffen, lässt Rostock alte Traditionen aufleben. Zum diesjährigen Hansetag im Juni lud Rostock Besucher dazu ein, mehr über die historischen Wurzeln der Stadt zu erfahren.

Die Hanse der Neuzeit ist ein Beispiel für die anhaltende Bedeutung der partnerschaftlichen Zusammenarbeit der Hansestädte. Ursprünglich gründete sich die Hanse im 12. Jahrhundert als Schutz- und Handelsgemeinschaft von Kaufleuten aus Küstenstädten der Nord- und Ostsee. Damals diente sie der Absicherung des Handels im Mittel- und Nordeuropäischen Raum. Heute sieht sich „Die Hanse“ als Lebens- und Kulturgemeinschaft über Grenzen hinweg. Die 190 Städte – von Russland bis Island und von Frankreich bis Finnland – nutzen die Plattform, um die Tradition der Hanse des Mittelalters und der Renaissance fortzuführen und auf kultureller Ebene international zu kooperieren.

Die Stadt Rostock, die 2018 ihr 800. Jubiläum feiert, zeigte am diesjährigen Hansetag, wie Geschichte und Zukunft zusammengehen und präsentierte sich unter dem Motto „Einfach handeln!“ als innovative, kreative und weltoffene Universitätsstadt. Das spiegelt die Rolle der Stadt als wirtschaftliches Zentrum Mecklenburg-Vorpommerns wider.

„Ein zukunftsorientierter Breitbandausbau ist wesentlich für die Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben“

Indes plant das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Rostock sich inhaltlich breiter aufzustellen, sodass die Unternehmen der Regiopolregion von den Entwicklungen anderer Betriebe und Institute noch mehr profitieren können. „Neben aktuellen übergreifenden Schwerpunkten wie IT-Sicherheit, Datenschutz oder IT-Recht sind es Inhalte wie beispielsweise der Einsatz von IT-Lösungen in Tourismusunternehmen, Möglichkeiten zur Vernetzung niedergelassener Ärzte, Online-Marketing und –vertriebsmaßnahmen“, so Andreas Müller.

Voraussetzung für die angestrebten Digitalisierungsprojekte ist ein flächendeckender Breitbandausbau, wie er im Landkreis Rostock nun verwirklicht wird. „Ein zukunftsorientierter Breitbandausbau ist wesentlich für die Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben“, sagt Müller und begrüßt die Verwendung zukunftsorientierter Technologie in dem ländlich geprägten Landkreis, „damit regionale KMU auch außerhalb der städtischen Gebiete nicht vom technologischen Fortschritt abgehängt werden und auch zukünftig konkurrenzfähig bleiben. Die Digitalisierung betrifft alle Branchen, sodass Hochgeschwindigkeitsnetze die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Region stärken.“


Foto oben: Luftaufnahme von Rostock, Warnemünde und Hohe Düne.
Fotocredits: Thomas Häntzschel / Hansestadt Rostock / Fotoagentur nordlicht
Foto mitte: Eine Forscherin bei der Arbeit.
Fotocredits: Fotoagentur nordlicht / Hansestadt Rostock
Fotogalerie: Impressionen aus Rostock; das Rathaus (Fotoagentur nordlicht), der Neue Markt (Angelika Heim) und die Nordic Yards Warnowwerft (Frank Hormann / Fotoagentur nordlicht)