Foto: Deutsche Bahn

„Wir wollen, dass die Menschen in Deutschland sagen: ‚Wow! Die Deutsche Bahn hat mich einfach, günstig, komfortabel und verlässlich ans Ziel gebracht‘“, verkündete Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer im Herbst 2018 als Zielsetzung.

Das soll durch die Digitalisierung des gesamten Bahnsystems gelingen – ein Mammutprojekt, das das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) gemeinsam mit der Deutschen Bahn auf den Weg gebracht hat. Mit dem Programm, einprägsam als „Digitale Schiene“ bezeichnet, soll unter anderem die flächendeckende Einführung neuer (digitaler) Leit- und Sicherungstechnik (European Train Control System – ETCS) sowie digitaler Stellwerke im gut 33.000 Kilometer umfassenden Eisenbahnnetz vorangetrieben werden. Zur Umsetzung hat die Deutsche Bahn 2019 eine eigene Tochtergesellschaft zur Digitalisierung des Schienennetzes gegründet – die Digitale Schiene Deutschland GmbH.

Bahn verspricht sich mehr Qualität und Kapazität, höhere Pünktlichkeit, geringere Kosten

„Digitale Stellwerke und die ETCS-Technologie sind die Grundlage für einen deutlich effizienteren Bahnbetrieb sowie ein Plus an Qualität, Verlässlichkeit und Pünktlichkeit“, unterstreicht die Bahn und geht zudem von deutlich geringeren Kosten für Betrieb und Instandhaltung aus, die für die bislang häufig noch analoge Technik anfallen – vom volkswirtschaftlichen Gewinn durch seltener auftretende Verspätungen und höhere Zuverlässigkeit der Verbindungen ganz zu schweigen.

Auch die Kapazität des deutschen Bahnsystems soll durch die Einführung der neuen Zugsicherung ETCS deutlich steigen: Die Bahn verspricht sich bis zu 20 Prozent mehr Verbindungen – und damit tausende Züge pro Tag mehr – auf dem bestehenden Netz, ohne hierfür neue Strecken bauen zu müssen. Hierdurch profitiert nicht zuletzt das Klima, indem mehr Güter auf die Schiene verlagert werden können.

Die Deutsche Bahn verspricht sich viel von der „Digitalen Schiene“
Grafik: Deutsche Bahn

Metropolregion Stuttgart wird Vorzeigeprojekt der „Digitalen Schiene“

Eines von drei Vorzeigeprojekten der „Digitalen Schiene“ – die beiden weiteren Projekte sind die Schnellfahrstrecke Köln-Rhein/Main sowie der transeuropäische Korridor „Skandinavien-Mittelmeer“ – soll die Metropolregion Stuttgart werden. Hier soll bis 2025 der erste digitalisierte Bahnknoten in Deutschland entstehen. Für das Vorhaben werden Investitionen in Höhe von 462,5 Millionen Euro veranschlagt.

Der Plan: Ab dem Jahr 2025 sollen die Züge des Fern-, Regional- und S-Bahnverkehrs im neuen Bahnknoten Stuttgart auf einem mit modernster digitaler Technik ausgerüsteten Netz fahren. Neben dem neuen Hauptbahnhof und weiteren Stationen sollen Strecken in einem Umfang von mehr als 100 Kilometern mit digitalen Stellwerken, dem Zugbeeinflussungssystem ETCS und hoch automatisiertem Fahrbetrieb ausgerüstet werden.

Künstliche Intelligenz hält auch im Bahnsektor Einzug

„SEMMI“ ist der „KI-Concierge“ der Deutschen Bahn und beantwortet einfache und häufig gestellte Fragen der Reisenden
Foto: Deutsche Bahn

Künftig wird es aber nicht bei ETCS und digitalen Stellwerken bleiben. So wird Zug um Zug auch Künstliche Intelligenz (KI) Einzug im Bahnsektor halten. Vom KI-gespeisten Service-Roboter „SEMMI“ (Sozio-Emphatische Mensch-Maschine-Interaktion), der sich direkt vor Ort um Kundenfragen kümmert, über die selbstlernende Störungsfrüherkennung bei Rolltreppen – hier nehmen akustische Sensoren Abweichungen der normalen Betriebsgeräusche wahr und alarmieren rechtzeitig einen Techniker – bis zum Projekt Intelligente Digitale Assistenz (IDA), bei dem ein System mit Hilfe von Bildern und Videos Abweichungen vom Normalzustand identifiziert und zum Beispiel eine Schneeräumung am Bahnsteig veranlasst sowie Graffiti oder Schäden an Zügen erkennt und meldet: Schon heute werden KI-Systeme bei der Deutschen Bahn erprobt und weiterentwickelt.