Als globaler Megatrend verändert die Digitalisierung nahezu alle Bereiche der Gesellschaft: Unsere Art zu kommunizieren und zu lernen, unsere Art uns fortzubewegen und zu reisen, unsere Wertschöpfung und unseren Konsum. Damit verbunden ist ein enormes Potenzial für die Entwicklung nachhaltigerer Gesellschaften – sei es durch die Vermeidung emissionsintensiver Mobilität, ressourcenschonende und effizientere Produktionsprozesse oder wachsende digitale Teilhabe. Gleichzeitig geraten in der Debatte auch zunehmend jene Aspekte der digitalen Transformation in den Blick, die im Widerspruch zu den globalen Nachhaltigkeitszielen stehen. Der enorme Energieverbrauch immer größerer Rechenzentren, von Algorithmen reproduzierte Benachteiligung bereits diskriminierter Gruppen oder die Machtkonzentration global agierender Tech-Konzerne, sind nur einige Beispiele hierfür.
Gleich mehrere Projekte und Initiativen der aconium GmbH nehmen derzeit dieses Spannungsfeld zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit in den Blick. Sie zeigen Perspektiven auf, wie Städte und Regionen die Chancen der Digitalisierung so nutzen können, dass sie eine ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltige Entwicklung vor Ort unterstützen anstatt sie zu konterkarieren.
Digitaler = nachhaltiger?
Ende November 2020 fand im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft und unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek die internationale Konferenz „Sustainable & resilient urban-rural partnerships“ statt. Die aconium war Mitausrichter einer Session unter der Leitfrage „Digitaler = nachhaltiger?“ Hierzu diskutierten Vertreter*innen von Städten und Universitäten aus Deutschland, Dänemark und dem Vereinigten Königreich miteinander, was Städte und Gemeinden tun können, um die Digitalisierung in den Dienst der Nachhaltigkeit zu stellen. Die Vorträge zeigten, dass auch auf lokaler und regionaler Ebene wichtige Beiträge zu den globalen Nachhaltigkeitszielen geleistet werden können, zum Beispiel bei der Nutzung von Echtzeitdaten zur Messung des kommunalen CO2-Fußabdrucks, durch die gezielte Förderung nachhaltiger und digital unterstützter Mobilitätslösungen oder die Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen bei ihrer digitalen Weiterentwicklung.
In der Diskussion wurde dabei deutlich, dass Kommunen und die örtlichen Gemeinschaften zum aktiven Mitgestalter ihrer Zukunft werden müssen. Dazu braucht es starke Partnerschaften mit anderen Sektoren und Regionen und ein verstärktes Augenmerk auf soziale Innovationen, um Menschen in ihrer Selbstbestimmung zu stärken und Begegnungsräume zu schaffen. Wenn es um ländliche Regionen geht, wurde zudem deutlich, dass bestehende Narrative aus der Smart-City-Debatte nicht einfach 1:1 übertragen werden können, sondern jeweils eigene, ortsgebundene Lösungsansätze gefunden werden müssen.
Auf dem Weg zu einer „intelligenten“ Raumentwicklung
Auch im Rahmen unseres Projekts „Integrierte Lösungen für smarte Regionen“ (iSmart) geht es darum, wie erfolgreiche integrierte Strategien für eine zukunftsfähige und nachhaltige Entwicklung „smarter Regionen“ aussehen können. In den vergangenen Monaten haben wir die Ergebnisse und Erfahrungen von 12 Interreg-B-Projekten mit deutscher Beteiligung im Themenfeld analysiert und zusammengetragen. Wir wollten wissen: Welche Vision haben diese Projekte von einer zukunftsfähigen und „smarten Region“? Und was braucht es, um diese Vision zu erreichen?
Aus den ersten Zwischenergebnissen wird deutlich: „Smarte“ Regionen nutzen die Chancen der digitalen Transformation ganz gezielt, um ökologische, soziale, wirtschaftliche, kulturelle und räumliche Belange miteinander in Einklang zu bringen. Die Bedeutung aktiver örtlicher Gemeinschaften und eines handlungsfähigen und gestaltungsfreudigen öffentlichen Sektors rücken dabei ganz besonders in den Blick.
Bis Mai 2021 geht es nun darum, auf Basis dieser Zwischenergebnisse eine gemeinsame Position zu erarbeiten, welche Schwerpunkte im Bereich der „intelligenten“ Regionalentwicklung in der Interreg-Förderperiode 2021–2027 sinnvoll und notwendig erscheinen. Dazu werden neben neuen Projektideen auch Kommentare zu den Interreg-B-Programmentwürfen erarbeitet und Empfehlungen zu Förderschwerpunkten an die deutschen Programmakteure gerichtet.
iSmart wird im Rahmen des Bundesprogramms Transnationale Zusammenarbeit als Andockvorhaben unseres Interreg-Nordseeraumprojekts CORA (COnnecting Remote Areas with digital infrastructure and services) vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat gefördert.
Mit digitalen Technologien den CO2-Fußabdruck verringern
In zwei ganz handfesten Anwendungsbereichen zeigen auch unsere Interreg-Projekte Stronghouse und LUCIA, wie digitale Technologien zur Treibhausgasreduktion beitragen können. Im Nordseeraum-Projekt Stronghouse verfolgt die aconium GmbH das Ziel, Smart-Home-Technologien und ihren Einfluss auf die Energieeffizienz von Wohngebäuden zu untersuchen und darzustellen. Im von der aconium GmbH unterstützten Ostseeraum-Projekt LUCIA wiederum helfen die Projektpartner Kommunen dabei, das enorme Potenzial energieeffizienter und „intelligenter“ Stadtbeleuchtungslösungen noch besser als bisher zu nutzen.
Auch in zukünftigen Projekten möchten wir Städte und Regionen dabei unterstützen, ihre digitale Zukunft so zu gestalten, dass die Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele vor Ort unterstützt wird.