Am 15. und 16. Mai 2017 fand in Brüssel das erste Treffen des europäischen BCO-Netzwerks (BCO=Broadband Competence Office) statt. Auf der Agenda standen die Kartierung der weißen Flecken, die Richtlinie zur Kostenreduzierung beim Breitbandausbau und die Nachfragebündelung. Das Breitbandbüro des Bundes nahm an der Veranstaltung teil, die auch eine Exkursion nach Nordfrankreich beinhaltete.

Das BCO-Netzwerk hilft der Europäischen Kommission, Probleme bei der Bereitstellung digitaler Infrastruktur und der Verteilung der dafür vorgesehenen Fördermittel zu identifizieren.

Ziele des Treffens waren:

  • Schaffung einer gemeinschaftlichen Diskussionsplattform für alle BCOs
  • Identifizieren gemeinsamer Herausforderungen und das Vorstellen und Teilen von Best Practice Beispielen
  • Bestimmung der wichtigsten Interessensgebiete für künftige Treffen und Schulungen

Kartierung weißer Flecken

Die Breitbandkompetenzbüros tauschten sich zu Methoden und Erfahrungen bei der Erfassung weißer Flecken aus. Auch wenn hier Unterschiede zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten existieren, werden doch zunehmend vergleichbare Methoden der Datenerfassung angewandt. Die Genauigkeit der Daten ist allerdings häufig ein Problem.

Eine Herausforderung ist vor allem das Abbilden künftiger Investitionen. Dies wirkt sich nicht zuletzt auf die Fördermittelsituation und ganz generell auf Maßnahmen von staatlicher Seite aus. Die Beihilfevorschriften verlangen eine Kartierung des Breitbandausbaus, um zu ermitteln, in welchen Regionen Fördermaßnahmen sinnvoll durchgeführt werden können. Je nach NGA-Ausbaustufe werden einzelne Regionen mit weiß, grau oder schwarz klassifiziert.

Als Folge des von der Europäischen Kommission initiierten Projekts European Broadband Mapping entsteht nun eine interaktive Onlinekartenanwendung mit der Daten zur mobilen und kabelgebundenen Konnektivität gesammelt und dargestellt werden können.

Richtlinie zur Kostenreduzierung

Die Breitbandkompetenzbüros befassten sich bei ihrem Treffen auch mit den Folgen der Richtlinie zur Kostenreduzierung. Die Richtlinie trat mittlerweile in den meisten Staaten in Kraft. Die Auswirkungen wurden jedoch noch nicht hinreichend analysiert, da es nicht möglich ist, den Einfluss der Richtlinie auf den Breitbandausbau vom Einfluss anderer Faktoren zu trennen.

Die branchenübergreifende Zusammenarbeit beim Breitbandausbau (beispielsweise zwischen Netzbetreibern und Dienstanbietern) steht vor wichtigen Herausforderungen, denn die Anreize für die Infrastrukturanbieter für eine Zusammenarbeit sind häufig nicht groß genug.

Die Richtlinie zur Kostenreduzierung wurde daher eingeführt, um die Investitionen in Breitbandinfrastruktur europaweit zu erhöhen und eine Markteinführung schneller Netze in Übereinstimmung mit den Zielen der Digitalen Agenda für Europa voranzutreiben. Eine Reduzierung der Ausbaukosten ermöglicht einen Ausbau digitaler Infrastruktur in Gebieten, in denen Ausbaumaßnahmen unter rein ökonomischen Gesichtspunkten nicht tragfähig wären.

Nachfragebündelung

Maßnahmen auf Seiten der Nachfrage werden in ganz Europa umgesetzt; in Dänemark beispielsweise von der Abteilung ICT, Infrastruktur und Politik des dortigen nationalen BCOs, der Danish Energy Agency. Das britische BCO – Broadband Delivery UK – stellte zu diesem Punkt spezielle Gutscheinsysteme vor. Auch wenn diese Maßnahme für einige Nutzer interessant sein könnte, spielen die Gutscheinsysteme insgesamt gesehen für die Breitband-Strategie Großbritanniens nur eine untergeordnete Rolle.

Strategien zur Nachfragebündelung sind ein Beispiel für politische Maßnahmen, die sowohl der Nachfrage- als auch der Anbieterseite nutzen. Programme zur Nachfragebündelung kombinieren die Nachfrage nach digitalen Anwendungen und Diensten und damit nach Breitbandzugängen potenzieller Kunden, um basierend darauf die Mittelbereitstellung zu optimieren. Während durch diese Maßnahmen einerseits die Verhandlungsmacht der Nachfrageseite gestärkt wird, garantieren sie andererseits genug Einnahmen für die Anbieterseite.

Hintergrundinformationen zum nationalen BCO in Deutschland


Fotocredit: aconium GmbH