Bei der Umsetzung von Breitbandprojekten werden unterschiedliche Methoden für die Verlegung der Glasfaserleitungen eingesetzt. Im Gegensatz zum „klassischen“ Tiefbau, im Rahmen dessen ein offener Graben ausgehoben wird und die Rohre mindestens einen Meter tief verlegt werden, kommen alternative Verlegetechniken mit geringerer Tiefe – und im Idealfall nahezu ohne große Baugrube(n) aus. Daneben lässt sich mit den modernen Verfahren Zeit und nicht zuletzt auch Geld sparen.
Im zweiten Teil unserer Serie „Alternative Verlegemethoden“ erfahren Sie mehr über das so genannte Trenching. Unter diesem Oberbegriff wird eine Vielzahl von Fräs- und Schneidverfahren zusammengefasst. In der Regel wird Trenching zur Verlegung von Leerrohren oder Kabeln in Böden genutzt, die von einer geschlossenen Oberfläche bedeckt sind (zum Beispiel Straßen oder Gehwege).
Für einen zügigen und kosteneffizienten Breitbandausbau kommt in vielen Ausbaugebieten der Bundesrepublik Deutschland das Trenching-Verfahren zum Einsatz. Die alternative Verlegetechnik ermöglicht kürzere Bauzeiten, spart hierdurch im Vergleich zum klassischen Tiefbau Kosten und reduziert die Beeinträchtigung von Anliegern durch Lärm, Schmutz oder Verkehrssperrungen erheblich. Lediglich ein schmaler Graben ist notwendig, um Leerrohre und Glasfaser zu verlegen.
Das innovative Trenching-Verfahren wird vorrangig in Geh- und Radwegen angewandt, eignet sich aber auch für Straßendecken und nicht befestigte Flächen, solange diese eine Breite von 60 cm und eine Tiefe bis 200 cm aufweisen. Somit kommt es sowohl inner- als auch außerorts zum Einsatz.
Im Gegensatz zum Spülbohrverfahren handelt es sich beim Trenching um offenen Tiefbau. Mithilfe einer Fräse wird ein schmaler Graben in den Untergrund gezogen, in den das ausführende Bauunternehmen Mikrorohre für die Glasfaserkabel legt. Nur alle 600 bis 800 Meter sind Schächte für das Einblasen der Glasfaserkabel notwendig. Dieser Vorgang erfolgt per Druckluft: Das Glasfaserbündel wird mehr oder minder in das leere Röhrchen eingeschossen. Anschließend wird der offene Bauabschnitt wieder verschlossen. Durch die abschließende Asphaltdecke sind Rohre und Kabel vor der Witterung geschützt.
Beim Trenching gibt es verschiedene Techniken, die sich in Verlegetiefe und -breite unterscheiden: das Nano-, Micro-, Mini- oder Macro-Trenching. Je nach Methode und Untergrund variiert die Verlegetiefe zwischen 10 und 80 Zentimetern. Die Grabenbreite kann sich zwischen 2 und 30 Zentimetern bewegen.
Nano-Trenching | Micro-Trenching | Mini-Trenching | Macro-Trenching | |
Grabenbreite | bis 2 cm | bis 12 cm | bis 20 cm | bis 30 cm |
Grabentiefe | bis 10 cm | bis 30 cm | bis 40 cm | bis 80 cm |
Nano-Trenching: Schnelle und kostengünstige Verlegung direkt im Straßenbelag
Die geringste Verlegetiefe und Grabenbreite hat das Nano-Trenching. Der schmale Schlitz wird direkt im Asphalt mit einem Fugenschneider hergestellt, um anschließend Mikrorohre einzubringen. Nachteil dieser sehr einfach realisierbaren Variante: Muss die Straße im Zuge von Baumaßnahmen aufgegraben und/oder der Straßenbelag erneuert werden, besteht das Risiko, die darin verlegte Glasfaser zu beschädigen.
Im Gegensatz dazu wird beim Micro-, Mini- und Macro-Trenching der nicht breiter als ein DIN-A4-Blatt breite Schlitz – meist am Straßenrand oder auf dem Gehweg – mit speziell konzipierten Fräsen ins Erdreich eingezogen. Auf diese Weise können mit dem Trenching-Verfahren pro Tag 250 bis 600 Meter bearbeitet und Glasfaserleitungen in die verlegten Mikrorohre eingeblasen werden.
