Digitales Lernen ist eines der Schwerpunktthemen auf der am Montag gestarteten Bildungsmesse didacta. Warum die Digitalisierung der Schulen kein temporäres Phänomen, sondern die Zukunft ist, erläutert aconium-Geschäftsführer Tim Brauckmüller im Interview mit der Messe.

Was bleibt von der Digitalisierung, wenn die Corona-Pandemie abflaut? Wenn es nach Tim Brauckmüller geht, eine ganze Menge. Deutschland verfüge zwar bereits über „ein sehr gutes Schulsystem, was auch damit zu tun hat, dass wir uns im Präsenzunterricht sehr viel Mühe geben“, sagte der geschäftsführende Gesellschafter der aconium GmbH im Rahmen eines Interviews mit der didacta, die in diesem Jahr vom 10. bis 12. Mai voll digital stattfindet. Aber: „Corona führt uns vor Augen, dass die Politik die Digitalisierung der Schulen schon längst hätte vorantreiben müssen, unabhängig von der aktuellen Situation.“ Umso befremdlicher empfinde er die Annahme einiger Politiker, nach Ende der Pandemie gehe es einfach zurück in den gewohnten Schulalltag. Für Brauckmüller, der auch Mitglied im Gesamtvorstand der Initiative D21 ist, ist vielmehr klar: „Wir werden die Schraube nicht mehr zurückdrehen.“

Eine der Grundvoraussetzungen für die Digitalisierung des Unterrichts sei schnelles Internet. Hier habe Deutschland in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht, betont Brauckmüller. Er erwarte, dass bereits im kommenden Jahr jede Schule über einen Gigabit-Anschluss verfügt. „Allein in der Bundesförderung sind 11.000 Schulen und Institutionen, die gerade Gigabit-Anschlüsse erhalten.“ Notwendig sei jedoch eine ausreichende Baukapazität, weil nicht alle Schulen so leicht angeschlossen werden könnten.

Skandinavien und Estland zeigen, wie Digitalisierung geht

Damit die Schulen hierzulande die Aufholjagd in Sachen Digitalisierung erfolgreich gestalten können, hält Brauckmüller neben der Technik auch den Faktor Mensch für entscheidend. Es sei nicht die Aufgabe von Lehrerinnen und Lehrern sich mit der IT-Struktur von Schulen auseinanderzusetzen. Wie in Unternehmen müsse es dafür auch in Schulen Spezialisten geben. „Lehrkräfte müssen zunächst die Hard- und Software kennen, die sie einsetzen.“ Hier braucht es nicht nur Schulungen, sondern gleichzeitig Plattformen, auf denen sich Lehrer*innen untereinander über neue Methoden und Tools austauschen könnten.

Entscheidend für das Gelingen der Digitalisierung an deutschen Schulen ist für Brauckmüller vor allem aber auch: Offenheit. Er sehe eine große Bereitschaft auf Seiten der Lehrenden, die digitale Schule zu verwirklichen. Im Zusammenspiel mit Eltern und Schulträgern könne man schnell vorankommen. Unter einer Bedingung: „Wir dürfen nur nicht die Arroganz besitzen, nicht von anderen lernen zu wollen.“ Als Positiv-Beispiele schweben Brauckmüller vor allem Estland oder die skandinavischen Länder vor.

Zu Gast auf Europas größter Bildungsmesse

Vom 10. bis 12. Mai 2021 führt die didacta als Europas führende Bildungsmesse Lehrkräfte, Erzieher*innen, Ausbilder*innen sowie Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen. Zentrale Themen sind in diesem Jahr unter anderem Schnelles Internet und digitale Transformation. Über den aktuellen Stand diskutierte Tim Brauckmüller dazu am Montag, 10. Mai, auch im Rahmen einer Panel-Debatte mit weiteren Experten: Irmgard Mühlhuber (Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung), Jürgen Böhm (VDR Verband Deutscher Realschullehrer) und Björn von Feder (stashcat GmbH).

Das vollständige Interview mit Tim Brauckmüller findet sich auf den Seiten der didacta.