Digitale Lösungen für lebenswerte und moderne Städte – zahlreiche Kommunen in Hessen wollen sich zu „Smart Cities“ wandeln.
Der Fokus liegt dabei nicht nur auf digitalen Dienstleistungen der Verwaltungen, sondern auch auf einer fortschrittlicheren und effizienteren Organisation der Infrastruktur und Daseinsfürsorge. Dies umfasst verschiedene Bereiche wie Mobilität, Grünflächenbewässerung und Gefahrenabwehr. Aber welche konkreten Vorteile ergeben sich für die Bürger:innen?
Smarte Verkehrssteuerung: Echtzeit-Infos per App für mehr Komfort
Wie voll ist der Bus? Passt ein Kinderwagen hinein? Ist er überhaupt pünktlich? Diese und weitere Fragen sollen Fahrgäste von Bussen in Stadt und Landkreis Fulda künftig bequem per App beantwortet bekommen – und das in Echtzeit.
Die Umsetzung erfolgt mittels Sensoren an den Eingangstüren der rund 160 in Fulda und im Landkreis verkehrenden Busse. Gleichzeitig ist vorgesehen, die Position der Busse mittels GPS jederzeit zu ermitteln und digital in Echtzeit darzustellen. Die Übermittlung der Standorte der Busse erfolgt über Apps, Hinweise an den Bushaltestellen sowie Dashboards der Kommunen und in der RMV-App. Das Projekt „Di@-Mobil“ zielt darauf ab, den öffentlichen Personennahverkehr in Stadt und Kreis kundenorientierter auszurichten und eine bessere Reaktionsfähigkeit auf Nachfrageschwankungen zu ermöglichen. Zur Umsetzung des Projekts hat die hessische Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus der Stadt Fulda eine Zuwendung in Höhe von 2,25 Millionen Euro für den ÖPNV bewilligt.
In Marburg erfolgt die Erfassung der Belegung von Behindertenparkplätzen in Echtzeit, um den Nutzer:innen eine zielgerichtete Ansteuerung zu ermöglichen. Kassel wiederum plant eine KI-gestützte Analyse von individuellen Bewegungsdaten. Ziel ist die Erkennung von Bewegungsmustern im Straßenverkehr sowie die Warnung vor möglichen Unfällen.
In Darmstadt ist die Einführung eines Ampelphasenassistenten vorgesehen, der zu einer Optimierung des Verkehrsflusses beitragen soll. Die Anwendung zeigt an, welche Ampel vor dem Fahrzeug rot wird und welche Geschwindigkeit gefahren werden sollte. So kann man vorausschauender fahren und gleichzeitig durch eine verringerte Beschleunigung den CO2-Ausstoß reduzieren.
In einigen hessischen Städten wird mittels Baumsensorik die Bewässerung optimiert
In Marburg hat der Fachdienst Stadtgrün und Friedhöfe ein innovatives Baummonitoring eingeführt. Dabei werden Parameter wie Bodenfeuchte, Bodenleitfähigkeit und Bodentemperatur erfasst. Diese Daten ermöglichen eine präzisere Steuerung von Bewässerung und Nährstoffgabe, was die Gesundheit der Bäume deutlich verbessert. Auch Kassel sammelt Daten zur Wurzelfeuchte, und in Darmstadt setzt man ebenfalls auf „Baumsensorik“. Dadurch kann Wasser gezielt dort verteilt werden, wo es tatsächlich benötigt wird.
Auch die Stadt Bad Nauheim verfolgt einen solchen Ansatz. Hier unterstützen Bodenfeuchtigkeitssensoren einen sparsamen und klimagerechten Wassereinsatz.
Smarte Abfallentsorgung
Die Kurstadt im Wetteraukreis plant die Leerung der Abfallbehälter besonders clever. Die Daten dafür kommen von Füllstandssensoren in den Abfallbehältern. In Kassel gibt es eine App, die Tipps zur Abfallvermeidung gibt und über die Füllstände informiert. Mehr als 100 Füllstandsensoren wurden bereits in den Kasseler Unterflur-Abfallsammelbehältern installiert, weitere sollen folgen.
Smarte Technologie gegen Starkregen: Fulda rüstet auf
Der Landkreis Fulda setzt im Kampf gegen Starkregen auf smarte Technologien. Seit Mai gibt es in allen 23 Kommunen ein System, das bei Starkregen Alarm schlägt. Dazu wurden 200 Sensoren installiert. Sie befinden sich in Abwasserkanälen, an Brücken, öffentlichen Gebäuden und an Gewässern. Die Messfühler messen Regen und Wasserstand und untersuchen, wie das Wasser in den Kanälen abfließt. Die Daten werden in Echtzeit in eine Cloud gespielt und mit aktuellen Messdaten und Wettervorhersagen verglichen. Auch künstliche Intelligenz wird bei der Auswertung der Daten eingesetzt.
Fulda geht digital: Bauämter starten in die Zukunft
Seit 2023 gibt es das Förderprojekt „Digitales Bauamt“ mit allen Bauämtern der 23 Städte und Gemeinden im Landkreis Fulda. In einem ersten Schritt wurden die Computer in den Bauämtern erneuert, wie der Landkreis mitteilt. Außerdem wurden Programme eingeführt, mit denen man Bauanträge digital ablegen und bearbeiten kann. Das größte Teilprojekt ist dabei die Digitalisierung von mehreren Hundert Metern Papiergrundstücksakten. Im Herbst sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.