Der nordrhein-westfälische Kreis Soest hat im Mai dieses Jahres den Bescheid über die abschließende Höhe der Zuwendung des Bundesförderprogramms Breitband erhalten. Am 22. August startete der Breitbandausbau mit einem symbolischen Spatenstich in Soest-Röllingsen. Die 14 Kommunen des Kreises und die Kreisstadt Soest werden die Verbesserung der digitalen Infrastruktur unter anderem für die Digitalisierung der Verwaltung, für die Nutzung neuer Technologien im Bildungsbereich und zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes nutzen.

Landrätin Eva Irrgang stellte die Digitalisierungsstrategie des Kreises Soest im Rahmen der Veranstaltung „Wir sehen Land: digital! – Chancen der Digitalisierung für den ländlichen Raum“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und des Fraunhofer-Instituts für Experimentelle Software (IESE) vor. Irrgang: „Digitalisierung sollte sich nicht nur auf E-Government und Serviceleistungen der Kommunalverwaltung beschränken, sondern auch Raum und Gesellschaft erfassen.“ Die Voraussetzung für den Erfolg dieses Drei-Säulen-Modells sei die flächendeckende Breitbandversorgung.

Um alle Gewerbe- und Ortslagen, die bisher keine 30 Mbit/s erreichen können, an das schnelle Internet anzuschließen, setzt der Kreis auf den Ausbau mit Glasfaser und FTTP (Fiber-To-The-Pipe), die Nutzung von vorhandenen Kanalsystemen zur Verlegung der Kabel. Irrgang: „Wir sind stolz darauf, uns als erster Kreis in Nordrhein-Westfalen mit einem zukunftsfähigen Antrag durchgesetzt zu haben, der auf Glasfaser durchgängig bis in jedes Haus, also auf die so genannte FTTB (Fiber-To-The-Building)-Technologie setzt.“

Insgesamt erhält der Kreis Soest Bundesfördermittel für den Breitbandausbau in Höhe von knapp 10,32 Millionen Euro. Hinzu kommen 9,47 Millionen Euro Landesfördermittel sowie gut 842.000 Euro Eigenmittel. „Ohne die Förderung würde bei uns im ländlichen Raum der Breitbandausbau nicht funktionieren.“, so Irrgang. Der aus Fördermitteln finanzierte Open-Access-Backbone schaffe enorme Anreize für den freien Markt, sodass der privatwirtschaftliche Ausbau wieder attraktiver für die Telekommunikationsunternehmen werde.

Nach Abschluss der 485 Kilometer Tiefbauarbeiten und der Verlegung von 486 Kilometer Leerrohren sollen mehr als 9.000 Haushalte und 54 institutionelle Nachfrager, darunter 16 Rettungsdienstleitstellen, drei Schulen, ein Rathaus, zwei Jugendherbergen, ein Jugendzentrum, elf Kindertagesreinrichtungen, eine Polizeiwache, eine Recyclingstation, zwei Galerien und 16 Kulturzentren, Bandbreiten von mindestens 50 Mbit/s nutzen können. Weiterhin sollen für 770 Unternehmen Datenübertragungsraten von mindestens 1 Gbit/s zur Verfügung stehen.

Schnelles Internet macht die Menschen in Soest mobil

Unter anderem wird das Projekt Guide4Blind von den schnelleren Internetverbindung im Kreis Soest profitieren. Es richtet sich an Menschen mit Sehbehinderungen und besteht aus mehreren Apps:

  • Der „Soester BusGuide“ kann Busse identifizieren und Haltewünsche äußern.
  • Die Weiterentwicklung „Bus verbindet – Einfach Mobil“ erlaubt es dem Smartphone, direkt mit dem Bordcomputer der Linienbusse zu kommunizieren und die ausgelesenen Informationen akustisch an die Nutzer weiterzugeben.
  • Mit der App „Soester CityGuide“ ist es mithilfe von Navigationstechnik möglich, die 50.000 –Einwohner-Stadt Soest mit ihren Gassen und Winkeln per Audioguide zu entdecken.