Layjet: Fräsen, verlegen, neu verfüllen in einem Arbeitsgang
Bei der Verlegemethode des Trenchings gilt die noch recht junge Layjet-Technologie als besonders effizient. Die von der gleichnamigen österreichischen Firma erfundene und mittlerweile patentierte Methode hat das Potenzial, die Tagesleistung der Rohrverlegung im Vergleich zur komplett offenen Verlegung (offener Graben) bis zu verzehnfachen. Je nach Bodenbeschaffenheit seien zwischen 1,5 und 3 Kilometer verlegter Glasfaserleitungen pro Tag realistisch, versprechen die Österreicher.
Bei der Layjet-Technologie handelt es sich um ein „All-in-One-Verfahren“: Unabhängig von der Bodenbeschaffenheit wird in 50 bis 70 cm Tiefe ein exakt gerader Graben neben der Straße (im Straßenbankett) gefräst. Dabei wird im gleichen Arbeitsgang das Glasfaserrohr samt eines darüber liegenden Warnbands verlegt und der Graben wieder mit dem entnommenen und aufbereiteten Material aus dem Boden verfüllt. Direkt im Anschluss verdichtet ein spezielles Fahrzeug den Untergrund, der anschließend genauso tragfähig sein soll wie zuvor.
Vorteil dieser Methode ist, dass der Straßenkörper intakt bleibt und die Glasfaser über eventuell bereits vorhandene Leitungen – diese liegen in aller Regel tiefer im Boden – verlegt wird. Aufgrund der schnellen Bearbeitung des Bauabschnitts bleiben die Verkehrsbeeinträchtigung sowie die Lärm- und Staubbelastung minimal.
Christoph Hellmann, Breitbandkoordinator des Kreises Soest – auch hier unterstützt der Bund den Breitbandausbau mit Mitteln des Bundesförderprogramms Breitband in Verbindung mit einer Ko-Finanzierung durch das Land NRW –, zieht ein positives Resümee zur Glasfaserverlegung per Layjet: „In der Gemeinde Möhnesee wird die neue Verlegemethode zum ersten Mal im Kreisgebiet eingesetzt. Es hat einen großen Vorteil, gerade für die Anwohner, denn es bringt weniger Einschränkungen mit sich und es geht viel schneller.“
Trenching ist eine von mehreren kostensparenden Verlegetechniken – konkrete Auswahl von individuellen Bedingungen vor Ort abhängig
Insgesamt bietet sich Trenching deutschlandweit in vielen Ausbaugebieten an. Das Verfahren ist allerdings dann nicht empfehlenswert, wenn die Substanz des geplanten Bauabschnitts erhebliche Mängel aufweist, etwa größere Risse oder Unebenheiten. Auch wenn Straßen die Verlegestrecke kreuzen oder Versorgungsleitungen bereits bestehen, kommen je nach individueller Situation andere Verlegemethoden in Betracht, wie das Spülbohrverfahren oder auch eine oberirdische Verlegung. Für weite Strecken und unbefestigte Feld- und Waldwege ist das Pflugverfahren oft eine geeignetere Technik. Gerade im städtischen Bereich und für kurze Bauabschnitte punktet das Trenching als alternative Verlegemethode zur Verlegung von IT-Infrastrukturen durch den zeitsparenden, nachhaltigen und kosteneffizienten Ausbau.
Künftig sollen die verschiedenen Trenching-Methoden übrigens standardisiert werden: Das Deutsche Institut für Normung (DIN) will das Verlegeverfahren damit zu einem anerkannten Tiefbauverfahren machen, für das einheitliche Qualitätsnormen gelten.
Unsere Serie „Alternative Verlegemethoden“
DIN 18220 tritt in Kraft – Alternative Verlegemethoden genormt
Am 28. Juli tritt die DIN 18220 in Kraft. Vollständig trägt die Norm den Namen "DIN 18220:2023-08. Trenching-, Fräs- und Pflugverfahren zur Legung von Leerrohrinfrastrukturen und Glasfaserkabeln für Telekommunikationsnetze" und beschreibt detailliert die Verfahren für...
Klassische und alternative Verlegemethoden
Um den Ausbau der Glasfasernetze in ganz Deutschland zu ermöglichen, stehen den handelnden Akteuren eine Vielzahl von Verlegemethoden zur Verfügung. Die Verfahren sind je nach topologischen Eigenschaften und speziellen Projektanforderungen auszuwählen. Jede...
Roboter verlegen Glasfaser im Abwasserkanal
Ein Mitarbeiter bereitet den Roboter für den Einsatz vor. Pro Tag können zwischen 100 und 250 Meter Glasfaserkabel so verlegt werden.(Quelle: Fast Opti-com) Die Verlegung von Glasfaser durch Roboter in Abwasserrohren zählt zu den alternativen...
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