Diese Konstellation prägte die beiden Veranstaltungstage des regionalen Wärmegipfels im Landkreis Lörrach am 20. und 21. November.
Im Mittelpunkt stand die Frage, wie regional koordinierte Wärmenetze zugleich Klimaanpassung, Versorgungssicherheit und regionale Wertschöpfung stärken können.
Derzeit arbeiten viele Kommunen in Deutschland daran, ihre Wärmepläne aus der Konzeptphase in konkrete Projekte zu überführen und die Wärmeversorgung effizienter, unabhängiger und klimaneutral zu organisieren. Entscheidend ist dabei nicht nur das Zielbild, sondern die Umsetzungsfähigkeit entlang von Zuständigkeiten, Investitionen und Betrieb.
Zentral ist dabei die Modernisierung bestehender Wärmenetze und die schrittweise Integration erneuerbarer Wärmequellen.
Für diese Vorhaben ist es sinnvoll, Regionen als zusammenhängende Handlungsräume zu betrachten und die verschiedenen kommunalen Planungen so zu verzahnen, dass Synergien vor Ort systematisch genutzt werden.
Mit Bestands- und Potenzialanalysen entstehen belastbare Zielszenarien und Maßnahmen für eine nachhaltige Wärmeversorgung vor Ort.
Im Auftrag des Zweckverbandes Breitbandversorgung Landkreis Lörrach entwickelt die aconium GmbH ein Organisationsmodell, das den Aufbau und Betrieb regionaler Wärmenetze strukturiert und kommunale Wärmepläne in tragfähige Projektpfade übersetzt.
Dazu gehören Wärmeplanungen, Finanzierungsmodelle und die Ausgestaltung von Organisationsformen, die kommunale und unternehmerische Akteure zusammenführen.
Unter Leitung von Tim Brauckmüller fand im November der erste regionale Wärmegipfel in Lörrach statt. Hier wurde erstmalig die Machbarkeitsstudie für einen übergreifenden Wärmeverbund im Landkreis Lörrach vorgestellt. Mehr als 100 Teilnehmer fanden sich am Standort der Evonik ein. Das Konzept beschreibt einen wirtschaftlich tragfähigen und schrittweise wachsenden Wärmeverbund, der auf Geothermie, industrieller Abwärmenutzung und der Einbindung forstwirtschaftlicher Ressourcen basiert und die regionale Wärmeversorgung grundlegend transformiert. Vorgestellt wurden hierbei industrielle Transformationsprozesse am Standort der Evonik durch Jörg Flakenberg und Dr. Stefan Rumpel, aber auch langfristige Entwicklungen z.B. durch Dr. Christoph Kost vom Fraunhofer IESE. Im Panel zur Finanzierung des Großvorhabens tauschten sich Experten über die Preisentwicklung im Energiemarkt aus und entwickelten finanzierbare Projektstrukturen. Vertreten waren hierbei u.a. Bruno Jordi (IWB – Industrielle Werke Basel), Klaus Preiser (badenova Wärmeplus), Maxi Sophie Kussatz (aconium GmbH), Alexander Sladek (EWS Schönau), Paul Kempf (Zweckverband Breitbandversorgung Lörrach).
Umweltministerin Thekla Walker, Lörrachs Oberbürgermeister Jörg Lutz, Jörg Falkenberg von Evonik, Dirk Sattur von badenova, Klaus Müller von naturenergie und Tim Brauckmüller von der aconium GmbH diskutierten die Rolle der Wärmenetze in einer langfristig tragfähigen Energie und Standortstrategie.
Eine präzise Einstiegsfrage strukturierte die Debatte: Unter welchen Bedingungen können Wärmenetze zum Rückgrat der regionalen Versorgung werden?
Die Diskussion machte deutlich, dass Wärmenetze ihre Wirkung nur dann voll entfalten, wenn Steuerungsstrukturen, Investitionen und technische Systemarchitekturen konsequent aufeinander abgestimmt sind und wenn regionale Akteure gemeinsame Standards für Planung, Bau, Betrieb und Erweiterung etablieren.
Die beiden Tage machten deutlich, wie viel Potenzial in regional abgestimmten Wärmelösungen steckt, insbesondere dann, wenn technologische, politische und wirtschaftliche Perspektiven frühzeitig integriert und gemeinsam weiterentwickelt werden.