Soest zählte im Mittelalter zu den bedeutendsten Hansestädten und profitierte früh von der guten Lage an der Handelsverbindung Hellweg. Durch die Salzgewinnung und Eisenverarbeitung betrieb die Stadt sogar internationalen Handel und stieg zu einer wichtigen Gewerbe- und Handelsstadt auf. Heute ist die Kreisstadt Mittelzentrum für die umliegenden Gemeinden und zieht mit ihrem alten Stadtkern viele Besucher und Menschen aus der Region an. Die unter Denkmalschutz stehenden Grünsandsteinkirchen und Fachwerkhäuser wurden in den letzten Jahren restauriert. Die Stadtumwallung ist noch fast vollständig erhalten und der Soestbach wird nach und nach wieder freigelegt. Bei den Investitionen Soests in nachhaltige Attraktivität für Bewohner und Besucher kommt auch die Nutzung neuer Technologien nicht zu kurz. Ein Beispiel ist die solarbetriebene Bahn für Stadtrundfahrten. Sie bietet Platz für 54 Personen und fährt mit maximal 25 Kilometer pro Stunde durch die Soester Innenstadt. Bei Regen kommt die Energie aus der Steckdose.

Unternehmen in Soest profitieren von der Digitalisierung

Die Wirtschaft in der Region Soest profitiert von der günstigen Lage. Im Kreis Soest sind Automobilzulieferer, Kunststoffhersteller, Nahrungsmittelerzeuger sowie Energie- und Gebäudetechnikunternehmen ansässig. Durch Anbindung an die A 44 sind auch Gewerbe aus den Branchen Logistik und Transport sowie Großhandel zu finden. Mit der seit 50 Jahren in Soest ansässigen Fachhochschule Südwestfalen bestehen seitens der Unternehmen Forschungs- und Kooperationsprojekte. Dort entstehen Zukunftsideen in Bereichen wie Elektrischer Energietechnik, Automatisierungstechnik oder Agrarwirtschaft.

Im Kreis Soest ansässige Unternehmen, die Unterstützung in den Themenfeldern Innovationsförderung, Technologie-Scouting, beispielsweise bei der Vermittlung zu aktuellen Forschungsprojekten, und im Innovationsmanagement benötigen, können sich an die Wirtschaftsförderung Kreis Soest GmbH wenden. Sie ist auch für den Bereich Internetversorgung und Digitalisierung ein wichtiger Partner, etwa bei der Vermittlung von Kooperationspartnern oder Experten für Digitalisierungsvorhaben.

Der Breitband-Check der Wirtschaftsförderung ermittelt den Ist- und Soll-Zustand des Breitbandbedarfs eines Unternehmens. Im nächsten Schritt erarbeiten die Experten die Breitbandversorgungsmöglichkeiten am jeweiligen Standort, auf dessen Grundlage die Unternehmen weitere Entscheidungen treffen können. Dabei wird auch die geplante Versorgung, beispielsweise im Rahmen des Bundesförderprogramms Breitband berücksichtigt.

„Durch die Bundesförderung bringen wir hier die Glasfaser bis zu jedem Unternehmen“, so Volker Ruff, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Kreis Soest. „Durch die Förderung und den aktuell stattfindenden Eigenausbau kommen wir auf 96 Prozent Abdeckung mit Anschlüssen von über 50 Mbit/s. Davon immerhin 12 Prozent als reine Glasfaser (FTTB).“

Der Breitbandausbau schafft im Kreis Soest derzeit die infrastrukturellen Grundlagen dafür, die bereits angestoßenen und noch in Aussicht stehenden Digitalisierungsprojekte weiter voranzubringen.


Titelfoto: Warstein, Kreis Soest, Nordrhein-Westfalen
Fotocredit: Hans Blossey
Fotos Personen: Landrätin Eva Irrgang (Kreis Soest), Fotocredit Thomas Weinstock; Volker Ruff (Wirtschaftsförderung Kreis Soest GmbH), Fotocredit: Wirtschaftsförderung Kreis Soest GmbH
Fotos unten: Eindrücke aus dem Kreis Soest (Möhnesee und Soester Marktplatz), Fotocredits: Hans Blossey