Eine leistungsfähige und stabile Internetverbindung spielt für die Digitalisierung der Schulen in Deutschland eine wichtige Rolle. Das Bundförderprogramm Breitband des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) fördert unter anderem den Anschluss von Schulen an das Breitbandnetz. In diesem Zusammenhang gelten Schulen als unterversorgt, wenn nicht jede Klasse über mindestens 30 Mbit/s verfügt. Schulgebäude, die diese Bandbreite nicht erreichen, können über den Förderantrag ihrer Kommune oder des Landkreises für das Bundesförderprogramm Breitband mit einer schnelleren Internetverbindung versorgt werden

Der Landkreis Wesel in der Metropolregion Rhein-Ruhr beabsichtigt mithilfe des Förderprogramms des BMVI zum Breitbandausbau einige Schulen, im 13 Städte und Gemeinden umfassenden Kreisgebiet, mit leistungsfähigeren Internetanschlüssen zu versorgen. Zur Deckung einer Wirtschaftlichkeitslücke erhält der Landkreis für den Breitbandausbau in den Gemeinden Alpen und Sonsbeck sowie der Stadt Xanten über 8,3 Millionen Euro Bundesfördermittel. Weiterhin fördert das nordrhein-westfälische Landesprogramm die Ausbaukosten mit 6,6 Millionen Euro. Der Landkreis bringt außerdem Eigenmittel in Höhe von 1,6 Millionen Euro auf. Im Rahmen des Infrastrukturprojektes sollen 316 Kilometer Tiefbauarbeiten umgesetzt werden. Neben 1.728 Haushalten werden 13 Institutionen, darunter sieben Schulen, eine Berufsschule, eine Pflegeeinrichtung und vier weitere Bildungseinrichtungen, von Übertragungsgeschwindigkeiten von 50 Mbit/s und höher profitieren.

Auch die Gesamtschule Xanten-Sonsbeck wird durch diesen Antrag des Landkreises Wesel für das Bundesförderprogramm Breitband von einer schnelleren Internetverbindung profitieren können. Bereits jetzt verfügt die anerkannte „Medienschule“ in der Stadt Xanten, der Römer-, Dom-, und Siegfriedstadt am Niederrhein, über ein umfangreiches Konzept zur Nutzung digitaler Medien zu Unterrichtszwecken. Die Gesamtschule verfolgt das Ziel, die im Unterricht angewendeten Lernprozesse zu optimieren und zeichnet sich durch eine gezielte Medienkompetenzförderung der Schülerinnen und Schüler nach dem Medienpass NRW aus. Digitale Medien werden also in den Unterricht integriert, um Fachinhalte zu vermitteln und zu vertiefen sowie das eigenständige Lösen von Aufgaben zu ermöglichen. Letztendlich steht dabei die individuelle Förderung der Schüler im Vordergrund. Informatiklehrer Christian Hauk begleitet den Fortschritt der Digitalisierung an der Gesamtschule Xanten-Sonsbeck und hebt hervor, dass sich die Schüler mithilfe der digitalen Endgeräte und Anwendungen im Unterricht selbständig informieren: „Die Schüler haben die Kompetenz, das richtige Medium für den gerade kommenden Lernfortschritt zu finden.“

Diese Kompetenz erreichen die Schüler an der Gesamtschule zuerst im verpflichtenden Informatikunterricht in den Klassenstufen 5 und 6. Hier erlernen die Schüler verschiedene Programme mit selbsterstellten Lernvideos und wenden diese ab da in verschiedenen Fächern an. Außerdem machen sie den sogenannten Handyführerschein, der „neben den Gefahren und Rechten, Chancen und Werkzeuge zeigt, um alltägliche Lernszenarien digital zu erledigen“. Hauk betont: „Das Handy darf im Unterricht erst dann benutzt werden, wenn die Lehrkraft es erlaubt.“ Hier finden die Schüler beispielsweise auch ihren Stundenplan in einer App und die Lehrer nutzen ein digitales Klassenbuch. „Ein Handy ist genauso ein Werkzeug wie ein Füller, Lineal, Buch oder Heft und gehört somit auf den Schultisch“, hebt Hauk hervor.

