- Mittel aus dem Bundesförderprogramm Breitband sorgen für zukunftssichere Glasfaseranschlüsse bis direkt in die Gebäude
- 90 Prozent aller Gebäudeeigentümer haben sich an die digitale Zukunft anschließen lassen
- Insgesamt werden mehr als 7.500 Haushalte, 125 Unternehmen, 6 Schulen und eine Reha-Klinik in 92 Ortschaften erschlossen
Im Bergischen Land, rund 35 Kilometer nordöstlich von Bonn und ca. 40 Kilometer südöstlich von Köln entfernt, liegt die Gemeinde Nümbrecht mit gut 17.000 Einwohnern auf einer Fläche von knapp 72 Quadratkilometern. Die sehr ländliche Lage der als heilklimatischen Kurort ausgezeichneten Gemeinde ist durch eine dünne Besiedlung und große Entfernungen zwischen den Ortschaften geprägt.
Aus diesen Gründen hatten Telekommunikationsunternehmen wenig Interesse daran gezeigt, eine Verbesserung der Internetversorgung durch einen eigenwirtschaftlichen Ausbau durchzuführen – denn dieser wäre wenig rentabel gewesen. Doch die Gemeinde Nümbrecht wollte sich mit diesem Zustand nicht abfinden und beschloss 2016, den Glasfaserausbau mit Hilfe des Bundesförderprogramms Breitband selbst voranzutreiben. Dabei entschied man sich für das so genannte Wirtschaftlichkeitslückenmodell, bei dem der Ausbau durch einen per Ausschreibung ermittelten Netzbetreiber erfolgt und die hierdurch entstehende Wirtschaftlichkeitslücke durch Fördermittel geschlossen werden kann.
Im Mai 2018 konnte die aconium GmbH als Projektträger des Bundesförderprogramms im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) der Gemeinde den finalen Förderbescheid über knapp 8,7 Millionen Euro überreichen. Seitens des Landes Nordrhein-Westfalen erhält die Gemeinde noch einmal Fördergelder in gleicher Höhe – insgesamt sind es damit 17,4 Millionen Euro.
„Der Breitbandausbau wird zu einer wesentlichen Steigerung des Wohnwertes, der Wohnqualität und zu einer wesentlichen Verbesserung des Wirtschaftsstandorts Nümbrecht führen, da die Digitalisierung viele Arbeits- und Lebensbereiche umstrukturieren und vereinfachen wird“, unterstreicht Bürgermeister Hilko Redenius die Motivation der oberbergischen Gemeinde. „Bürger, Schulen und nicht zuletzt die Betriebe haben durch den Fortschritt der Technik in den letzten Jahren einen stark angestiegenen Bedarf an einer guten Internetversorgung. Das Internet ermöglicht es, Distanzen zu überwinden, indem Informationen und Daten schnellstmöglich und unbegrenzt ausgetauscht werden können.“
Der Breitbandausbau in den insgesamt 92 Ortschaften des Nümbrechter Gemeindegebiets wird mit Glasfaseranschlüssen bis direkt in die Gebäude (FTTB) realisiert. Bei der für alle Anbieter offenen Ausschreibung für den Netzausbau konnten sich die Gemeindewerke Nümbrecht, eine direkte Tochter der Gemeinde, Mitte 2017 mit dem wirtschaftlichsten Angebot durchsetzen.
Der Spatenstich erfolgte bereits wenig später: Seit Oktober 2017 werden die Glasfaserleitungen über insgesamt 212 Kilometer Tiefbau verlegt; zusätzlich können weitere 38 Kilometer bereits vorhandener Freileitungen mitgenutzt werden. Mittlerweile ist der Ausbau unterversorgter Teilnehmer weitgehend abgeschlossen: Aktuell sind schon 87 von 92 Ortschaften im Gemeindegebiet mit Glasfaser bis ins Haus versorgt. Hierdurch profitieren gut 7.500 Haushalte, 125 Unternehmen sowie sechs Schulen und eine Reha-Klinik vom ultraschnellen Anschluss an die digitale Zukunft. Nach Fertigstellung werden etwa 5.300 Grundstücke mit schnellem Internet versorgt sein. Beachtlich: 90 Prozent aller Gebäudeeigentümer haben sich den im Rahmen des geförderten Ausbaus kostenfreien Glasfaserhausanschluss legen und damit an die digitale Zukunft anschließen lassen.
Foto: Gemeinde Nümbrecht
Beim Marketing sind die Nümbrechter Gemeindewerke innovativ: Alle Breitbandprodukte werden von der „schnellen Luzie“ angeboten, die als Werbefigur omnipräsent vertreten ist. Dabei wollen die Gemeindewerke mit Leistung überzeugen: Alle Verträge können monatlich wieder gekündigt werden. Zudem wird auf eine Einrichtungsgebühr verzichtet. Und während der Übergangsphase zwischen altem und neuem Anbieter können Neukunden (mit Ausnahme der Telefonie, die noch über den alten Anschluss läuft) den gewählten Tarif zum halben Preis nutzen.
Zur Abdeckung der letzten noch verbliebenen, unterversorgten „weißen Flecken“ hat Nümbrecht zwischenzeitlich einen weiteren Förderantrag in Höhe von 2,6 Millionen Euro beim Projektträger aconium eingereicht. Dieser wurde vorläufig bewilligt; derzeit läuft die Ausschreibung für die letzten unversorgten Haushalte und Gewerbebetriebe.
„Das Breitbandförderprogramm hat Nümbrecht einen Status ‚von 0 auf 100‘ beschert“, berichtet Jan Foerster, bei der Gemeinde zuständig für das wichtige Zukunftsthema. „Zuvor gab es in vereinzelten Ortschaften tatsächlich nur ISDN-ähnliche Geschwindigkeiten von unter 1 MBit/s und teilweise überhaupt kein Breitband-/DSL-Netz, so dass auf entsprechende Funktechnik ausgewichen werden musste – mit mäßigem Erfolg, da auch heute topographiebedingt noch viele Funklöcher in den Tallagen bestehen.“
Bürgermeister Hilko Redenius hat bereits spürbare Effekte des zukunftssicheren Glasfaserausbaus feststellen können: „Da unsere Gemeinde bisher als einzige Kommune im Oberbergischen Kreis symmetrische Gigabitanschlüsse anbieten kann, sind bereits mehrere Unternehmen aufgrund des ‚Standortfaktors Breitband‘ nach Nümbrecht übergesiedelt.“ Hinzu kommt: „Auch in den Schulen kann nun auf digitales Lernen gesetzt werden, um den aktuellen Anforderungen gerecht zu werden und entsprechend konkurrenzfähig zu bleiben.“
Redenius und Foerster wollen sich auf dem bereits Erreichten jedoch nicht ausruhen. Nächstes Ziel ist ein leistungsfähiges WLAN-Netz, das auf Grundlage des Glasfasernetzes an nahezu jedem beliebigen Punkt in der Gemeinde ausgerollt werden kann. Die umtriebigen Nümbrechter haben hierfür bereits den Zuschlag für weitere Fördergelder in Höhe von 15.000 Euro erhalten: Diese stammen aus dem Programm Wifi4EU der EU-Kommission, die damit die Verfügbarkeit freier WLAN-Netze europaweit vorantreiben will.