Die digitale Vernetzung des Ortes Etteln im Kreis Paderborn wurde mit einer Auszeichnung gewürdigt. Das Dorf wurde vom weltweit größten Ingenieurverband für Elektrotechnik und Informatik (IEEE) im internationalen Vergleich als beste „Smart City“  prämiert – noch vor Hongkong. Der Ortsvorsteher von Etteln im Kreis Paderborn, Ulrich Ahle zeigt sich nach wie vor überwältigt und erhält Anfragen aus allen Ecken der Welt. Denn das 2.000-Einwohner-Dorf, ein Ortsteil von Borchen, verfügt über eine exzellente digitale Infrastruktur. Diese Bemühungen wurden nun in Pattaya, Thailand, mit einem Preis des IEEE gewürdigt.

IEEE steht für „Institute of Electrical and Electronics Engineers“, einem weltweit tätigen Berufsverband mit mehr als 400.000 Ingenieur:innen, Techniker:innen sowie Naturwissenschaftler:innen. Die Jury zeigte sich beeindruckt von den Entwicklungen in Etteln im Altenautal, die den Ausschlag für die Entscheidung zugunsten der Bewerbung aus Deutschland gaben.

Zu den digitalen Angeboten vor Ort zählen Dorf-Apps für die Vermittlung von Mitfahrgelegenheiten und das Aufgeben von Kleinanzeigen. In der Dorfmitte befindet sich ein Touchscreen, der die Bevölkerung mit aktuellen Informationen versorgt. Freiwillige bieten allen interessierten Bewohner:innen des Ortes Kurse für die Anwendung digitaler Technologien an. Die Befüllung des Altkleidercontainers wird zudem digital überwacht und es wurde eine Umweltdatenmessstation in Betrieb genommen. Des Weiteren stehen ein Elektro-Dorfauto sowie ein Elektro-Lastenrad, die beide mit dem Internet verbunden sind, zur kostenlosen Nutzung zur Verfügung.

Digitalisierung als Gemeinschaftswerk und Zukunftsstrategie

Die Entwicklung des Themas Digitalisierung wurde zum Markenkern des Ortes und ist ein seit mehreren Jahren andauernder Prozess, der von der Dorfgemeinschaft vorangetrieben wird. Ebenso wurden eigenhändig 30 Kilometer Glasfaserleitungen verlegt. Über 60 Personen haben mehr als 3.000 Stunden ihrer Freizeit investiert, um die genannten Maßnahmen umzusetzen.

„Ich bin sehr stolz auf das, was wir gemeinsam mit den vielen freiwilligen Helfern im Ort, aber auch mit Hilfe von Förderprojekten geschaffen haben“, sagt Ulrich Ahle, seit zehn Jahren Ortsvorsteher und wesentlicher Mitinitiator der „Smart City“ Etteln. Er bringt auch einen Teil der erforderlichen Expertise mit, denn hauptberuflich ist er erfahrener IT-Experte und Manager.

Das jüngste Projekt ist die Konzeption eines „Digitalen Dorfzwillings“ im Internet. Dadurch können Gefahrenlagen für eine Vielzahl von Menschen besser identifiziert werden. Die Visualisierung von Überflutungen in einem digitalen Dorfmodell ermöglicht eine präzise Analyse der betroffenen Gebiete, der Ursprungsorte des Wassers sowie potenzieller präventiver Maßnahmen. Infolgedessen wurde das Konzept für ein neues Baugebiet einer Revision unterzogen.

Des Weiteren werden Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität in ländlichen Gebieten durch Mittel des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft unterstützt. Die in Etteln gewonnenen Erfahrungen und Lösungen sollen daher nicht nur den anderen Ortsteilen der Gemeinde Borchen, sondern auch ländlichen Gemeinden in ganz Deutschland zur Verfügung gestellt werden.

„Alles was wir geschaffen haben, kann auch von anderen Dörfern verwendet werden“, sagt Ortsvorsteher Ahle. „Die meisten Lösungen sind lizenzkostenfrei verfügbar und wir helfen gerne. Wir haben schon dutzende andere Kommunen zu Besuch gehabt.“