Seit drei Jahren schon gibt es den „DigitalPakt Schule“. Dieser hat den Auftrag, in allen 16 Bundesländern die Digitalisierung der Schulen voranzutreiben. Am 27. September veröffentlichte die Initiative D21 die Studie „21st Century Schools“. Diese beleuchtet die aktuelle Lage des digitalen Schulunterrichts aus Sicht der Eltern.
Schüler:innen wachsen in einer digitalen Welt auf
Die Welt von heute ist digital. Daher müssen Schwerpunkte in der Bildung anders gesetzt werden. Für die heutige Generation ist es Alltag, digitale Geräte wie Desktop-PCs, Smartphones oder Tablets zu nutzen, über diese zu kommunizieren, online zu shoppen, Medieninhalte zu konsumieren oder Informationen einzuholen und sich aktiv in Social-Media-Kanälen einzubringen. Digitale Kompetenzen allerdings, die für den späteren Beruf wichtig sind, finden kaum Platz im Schüleralltag. Damit diese Fähigkeiten, neben den Grundkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen, gestärkt werden und Schüler:innen selbstbestimmt in einer modernen Gesellschaft agieren können, müssen weitere Anstrengungen in der Digitalisierung von Schulen unternommen werden.
Voraussetzungen für die Umsetzung müssen gegeben sein
Um die Ziele des Digitalpakts umzusetzen, braucht es an Schulen zwingend eine leistungsstarke und zeitgemäße Geräteausstattung und eine digitale Infrastruktur. Auf diesem Fundament lässt sich der alltägliche Unterricht aufbauen und nur dann können zukunftsgerichtete medienpädagogische Konzepte durchgeführt werden. Vor allem das Personal muss kompetent im Umgang mit digitalen Werkzeugen und deren Einsatz geschult werden. In der kürzlich veröffentlichten Studie der Initiative D21 sehen Eltern besonders Defizite in den digitalen Kompetenzen der Lehrkräfte, in der digitalen Infrastruktur sowie in der Leistungsfähigkeit der Schulen, digitale Unterrichtsmethoden wirkungsvoll einzusetzen.
Unterschiedliche Ergebnisse nach Bundesländern
Auffällig an den Ergebnissen der Studie „21st Century Schools“ ist, dass es zwischen den Bundesländern teils gravierende Unterschiede gibt. Bei der Frage, ob ihr Kind bereits mit digitalen Geräten gearbeitet hat, bejahten dies drei von vier Eltern – in Bremen 86 Prozent, in Nordrhein-Westfalen 81 Prozent. In Thüringen (63 Prozent) und Hessen (64 Prozent) hingegen ist die Nutzung von digitalen Geräten weniger verbreitet. Laut Studie ist der digitale Wandel im Bildungssystem nicht alleine auf dem „DigitalPakt Schule“ zurückzuführen, da der vermehrte Einsatz von digitalen Werkzeugen im Unterricht besonders während der Corona-Pandemie zu beobachten war.
Keine flächendeckende digitale Bildungsinfrastruktur
Großer Handlungsbedarf besteht im Ausbau der digitalen Bildungsinfrastruktur, die noch nicht flächendeckend in Deutschland vorhanden ist. Gerade einmal 62 Prozent der Eltern geben an, dass ihr Kind einen Interzugang an der Schule hat. In fünf Bundesländern hat sogar nur jede(r) zweite Schüler:in Zugang zum Internet. Aber auch bei den Spitzenreitern unter den Bundesländern Bremen (75 Prozent) und Berlin (71 Prozent) haben nicht alle Schulen Zugang zum Internet.
Bei der Geräteausstattung kommen vor allem Tablets (74 Prozent) gefolgt von Smartphone (72 Prozent) zum Einsatz. Die Studie macht auch deutlich, dass überwiegend private Geräte genutzt werden, vor allem mobile Endgeräte.
Staatsvertrauen und Digitalisierung gehören zusammen
In der Wahrnehmung der Eltern korreliert ihr Vertrauen gegenüber dem Staat mit der zentralen Aufgabe , für eine zeitgemäße Schulbildung zu sorgen: Glauben die Eltern, dass die Schule ihres Kindes Digitalisierung als Chance wahrnimmt, ist das Vertrauen zum Staat mit 62 Prozent viel höher, als wenn sie das der Schule ihres Kindes nicht zutrauen würden (12 Prozent).
Dr. Jens Brandenburg (Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung) sagte im Hinblick auf die Studie, dass die Digitalisierung von Schulen in der Wahrnehmung der Eltern angekommen ist und es Zeit ist, den Digitalpakt zu beschleunigen. Zuversichtlich fuhr er fort: „Die Digitalisierung bietet viele Möglichkeiten für die individuelle Förderung und zeitgemäße Lernmethoden. Diese Chancen wollen wir nutzen.“
Durchführung der Studie
An der Studie nahmen 2.353 Eltern mit mindestens einem schulpflichtigen Kind im Haushalt teil. Die Eltern konnten in einer Online-Befragung Antworten zu verschiedenen Themen, z.B. „Status Quo digitalgestützter Unterricht“, „Infrastruktur und Ausstattung“, „Umsetzung und wahrgenommene Wirkung“ etc. geben. Die Onlinebefragung war Teil des Studienprojekts „eGovernment MONITOR 2022“ und wurde vom Marktforschungsinstitut Kantar erhoben, die Ergebnisse sind auf Bundesebene repräsentativ.
Expert:innen wie Prof. Dr. Andreas Schleicher (Direktor der Abteilung für Bildung und Qualifikationen, OECD), Prof. Dr. Birgit Eickelmann (Professorin für Schulpädagogik, Universität Paderborn) und Beth Havinga (Mitgründerin und Geschäftsführerin, European Edtech Alliance) ergänzten die Studie mit ihren Einschätzungen.
Die vollständige Studie finden Sie hier zum Download:
https://initiatived21.de/app/uploads/2022/09/21stcenturyschools_studie.pdf
Über die Initiative D21 e. V.
Das Netzwerk für die digitale Gesellschaft – kurz Initiative D21 – bildet einen Zusammenschluss von rund 200 Mitgliedsunternehmen und -institutionen sowie Beteiligte aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft. Auch die aconium GmbH ist langjähriger Partner des gemeinnützigen Vereins D21.