Spätestens ab der 7. Klasse sind an der Gesamtschule Xanten-Sonsbeck Smartphones, Tablets, Netbooks und Laptops als Lernhilfe ein fester Bestandteil des Unterrichts. Nach dem Prinzip „Bring Your Own Device“ (BYOD) können die Schüler ihre eigenen digitalen Endgeräte zu Unterrichtszwecken nutzen. Wer kein passendes Gerät besitzt, kann sich mit einem entsprechenden Medienausweis eines von der Schule ausleihen. „Mit BYOD wollen wir unsere Schülerinnen und Schüler zeitgemäß auf die Berufswelt vorbereiten“, sagt Christian Hauk.

Die derzeit etwa 115 Leihgeräte unterschiedlicher Hersteller umfassen Laptops, Netbooks, Tablets, Beamer sowie Dokumentenkameras. Verwaltet und gewartet werden die Geräte von Medienscouts, speziell geschulte Schüler aus den Jahrgängen sechs bis neun. Seit dem Schuljahr 2009/2010 unterstützen die derzeit etwa 30 freiwilligen Medienscouts die Lehrer und ihre Mitschüler bei der technischen Einweisung in die Geräte und sind direkter Ansprechpartner bei Fragen oder Problemen.

Im Vergleich zu stationären PCs stehen die mobilen Endgeräte den Schülern schneller und in ausreichender Zahl zur Verfügung, sodass sie sich nicht mit anderen Klassen für den klassischen Computerraum oder die Nutzung des Tablet-Satzes abstimmen müssen. Dank der Strichcodes an den Geräten wissen die Medienscouts jederzeit, wie viele noch zur Verfügung stehen und wo sich die entliehenen Geräte befinden. Ein weiterer Vorteil der mobilen Endgeräte ist die meist intuitive Bedienung. Je nach Aufgabenstellung können so die passenden mobilen Endgeräte in den Unterricht eingebunden und verschiedene Lernmöglichkeiten ausgeschöpft werden. Entsprechend ihrer Kompetenz wählen die Schüler individuell das passende Gerät aus, sodass sie sich den Lernstoff in ihrem eigenen Tempo und mit der passenden Lernmethode aneignen können.

Bei der Integration digitaler Anwendungen im Unterricht ist der Austausch zwischen Schülern und Lehrern über bisherige Erfahrungen oder neue möglicherweise für den Unterricht sinnvolle Apps und Programme wichtig. Dadurch unterstützen sich die Akteure gegenseitig bei der Umsetzung der Aufgaben. Die Ideen der Schüler und Medienscouts werden auch außerhalb der Unterrichtsräume aufgegriffen. Beispielsweise gibt es Platzsets in der Cafeteria, die die Schüler und Lehrer mit prägnanten Merksätzen zum sicheren Umgang mit digitalen Medien oder Cybermobbing informieren.

Eine wichtige Voraussetzung für die Nutzung von digitalen Medien in der Schule ist eine entsprechende digitale Infrastruktur mit hohen Bandbreiten, die stabile und schnelle Netze gewährleisten kann. Für die 75 Lehrkräfte und 1.100 Schüler an der Gesamtschule Xanten-Sonsbeck ist der Anschluss an ein leistungsfähigeres Breitbandnetz daher eine positive Veränderung. Mit der Aussicht auf das schnelle Internet hat die Schule gerade ein neues Projekt gestartet: ein Kompetenzteam von sechs Lehrern und fünf Schülern bereitet die Nutzung einer cloudbasierten Anwendung mit Textverarbeitungs-, Tabellenkalkulations- und Präsentationsprogrammen als Lernplattform vor. „Ab dem Sommer und mit dem Beginn der Lernplattform ist eine höhere Bandbreite mehr als von Nöten“, fügt Christian Hauk hinzu.


Foto: Digitale Medien im Unterricht an der Gesamtschule Xanten-Sonsbeck.
Fotocredit: Gesamtschule Xanten-Sonsbeck.