Wohnen wir in 100 Jahren alle in Wolkenkratzern? Eilen wir in Flugtaxis von Termin zu Termin? Kommt das Mittagessen aus dem 3-D-Drucker? Ganz ehrlich: Wer diese Fragen heute zutreffend beantwortet hat, wird sich wohl erst in 100 Jahren mit Bestimmtheit sagen lassen. Doch in welche Richtung sich das Leben in der Stadt in den kommenden Jahrzehnten entwickeln wird und welche Technologien das Zeug haben, die Stadt der Zukunft und ihre Bewohner*innen zu prägen – darüber können Experten sehr wohl schon heute verlässliche Aussagen treffen. Für das aktuelle „+3“-Magazin in der „Süddeutschen Zeitung“ beantwortet Tim Brauckmüller, Mitglied im Gesamtvorstand der Initiative D21 und geschäftsführender Gesellschafter der aconium GmbH, gemeinsam mit anderen Experten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft genau diese Frage: Wie sieht die Stadt in 100 Jahren aus?

Seine These: Mensch und Maschine werden koexistieren. Ob im Straßenverkehr mit automatisiert gesteuerten Leitsystemen oder in der kommunalen Verwaltung, die von Künstlicher Intelligenz (KI) entscheidend unterstützt werden wird. Das Miteinander von künstlicher und menschlicher Intelligenz wird die Stadt verändern – baulich, architektonisch und verkehrstechnisch. Doch Brauckmüller ist überzeugt: Bei allem digitalem Fortschritt werden auch in ferner Zukunft menschliche Intuition und Erfahrung eine wichtige Rolle spielen.

Wie sehr das Internet und digitale Anwendungen ihr Leben verändern, spüren die Menschen übrigens schon heute. Und sie stehen dieser Entwicklung überwiegend positiv gegenüber, wie der aktuelle D21-Digital-Index der Initiative D21 belegt. Demnach ist mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) der Meinung, dass er oder sie persönlich von der Digitalisierung profitiert. Doch nicht nur das Bewusstsein für die Vorteile des digitalen Wandels wächst – auch das Tempo legt laut der von der aconium GmbH unterstützten Gesellschaftsstudie zu. Nicht zuletzt durch die Folgen der Corona-Pandemie – weniger physische Begegnungen zwischen Menschen, beruflich wie privat – sehen die Autor*innen der Studie das Jahr 2020 als Jahr der digitalen Transformation.

Angesichts der zu erwartenden Koexistenz von menschlichem Geist und KI erscheint es umso wichtiger, die Menschen fit für die digitale Wissensgesellschaft zu machen. Erfreulich in diesem Zusammenhang: Laut D21-Digital-Index wächst quer durch alle Altersgruppen der Anteil derer, die beim digitalen Wandel mithalten und sich souverän in der digitalen Welt bewegen können. Bildung ist der Schlüssel – und die Digitalisierung im Bildungswesen für die große Mehrheit der Befragten (78 Prozent) von zentraler Bedeutung.

Die Initiative D21

In der Initiative D21 haben sich rund 200 Unternehmen und Institutionen sowie Beteiligte aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft zu einem Netzwerk für die digitale Gesellschaft zusammengeschlossen. Die aconium ist langjähriger Partner des gemeinnützigen Vereins. Mit dem D21-Digital-Index bildet die Initiative seit 2013 jährlich den Digitalisierungsgrad der Gesellschaft in Deutschland ab.