Wie mittelständische Unternehmen müssen auch Bildungseinrichtungen die Chancen der Digitalisierung erkennen und nutzen. Dabei geht es nicht nur um zeitgemäße Lernmethoden, sondern auch um die Vorbereitung der Schüler auf die digitale Zukunft und eine sich verändernde Berufswelt. In der Region Hannover arbeiten bereits erste Bildungseinrichtungen mit WLAN, Schul-Clouds und moderner Software.
Bisher verfügten die Schulen in der Region Hannover allerdings nur über Internetgeschwindigkeiten von weniger als 16 Mbit/s. Das soll sich ändern: Seit September 2016 arbeitet die Region in Niedersachsen am Ausbau des Breitbandnetzes. Im Rahmen des Bundesförderprogramms Breitband erhalten die Städte und Gemeinden knapp 1,2 Millionen Euro Unterstützung. Zusammen mit Eigenmitteln und Geldern aus Landesförderprogrammen stehen der Region Hannover insgesamt rund 3,2 Millionen Euro zur Verfügung. Nach Abschluss des Projekts sollen den Schulen Übertragungsraten von mindestens 50 Mbit/s pro Klasse zur Verfügung stehen.
Behutsame Digitalisierung der Grundschule
Eine Stadt aus der Region Hannover, in der im Zuge des Bundesförderprogramms das Breitbandnetz ausgebaut werden soll, ist der Ort Springe, südwestlich der niedersächsischen Landeshauptstadt. Das stetige Wachstum der 30.000-Einwohner-Stadt hängt mit der verkehrsgünstigen Lage zusammen: Springe an der sogenannten Deisterpforte – dem Talpass, in dem der Fluss Haller entspringt – liegt genau zwischen den Wirtschaftsstandorten Hannover und Hameln. Vom aktuellen Breitbandausbau in der Region Hannover profitiert unter anderem die Grundschule Hallermund in Springe mit ihren gut 160 Schülern und 13 Lehrerinnen. Besonders an einer Grundschule müsse man jedoch behutsam bei der Einführung digitaler Technologien vorgehen, sagt Schulleiterin Martina Rücker. Zurzeit wird in der Schule das WLAN-Netz ausgebaut und ein Server eingerichtet, auf dem ein Schulnetzwerk mit Webportal integriert werden kann.
Aber Martina Rücker hat noch weitere Pläne für die digitale Ausbildung: „Wir erarbeiten mit befreundeten Nachbar-Grundschulen ein Medienkonzept.“ Zum Beispiel möchte die Schule ihren Schülern zukünftig im Rahmen des Sachkundeunterrichts das Programmieren beibringen. „Dazu habe ich mit einer Kollegin eine Fortbildung gemacht“, erklärt Rücker. Schon heute vermittelt eine Lehrerin den Schülern in einer PC-AG die Grundlagen zur Erstellung von Texten am Computer. So können die Schüler beispielsweise selbstständig Inhaltsverzeichnisse oder Plakate erstellen. Die Förderung der Region Hannover durch das Bundesförderprogramm Breitband sei laut Martina Rücker sehr wichtig für die Grundschule Hallermund, „da eine schnelle Verbindung zügigeres Arbeiten ermöglicht.“
Digitale Medien an der Berufsschule unverzichtbar
Ältere Schüler beschäftigen sich bereits professionell mit digitalen Medien. An der MMBbS (Multi-Media Berufsbildende Schulen) etwa, am Stadtrand Hannovers, prägen moderne Technologien den Schulalltag und sind unverzichtbares Werkzeug. Als regionales Kompetenzzentrum für IT und Medienberufe vermittelt die MMBbS in Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen technische, soziale und gestalterische Kompetenzen an Gymnasiasten und Berufsschüler. Die berufsbezogene Grundbildung soll die Schüler auf eine anschließende Berufsausbildung vorbereiten. „Digitale Medien spielen an der MMBbS in all unseren Ausbildungsbereichen die zentrale Rolle. Ein Fachinformatiker ohne digitale Technik ist ebenso wie ein Mediengestalter oder ein Marketingkaufmann heute nicht mehr vorstellbar“, sagt Schulleiter der MMBbS, Joachim Maiß: „Digitale Medien sind für uns Unterrichtsgegenstand und Unterrichtsmedium zu gleichen Teilen.“ Schon heute verfügt die Schule für Erst- und Weiterbildung über flächendeckendes WLAN und webbasierte Anwendungen aus der Schulcloud. Darüber hinaus nutzen die Schüler im Unterricht bereits professionelle Mediensoftware namhafter Hersteller. Allen Schülern sowie dem Lehrpersonal steht das eigene Schulportal EDUPLAZA zum Austausch von Dokumenten und Informationen zur Verfügung.
Als Schulleiter weiß Joachim Maiß, wie wichtig der Breitbandausbau besonders für den Bildungssektor von morgen ist, und plant bereits weitere Maßnahmen für die Digitalisierung der Schule: Die MMBbS entwickelt ein Konzept, um Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) in den Unterricht zu integrieren. Mithilfe einer intelligenten Datenbrille kann dabei das Sichtfeld des Trägers um informative Elemente ergänzt oder gänzlich von einer künstlichen Welt ausgefüllt werden. „Mit VR und AR eröffnet sich für den Bildungsbereich nochmals eine neue Tür. Hinter ihr sind weitere interessante Elemente für den Schulalltag zu vermuten und zu erkunden“, so Maiß: „Es bleibt spannend in der digitalen Welt.“