Immer mehr Menschen in Deutschland nutzen das Internet. Diese und viele andere Erkenntnisse liefert der Digital-Index der Initiative D21. Die von der atene KOM als Partner unterstützte Studie erforscht seit dem Jahr 2013, wie die deutsche Gesellschaft mit den Herausforderungen der Digitalisierung umgeht. Die Resultate werden mit einer Kennzahl zusammengefasst, die den Grad der Digitalisierung repräsentieren soll. Für das Studienjahr 2022/23 beträgt diese Kennzahl 57 von 100 Punkten. Hierbei auffällig: Die Anzahl der Internetnutzer:innen nahm unabhängig vom Alter und der Bildung auch dieses Jahr zu.

Niedrigstand bei Nein-Sagenden

Der Trend der letzten Jahre setzt sich fort, denn auch in 2022 stieg die Anzahl der Personen ab 14 Jahren, die Zugang zum Internet haben. So nutzen 93 Prozent der Befragten das Internet für berufliche oder private Zwecke – ein neuer Höchstwert. Als besonders erfreulich zeigt sich bei einer genaueren Betrachtung, dass der Prozentsatz der Internetnutzer:innen unabhängig vom Alter ansteigt, denn in allen Alterssegmenten sind die Werte so hoch wie nie. Je nach Altersgruppe benutzen zwischen 66 Prozent und 98 Prozent der Deutschen das Internet. Für den Zugang zum Internet wird nach wie vor am häufigsten das Smartphone verwendet (89 Prozent), gefolgt vom Laptop (65 Prozent) und dem Smart TV (52 Prozent). Im Schnitt nutzen die Bürger:innen 3,6 Endgeräte. So wie die Anzahl der Internetnutzer:innen steigt, so sinkt auch die Anzahl an konsequenten Offliner:innen. Nur noch 7 Prozent der Gesamtbevölkerung haben kein Interesse am Internet, 2 Prozent weniger als im Vorjahr.

Meta und Google ungebrochen beliebt

Mit dem steigenden Zugang zum Internet nimmt auch die Nutzung von Computer- und Internetanwendungen zu. Dabei setzen die meisten Deutschen (90 Prozent) Suchmaschinen ein, um Schlagworte zu suchen, dicht gefolgt von Online-Shopping-Diensten (86 Prozent) und Instant-Messaging-Diensten (84 Prozent). Mehr Nutzer:innen bedeuten auch mehr potenzielle Profile in den sozialen Netzwerken. So nutzen inzwischen 86 Prozent der Befragten Social Media, wobei sie sich im Schnitt auf 3,3 Plattformen bewegen –WhatsApp, Youtube, facebook und Instagram stehen dabei weit vorn.

Vertrauen in digitale Dienste steigt

In den Befragungen spiegelt sich jedoch auch eine weitere Entwicklung wider: Je mehr Menschen das Internet nutzen, desto größer wird der mentale Druck auf diejenigen, die sich nicht sicher im Netz bewegen. So geben 79 Prozent der Befragten an, dass sie denken, dass man „Ohne Grundkenntnisse der Digitalisierung kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt“ habe. Gleichzeitig sank die Zahl derer, die denken, dass sie persönlich insgesamt von der Digitalisierung profitieren um 4 Prozentpunkte auf 55 Prozent. 30 Prozent der Befragten empfinden Druck, mit den digitalen Entwicklungen Schritt halten zu müssen. Bei aller Skepsis gibt es jedoch auch Positives. So sehen immer weniger Menschen die Digitalisierung als eine Gefahr für die Demokratie (20 Prozent) und der Anteil derer, die gar kein Vertrauen in viele genutzte digitale Dienste und Anwendungen hatten, sank um 13 Prozentpunkte auf 31 Prozent.

Schlüsselkompetenz Resilienz

Ob Menschen der Digitalisierung offen gegenüberstehen, hängt davon ab, wie sie mit den einhergehenden Veränderungen umgehen können. Deshalb ist die Frage nach der individuellen und gesellschaftlichen Resilienz ein Fokus der D21-Befragung gewesen. Resilienz beschreibt die Fähigkeit, sich Veränderungen erfolgreich anzupassen. Hierbei ist es erfreulich, dass eine Mehrheit von 64 Prozent der Befragten über wichtige Resilienzfaktoren verfügt, was ihnen erlaubt, den zukünftigen Veränderungen selbstsicher entgegenzublicken. So können die Befragten beispielsweise ihre eigenen digitalen Kompetenzen kritisch einschätzen und haben eine Vorstellung davon, dass diese Fähigkeiten in Zukunft zunehmend benötigt werden. Dies geht aus der Sonderfrage der aconium GmbH hervor: Auf die Frage „Was glauben Sie: Welches Niveau an Fähigkeiten wird unerlässlich sein, damit Menschen im digitalen Wandel nicht abgehängt werden?“ antworteten etwa ein Viertel der Bevölkerung, dass zukünftig noch viel komplexere Fähigkeiten notwendig sein werden.

Digitalisierung – Chance für die Demokratie?

