Ein Wirtschaftssektor, eine Region, ein Ziel – Chemnitz und die Region Südwestsachsen befinden sich im Strukturwandel. Über Jahrzehnte hat vor allem der Automobilsektor hier für Stabilität gesorgt. Nun wird der Fokus von der Fahrzeugindustrie auf eine diversifizierte, zukunftsfähige Wirtschaftsstruktur gelenkt. Die damit verbundenen Herausforderungen sind immens und für das Gelingen eines erfolgreichen Wandels spielt die Bevölkerung eine Schlüsselrolle. Aus diesem Grund startete die Initiative Transformation Automobilregion Südwestsachsen (ITAS) – gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) – nun eine Online-Umfrage für die Bürger:innen der Region.
Welche Aspekte sind den Menschen vor Ort besonders wichtig, wie sehen sie die Situation in der Automobilindustrie und wie kann die Transformation ihrer Region für sie positiv gestaltet werden? Die Umfrage soll herauszufinden, ob die Gesellschaft bereit für den Mobilitätswandel ist und ob sie mehr Chancen als Risiken sieht. Sie ist Teil einer Studie der aconium GmbH im Auftrag der ITAS zur Resilienzfähigkeit – also, der Anpassungsfähigkeit und Widerstandskraft – der Bevölkerung vor Ort. Wieviel Wandel kann und darf man der Bevölkerung in welchem Zeitraum zumuten? Welche Menge an Veränderung verträgt der gesellschaftliche Zusammenhalt und wieviel Sicherheit und Stabilität muss parallel erhalten bleiben?
Thema der Studie zur Transformationskompetenz, Krisenfestigkeit und Veränderungsbereitschaft der Bürger:innen in der Region Chemnitz/ Südwestsachsen sind die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Anpassungsprozesse, die im Rahmen des durch die Mobilitätswende beförderten Strukturwandels auftreten. Wie die Menschen vor Ort mit dem Wandel umgehen, wie krisenfest und bereit sie für Neues sind wird unter anderem in einer Trendanalyse der Medien- und Sozialen Medien Landschaft erkundet. Aber auch etablierte wissenschaftliche Methoden wie digitale Umfragen und Fokusgruppen kommen zum Einsatz. Ziel der Studie ist es, die „Resilienzkapazität“ der regionalen Bevölkerung zu eruieren und auf Basis der Ergebnisse Handlungsempfehlungen zur Steigerung der Krisenfestig- und Widerstandsfähigkeit zu geben.
Am 6. Juni stellte unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Carmen Leidereiter als fachliche Leitung die ersten Ergebnisse auf dem ITAS-Kongress in Chemnitz vor. Es konnte bereits festgestellt werden, dass die Krisenfestigkeit der Bürger:innen in den letzten zehn Jahren gewachsen ist. Mit der Online-Umfrage haben die Bürger:innen in Chemnitz sowie den Landkreisen Mittelsachsen, Zwickau, Erzgebirge und Vogtland nun die Möglichkeit, ihre persönliche Einschätzung zu Krisen und Umbrüchen sowie die Sicht auf den Wandel in der Fahrzeugindustrie abzugeben und Ideen für die Zukunft der Region einzubringen.
Neben der Online-Befragung ist in der ersten Augusthälfte 2024 eine vertiefende Analyse geplant. Gruppengespräche sollen einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung einbeziehen, der das Bild der regionale Veränderungen konkret abbildet.
Die Ergebnisse der Befragungen fließen in die Gestaltung zukünftiger Beteiligungsangebote sowie in die politischen Handlungsempfehlungen ein. Mithilfe der Studie kann die ITAS bedarfsgerechte Ansätze entwickeln, um Bürger:innen, aber auch Unternehmen und Arbeitnehmer:innen der Region zu befähigen, den Wandel vor Ort aktiv mitzugestalten. Beispielsweise soll die heimische Automobil-Zulieferindustrie mit Lehrangeboten, der Vernetzung und Beratung bei der Weiterentwicklung ihrer Geschäftsmodelle, Technologien und Fachkräftequalifizierung unterstützt werden. Zudem sollen ein Leitbild und eine regionale Transformationsstrategie entwickelt werden. Die Veröffentlichung und Vorstellung der Studienergebnisse sind für Frühjahr 2025 geplant.
Die Initiative Transformation Automobilregion Südwestsachsen (ITAS) ist ein Zusammenschluss regionaler Akteure, dem die Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH als Konsortialführerin, die Bundesagentur für Arbeit Zwickau, das Netzwerk Automobilzulieferer Sachsen, die IHK Chemnitz sowie die IG Metall Chemnitz/Zwickau angehören. Gefördert wird sie durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.