Welche Suchmaschine nutzen Sie? Machen Sie sich Gedanken zum Datenschutz? Kennen Sie Ihren Suchmaschinenfußabdruck?
Mit diesen drei Einstiegsfragen startete die hybride Diskussionsrunde in den Räumen des Basecamps in Berlin zum Thema „Open Search – Europas Internetsuche der nächsten Generation“, zu der das Niedersächsische Wirtschafts- und Digitalisierungsministerium in Kooperation mit der Open Search Foundation (OSF) am 22. Juni 2022 einlud. Moderiert wurde die Podiumsrunde von Digitalisierungsstaatssekretär Stefan Muhle, der mit Dr. Stefan Voigt (OSF) und Prof. Melanie Platz (Universität des Saarlandes und ebenfalls OSF), als auch mit dem vor Ort und online zugeschaltetem Publikum darüber diskutierte, wie eine Internetsuche der nächsten Generation aussehen kann und warum europäische Werte der Schlüssel für eine unabhängige europäische digitale Souveränität und Wirtschaft sind.
Suchmaschinen sind für die Internetnutzer das Gateway zu nahezu allen Diensten und Angeboten im Internet. Diese Plattformbetreiber sind jedoch alle jeweils von einem oder mehreren der vier zentralen großen Suchmaschinenbetreibern und deren globalen Internetindizes, in denen Webseiten katalogisiert und kategorisiert werden, abhängig. In Konsequenz seien diese somit die Gatekeeper für die Angebotsauswahl und Bereitstellung aller Inhalte des Internets und beeinflussten somit erheblich die Art und Weise, welche Inhalte und wie diese individuell dem einzelnen Nutzer ausgespielt würden, so die Podiumsteilnehmer. Eine freie und unabhängige Orientierung und Navigation im digitalen Raum sei somit de facto nicht gegeben, zumal keines der Indizeangebote im europäischen Wirtschaftsraum lokalisiert ist. Weiterhin wurde argumentiert, dass dieser Umstand ein immenses Potenzial für gewollte oder ungewollte Manipulation im Zugang zu Information und Wissen aufbringe und damit Meinungspluralismus und Informationsvielfalt als wichtige Eckpfeiler der Demokratie und einer übergeordneten allgemeinen digitalen Teilhabe behindere.
Daher verfolgt die Open-Search-Bewegung das Ziel in einem konzertierten und gemeinsamen Ansatz eine dezentrale und über verschiedene europäische Forschungseinrichtungen sowie institutionelle Akteure eine Infrastruktur für eine unabhängige, nachhaltige und transparente Internetsuche zu schaffen. So seien bereits über 50 Organisationen, die diesen Ansatz mit Nachdruck unterstützten, über ganz Europa verteilt bei Open Search on board, erläuterte Dr. Stefan Voigt. Jedoch reiche der rein infrastrukturelle Aufbau von Rechenzentren und die damit einhergehende Entwicklung von KI-basierten Suchalgorithmen nicht aus, um die Dominanz der bestehenden Angebote zu brechen. Vielmehr müssten auch die Nutzer befähigt werden, selbstbestimmt und souverän mit den bestehenden Angeboten im Netz umzugehen. Besonders die jüngsten Nutzer seien hier besonders an die Hand zu nehmen und sollten das Lernen über Medien statt mit Medien sich aneignen können, unterstrich Prof. Melanie Platz. So sähen die Curricula der Grundschullehrpläne zwar seit der Corona-Pandemie auch zunehmend digitale Nutzung und damit auch digitale Rechercheaufgaben im Internet durch die Schulkinder vor, jedoch ohne diese Mechanismen zu hinterfragen oder gar Suchkompetenzen aufzubauen.
Einig waren sich die Teilnehmer zum Abschluss des Podiums darüber, dass bei einem Gelingen der Etablierung einer europäischen Suchmaschinenalternative die große Chance bestünde, nicht nur eine europäische offene Internetsuche zu etablieren, sondern damit auch eine Vielzahl von digitalen Innovationen und qualitativ hochwertigen KI-Anwendungen entstehen könnten, um auf diese Weise den Wirtschaftsraum in Europa anzukurbeln. Flankierend gelte es zudem den Preis einer digital orientierten und selbstbestimmten heranwachsenden Generation über neue Konzepte in der digitalen Bildung zu ernten.