Die Studie gibt zusätzlich Aufschluss darüber, welche Chancen und Risiken für die Demokratie die Befragten in der Digitalisierung sehen. Knapp mehr als die Hälfte der Teilnehmenden sieht ein positives Potenzial der Digitalisierung im Bezug auf die Koordination von Hilfsaktionen bei Überflutungen oder der Corona-Pandemie. Als größtes Risiko sehen rund zwei Drittel der Befragten gezielte Falschmeldungen im Internet. Dies deckt sich mit den 61 Prozent der Befragten, die schon einmal mit Desinformationen im Netz konfrontiert worden sind. Im Gesamtbild ergibt sich jedoch eine Mehrheit aus 56 Prozent, die die Digitalisierung als eher positiv für die Demokratie empfindet.

Fragezeichen bezüglich Nachhaltigkeit

Auch auf Aspekte der Nachhaltigkeit ging die Studie ein. Hierbei fällt auf, dass die Bürger:innen Probleme damit haben, die Wechselwirkung von Digitalisierung und grünem Wandel zu verstehen. So geben 49 Prozent der Befragten an, dass es ihnen an Informationen über die Umweltauswirkungen ihrer digitalen Anwendungen mangelt. Stehen Bürger:innen vor der Wahl zwischen zwei vergleichbaren Produkten, sind sich 35 Prozent nicht sicher, ob sie eine teurere aber nachhaltigere Alternative nehmen würden. Auch bei den Maßnahmen für einen grünen Wandel ergibt sich ein gemischtes Bild: So sehen die Befragten mögliche erfolgsversprechende Maßnahmen im Setzen von Anreizen und Förderprogrammen (33 Prozent), in Investitionen in Forschung (33 Prozent), Selbstverpflichtungen der Industrie (31 Prozent), Regulierungen (30 Prozent) und internationale Abkommen (24%).

Arbeitswelt zunehmend digital

Die Digitalisierung macht auch vor der Arbeitswelt und Wirtschaft keinen Halt. Der Anteil der Digitalisierung an den Wertschöpfungsketten nimmt immer mehr zu. So sind 40 Prozent der zwischen 2005 und 2016 entstandenen Berufe in digitalintensiven Branchen entstanden. Damit gehen Transformationsprozesse einher, die auch die Zukunftsvorstellungen der Arbeitnehmenden beeinflussen. 80 Prozent der Berufstätigen stimmen der Aussage zu, dass ganze Berufe bis 2035 aufhören zu existieren. Gleichzeitig gehen 19 Prozent davon aus, dass sie selbst hiervon betroffen sein werden. Ob Berufe verschwinden, hat unter anderem damit zu tun, ob sich die Unternehmen auf den digitalen Wandel einstellen. Diesbezüglich zeigt die Studie, dass knapp mehr als die Hälfte der Berufstätigen bestätigen, dass ihre Arbeitgeber:innen sich auf den digitalen Wandel einstellen. Damit der Wohlstand auch in Zukunft gesichert ist, braucht es jedoch passende Bildungsangebote. Hier zeigt sich, dass nur 16 Prozent der Befragten im letzten Jahr von Arbeitgeber:innen bezahlte Schulungen und Weiterbildungen in Anspruch genommen haben. Darüber hinaus nimmt nur knapp ein Drittel der Befragten an, dass Schüler:innen die notwendigen digitalen Fähigkeiten vermittelt bekommen, um im internationalen Vergleich mithalten zu können.

Positive Bilanz

Tim Brauckmüller, Geschäftsführer der aconium GmbH, ordnet die Ergebnisse ein: „Es ist erfreulich, dass zunehmend mehr Menschen das Internet nutzen. Es bedeutet, dass es immer leichter fällt, Zugang zu schnellem Internet zu erlangen. Je einfacher der Zugang für Menschen zu digitalen Diensten ist, desto versierter gehen sie mit ihnen um – ihr Vertrauen in die eigenen digitalen Kompetenzen steigt und Hemmnisse werden abgebaut. Dies sind gute Voraussetzungen, den Grad der Digitalisierung der Gesellschaft weiter voranzutreiben. Darüber hinaus ist es sinnvoll, zusätzliche Bildungsangebote in den Schulen und in der Arbeitswelt zu ermöglichen, um die Resilienz der Gesellschaft zu steigern.“

Der D21-Digital-Index und die Initiative D21

Bei dem D21-Digital-Index handelt es sich um eine Gesellschaftsstudie. Sie wurde erstmals 2013 von der Initiative D21 veröffentlicht und stellt seitdem jährlich den Grad der Digitalisierung der Gesellschaft dar. Im Zeitverlauf gibt sie Aufschluss darüber, wie der digitale Wandel in der Deutschen Gesellschaft voranschreitet. Basierend auf einer empirischen Grundlage bildet Studie das Fundament für die Entscheidungsfindung politischer, wirtschaftlicher, zivilgesellschaftlicher und wissenschaftlicher Akteur:innen.

Die Initiative D21 ist ein Netzwerk für die digitale Gesellschaft. Sie bringt neben circa 200 Mitgliedsunternehmen und -institutionen auch Akteur:innen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen. Die aconium ist langjähriger Partner des gemeinnützigen Vereins D21 und überstützt den D21-Index als Partner.

Unter folgendem Link geht es zum vollständigen D21-Digital-Index 2022/23:
https://initiatived21.de/app/uploads/2023/02/d21_digital_index_2022_2023.pdf