Am 20. November kürten Corina Cretu, EU-Kommissarin für Regionalpolitik, und Phil Hogan, EU-Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, die Gewinner der European Broadband Awards 2017 bei der Preisverleihung in Brüssel.

Insgesamt hatten sich 49 Projekte aus 20 Ländern beworben. Sie wurden von fünf EU-Breitbandexperten beurteilt, die aus den 15 Finalisten schließlich die Gewinner auswählten. Die fünf ausgezeichneten Projekte stehen exemplarisch für viele weitere Regionen und Organisationen innerhalb der EU, die derzeit die Einführung schneller Netzzugänge realisieren. In jeder der fünf ausgeschriebenen Kategorien wurde jeweils ein Projekt ausgezeichnet.

Kategorie 1: Innovative Finanzierungs-, Wirtschafts- und Investitionsmodelle
Gewinner: Optic fiber to all houses on Gotland
, Schweden
In dem Projekt wurde die Glasfaseranbindung der gesamten Insel Gotland in der Ostsee realisiert. 85 Prozent der Bewohner und 50 Prozent der Besitzer von Ferienhäusern auf der Insel schlossen sich dem Projekt an. 4,3 Millionen Euro der notwendigen Mittel kamen aus öffentlicher Hand, davon 2 Millionen Euro aus EU-Fördermitteln. Die Bewohner von Gotland zahlten insgesamt etwa 12 Millionen Euro. Um die Kosten niedrig zu halten, stellte die Bevölkerung ihr Land für die Verlegung der Kabel zur Verfügung und packte bei den Grabungen sogar selbst mit an. Auf Gotland haben nun 57.000 Menschen einen Glasfaseranschluss.

Kategorie 2: Kostenreduktion und Co-Investitionen für zukunftssichere Infrastruktur
Gewinner: Colchester Business Broadband, Großbritannien
Das im Projekt neu geschaffene Glasfasernetz in der ostenglischen Stadt Colchester stellt Gigabitgeschwindigkeit für über 850 KMUs und 1.100 Haushalte zur Verfügung. Finanziert wurde es aus drei Quellen: 225.913 Euro kamen aus der SELEP – einer öffentlich-privaten Partnerschaft; 161.528 Euro stellte die Grafschaft Essex zu Verfügung und 45.182 Euro wurden von den Bauunternehmen bereitgestellt, die für die anzuschließenden Neubauten im betroffenen Gebiet zuständig waren.

Kategorie 3: Territorialer Zusammenhalt in ländlichen und abgelegenen Regionen
Gewinner: Broadband Network Development in White Rural Areas of Greece, Griechenland
Bei dem großangelegten Projekt ging es darum, weiße Flecken in den ländlichen Regionen Griechenlands zu schließen, um so die „traditionelle“ digitale Spaltung zu überwinden. Zum Einsatz kam dabei ein Mix aus verschiedenen Technologien wie Glasfaser und kabellose Backhauls. Die Kosten von 199,7 Millionen Euro wurden zu einem Großteil aus den Strukturfonds der EU gedeckt, 143,8 Millionen kamen aus dieser Quelle. Über eine halbe Million Griechen konnten durch das Vorhaben mit schnellem Internet versorgt werden.

Kategorie 4: Sozioökonomische Auswirkungen und Finanzierbarkeit
Gewinner: Coviolo Wireless, Italien
Auch in diesem Projekt wurde ein weißer Fleck auf der Breitbandversorgungskarte beseitigt. Eine Gruppe engagierter Bürger der Gemeinde Coviolo – gelegen in der Emilia Romagna, zwischen Parma und Modena – setzte es in Zusammenarbeit mit der Kommunalverwaltung Reggio Emilia und der öffentlich-privaten Partnerschaft Lepida Spa um. Die Kommunalverwaltung förderte das Projekt mit 10.000 Euro. Lepida Spa steuerte 9.000 Euro bei und die restlichen 14.582 Euro kamen vom Nachbarschaftszentrum Coviolo, wurden also von den Menschen, die sich dort engagieren, aus Eigenmitteln bereitgestellt. Die Nutzer der neuen Infrastruktur sind damit an den Kosten des Ausbaus beteiligt und haben nun Internetzugang mit bis zu 1.000 Mbps.

Kategorie 5: Offenheit und Wettbewerb
Gewinner: Helsinki Optical Fibre Cooperative, Finnland
Die kleine Siedlung Marttila wird seit den 1940er Jahren von Kriegsveteranen und Menschen mit Behinderung bewohnt, denen die Stadt Helsinki Land zur Verfügung gestellt hatte. Die geringe Bebauungsdichte macht eine Glasfasererschließung für private Betreiber unrentabel. Die Bewohner schlossen sich daher zusammen, um eigeninitiativ die digitale Infrastruktur zu verbessern. Die Mitglieder investierten 170.000 Euro aus privaten Mitteln, planten und bauten auch selbst aus. Es gab keinerlei öffentliche Fördermittel für das Projekt. Ergebnis: Für 96 Prozent der Haushalte im Ausbaugebiet steht nun ein Glasfaseranschluss zur Verfügung, bereits 70 Przent nutzen das schnelle Internet.

An den European Broadband Awards können Projekte aller Art, unabhängig von Größe, Ort oder genutzter Technologien teilnehmen. Der Wettbewerb zielt auf nationale, regionale und kommunale Verwaltungen sowie auf große und kleine privatfinanzierte Projekte, die innovative Finanzierungs-, Investitions- und Ausbaumodelle nutzen, um die Breitbandabdeckung zu verbessern.

Die aconium GmbH organisierte die European Broadband Awards 2017 im Rahmen des Broadband Europe Projektes und war verantwortlich für Konzeption, Umsetzung, Vorauswahl der Bewerbungen sowie für die Koordination zwischen der Generaldirektion Connect, der Expertenjury und den Bewerbern.

Weitere Informationen zum Wettbewerb erhalten Sie auf den Seiten der European Broadband Awards.
Ein Video der Preisverleihung in englischer Sprache ist hier zu finden.


Bild: Die Gewinner der European Broadband Awards 2017.
Bildcredit: Europäische Kommission, Generaldirektion Connect.