Die Region Hannover investiert derzeit umfangreich in die Digitalisierung. Neben Projekten und Initiativen aus dem Bereich Nachwuchsförderung, Ausbildung und Studium zur Erweiterung der Digitalkompetenz treibt sie insbesondere den Breitbandausbau voran. Die bevölkerungsreichste und flächenmäßig zweitgrößte Gebietskörperschaft Niedersachsens rüstet sich dadurch schon heute für die digitale Zukunft. Ulf-Birger Franz, Wirtschaftsdezernent der Region Hannover: „Sowohl Unternehmen als auch öffentliche Institutionen profitieren enorm von den Möglichkeiten der Digitalisierung. Sie fördert die inner- und außerbetriebliche Vernetzung von Menschen, Technologien und Informationen und verbessert die Interaktion von Mensch und Maschine über intelligente Systeme.“
In der Region sind vor allem Unternehmen aus den Branchen Logistik, Automobil- oder Energiewirtschaft, Informations- und Kreativwirtschaft angesiedelt. Der Breitbandausbau bildet für sie die Grundlage für die Entwicklung digitaler Strategien und Konzepte und schafft damit die Voraussetzung, um am Markt zu bestehen.
Breitbandausbau als Investition in die Zukunft
Unternehmen und Bürger in den 21 Städten und Gemeinden der Region Hannover sind auf leistungsfähige Breitbandinfrastrukturen angewiesen. Sie sind die Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und die Nutzung digitaler Anwendungen, etwa in den Bereichen Cloud-Computing, Industrie 4.0, Smart Home, E-Health, E-Government oder Telearbeit.
Für die flächendeckende und bedarfsgerechte Erschließung der Region koordiniert die Wirtschaftsförderung in enger Abstimmung mit den Gemeinden und Städten den Breitbandausbau vor Ort. Nach dem ersten Spatenstich in Neustadt-Hagen im März dieses Jahres sind die geplanten 89 Kilometer Tiefbauarbeiten derzeit in vollem Gange. Mit verschiedenen Verlegemethoden werden insgesamt 39 Kilometer Leerrohre verlegt. Das Infrastrukturprojekt wird durch Fördermittel aus dem Bundesförderprogramm Breitband des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) unterstützt. Der Bescheid über die abschließende Höhe der Zuwendung umfasst 1,15 Millionen Euro Bundesfördermittel zur Schließung einer Wirtschaftlichkeitslücke. Hinzu kommen 1,7 Millionen Euro Landesfördermittel vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie 343.482 Euro Eigenmittel aus den Städten und Gemeinden der Region. Durch das Infrastrukturvorhaben in der Region Hannover sollen 5.099 Haushalte, 286 Unternehmen und 27 Institutionen – darunter drei Schulen – Anschlüsse mit Datenübertragungsraten von mindestens 50 Mbit/s erhalten.
Bundessortenamt profitiert von schnellen Internetverbindungen
Zu den Nutznießern zählt auch das Bundessortenamt (BSA), dessen Hauptsitz in Hannover ist. Die Bundesbehörde ist für die Erteilung von Sortenschutz und -zulassung zuständig und unterstützt damit die vielfältigen Aktivitäten zur Förderung des Züchtungsfortschritts und der biologischen Vielfalt in Deutschland und auf internationaler Ebene. Die Prüfstelle Scharnhorst befindet sich in Neustadt am Rübenberge und liegt damit im Ausbaugebiet des Infrastrukturprojektes.
Für das Bundessortenamt spielt die Digitalisierung in der täglichen Arbeit über verschiedene Standorten hinweg eine wichtige Rolle. Nora Quett (Referatsleiterin im Bereich Kommunikation, Biopatent-Monitoring und Qualitätsmanagement beim BSA): „Effektives Arbeiten an der Prüfstelle Scharnhorst ist nur möglich, wenn große Datenmengen einfach zwischen den verschiedenen Standorten hin- und hergeschoben werden können.“
Die Prüfstelle Scharnhorst nutzt digitale Anwendungen aus dem Bereich der Landwirtschaft. „Mit Hilfe von geographischen Informationssystemen können die Parzellenversuche am PC maßgetreu und genau geplant werden“, erzählt Nora Quett. Für die auf diesen Plandaten beruhende GPS-Steuerung von Traktoren und Maschinen zur Aussaat und Pflege der Versuchsanlagen wird eine eigene RTK (Real Time Kinematic)-Referenzstation zur Positionsbestimmung genutzt. Damit lässt sich eine Genauigkeit von bis zu 2,5 Zentimeter erreichen. Zur Übertragung der Korrekturdaten ist eine gute Funk- oder Mobilfunknetzabdeckung erforderlich. Mithilfe dieser Technologie entfällt das zeitaufwendige Anlegen der Versuchsanlage mit Kalkwagen und Winkelspiegel. Der Ausbau des Hochgeschwindigkeitsnetzes in der Region Hannover durch das Bundesförderprogramm Breitband ermöglicht die Nutzung und vereinfacht die Arbeit des Bundessortenamtes: „Wir sind froh über jede Unterstützung unseres Anliegens, da so unsere Arbeit noch effektiver werden kann“, sagt Quett. Highspeed-Internet in der Region führe zu besseren Kommunikationsmöglichkeiten mit den Kunden und regionalen Dienstleistern des Bundessortenamtes.
Welche vielfältigen Möglichkeiten die digitale Transformation in der Landwirtschaft (PDF) bietet, hat die aconium GmbH vor kurzem in einem Dossier zur Digitalisierung beleuchtet.
Schnelles Internet als Standortfaktor
Wirtschaftsdezernent Franz hat die hohe Bedeutung leistungsfähiger Breitbandanschlüsse für Region mit ihren Unternehmen, Institutionen und den über 1,13 Millionen Einwohnern fest im Blick: „Das wird in Zukunft noch weiter zunehmen. Standortentscheidungen werden noch stärker an die Verfügbarkeit von schnellen Internetanschlüssen geknüpft werden, denn diese sind Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und gesellschaftliche Teilhabe. Durch den geförderten Breitbandausbau und durch den Eigenausbau der Telekommunikationsunternehmen wird ab 2019 ein Versorgungsgrad von 99,4 Prozent aller Adressen mit der von EU, Bund und Land definierten Aufgreifschwelle von mindestens 30 Mbit/s erreicht. Rund 80 Prozent der Adressen sind jetzt schon bis zu 400 Mbit/s im Download versorgt.“
Titelfoto: Luftaufnahme der Prüfstelle Scharnhorst des Bundessortenamtes (Fotocredit: Bundessortenamt).
Fotos im Text: Ulf-Birger Franz, Wirtschaftsdezernent der Region Hannover (Fotocredit: Region Hannover / Peter Hiltmann). Eine Erntemaschine auf dem Gelände der Prüfstelle Scharnhorst des Bundessortenamtes bei der Grasernte (Fotocredit: Bundessortenamt);