Klimaschutz, der Weg zu einer nachhaltigen Energiewirtschaft und die Digitalisierung von Logistik und Mobilität waren zentrale Themen der diesjährigen Hannover Messe. Dabei präsentierte sich die Veranstaltung für Aussteller und Besucher nach zwei Jahren Corona bedingter Einschränkungen erstmals auch wieder vor Ort in Präsenz. Geprägt unter dem Eindruck des Ukraine-Krieges sowie der damit einhergehenden Herausforderungen für die Energieversorgung und einer damit verbundenen Neuausrichtung des Energiemixes, als auch vor dem Hintergrund des fortschreitenden Klimawandels, standen vor allem Lösungen im Bereich der Wasserstofftechnologie, als auch einer zukünftig weitgehend dekarbonisierten Mobilität im Vordergrund der Ausstellung.

Wie aber können solche Innovationen und Ideen praktisch angewandt und vor allem aber auch in den Regionen vor Ort erfolgreich umgesetzt werden? Und welchen Beitrag können moderne und leistungsfähige 5G-Mobilfunknetze in diesem Kontext leisten? Mit diesen Fragestellungen beschäftigte sich am 31. Mai 2022 die fünfte niedersächsische 5G-Anwenderkonferenz, die im Rahmen der Hannover Messe vom Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung ausgerichtet wurde und darauf Antworten in Form von Use Cases und exemplarischen Beispielen geben sollte. Niedersachsens Staatssekretär für Digitalisierung Stefan Muhle betonte in seiner Keynote, dass insbesondere der ländliche Raum nicht von den fortschreitenden Entwicklungen abgeschnitten werden dürfe. Daher könne der Fokus auch nicht allein auf Smart Cities liegen, sondern es müsse auch ein besonderes Augenmerk auf der Entwicklung von Smart Regions gelegt werden, um der digitalen Teilhabe aller Bürger*innen gerecht zu werden. Innovation, Nachhaltigkeit und Teilhabe, auch und vornehmlich für ländliche Gebiete, waren auch in Folge zentrale Eckpfeiler der im Anschluss vorgestellten Projekte, welche im Zuge des 5G- Innovationsprogramms des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) die Erprobung von neuen 5G-Anwendungen unter realen Bedingungen in der Fläche ermöglichen.

So berichteten die Referenten nicht nur über den Einsatz von 5G-gesteuerten Rettungsdrohnen, die im Ernstfall eines Unglücks autonom und zeitnah an den Einsatzort gelangen und dort über breitbandige 5G-Mobilfunktechnologie hochauflösenden Bilder an die Rettungsleitstelle zu senden, um so bei Eintreffen am Unfallort bestmögliche Hilfestellung zu leisten. Auch autonomes und emissionsfreies Bahnfahren, unterstützt und ferngesteuert über 5G, ist ein weiterer Teilaspekt des 5G-Reallabors der Mobilitätsregion Braunschweig-Wolfsburg. 5G-Anwendungen für die Agrar- und Forstwirtschaft zur Stärkung des ländlichen Raumes sind Gegenstand des vom Landkreis Wolfenbüttel initiierten Projekts 5G Smart Country. In zwei Teilprojekten mit den Schwerpunkten Smart Farming und Smart Forestry soll die Stärkung und Steigerung nachhaltiger Land- und Forstwirtschaft mit den Möglichkeiten von 5G verknüpft werden, um so einerseits Produktionsprozesse zu vereinfachen, aber insbesondere auch um nachhaltig und zukunftsorientiert die ländlichen Räume trotz intensiver Nutzung in ihren Strukturen zu bewahren.

Dazu werden in zwei Testfeldern über Sensoren Datensätze über das 5G-Netz an eine Cloud geschickt, auf deren Basis digitale Zwillinge unmittelbar die Auswirkungen von Ertrag und Prozessoptimierung auf Flora und Fauna in verschiedenen Nutzungsszenarien ermitteln sollen. Den digitalen Zwilling einer ganzen Stadt beschreibt hingegen 5GAPS. Unter dem Motto „Hannover im Würfelland“ soll zunächst das Messegelände, später die gesamte Stadt, federführend durch das L3S Forschungszentrum an der Leibnitz Universität Hannover, in Cluster unterschiedlicher Grüße unterteilt werden, um über das 5G-Netz in Echtzeit Datenanalysen zum IST- und SOLL-Stand der Einheiten mit dem Ziel einer Verbesserung und Optimierung der Lebensqualität, zu erstellen.

Die Veranstaltung zeigte anhand der ausgewählten Beispiele eindrucksvoll, das Regionalentwicklung und Digitalisierung zielführend Hand in Hand gestaltet werden können. Denn eine gut funktionierende Infrastruktur ist entscheidend für die Entwicklung einer Region. Ansprüche an diese Infrastruktur sind heute themenübergreifend zu denken: Konzepte für Digitalisierung, Bildung, Mobilität und die Versorgung mit Energie sind nicht nur in Ballungsräumen, sondern vor allem auch im ländlichen Raum ein wesentlicher Faktor für die regionale Entwicklung.