Starkregen und Hochwasser werden in immer mehr Teilen Deutschlands zu einem Problem. Durch die schlagartig großen Wassermengen können Schäden an Straßen, Brücken und in Gebäuden entstehen. Aber auch Netzinfrastrukturen wie die Wasser-, Gas-, Strom- und Telekommunikationsversorgung sind davon betroffen. Für ein zukunftsfähiges Katastrophenmanagement nutzen die Nachbarstädte Deggendorf und Plattling nun einen digitalen Zwilling, der mithilfe des Förderprogramms „TwinBy – Digitale Zwillinge für Bayern“ des Bayerischen Staatsministeriums für Digitales entstehen konnte. Die aconium GmbH hat die beiden Städte bei diesem Vorhaben begleitet.
Um die Auswirkungen und Folgen von Starkregen- oder Hochwasserereignissen besser einschätzen zu können, brauchen Kommunen spezielle Informationen, beispielsweise über die Reaktionen des Kanalsystems in Belastungssituationen. Warnungen und Hinweise der Bevölkerung müssen schnell und gezielt an die richtigen Ansprechpersonen geleitet werden. Die Städte Deggendorf und Plattling wollen über einen digitalen Zwilling Schadenspotenziale frühzeitig erkennen und entsprechende Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und Infrastrukturen ableiten. Die aconium GmbH hat eine individuelle und interaktive Nutzeroberfläche für das Oberzentrum Deggendorf-Plattling erstellt – und zwar auf Basis von bestehenden Daten und Umweltsensorik. Die Plattform verfügt über 3D-Layer, die es Bürger:innen, Einsatzkräften von Feuerwehren, THW und Bauhof sowie den Stadtverwaltungen ermöglichen, aktuelle Messstände und den Verlauf von Hochwasser bei Starkregen nachzuvollziehen. Die Bevölkerung kann selbst nachsehen, ob und inwieweit sie betroffen ist. Die Visualisierung räumlicher Schadenspotenziale und die Abbildung aktueller Ereignisse in Echtzeit ermöglichen es, Wertgegenstände und Immobilien frühzeitig zu sichern. Dadurch kann der Schadensumfang von privaten und öffentlichen Gütern deutlich reduziert werden.
Der digitale Zwilling liefert der Verwaltung des Oberzentrums alle Informationen, die sie braucht, um mögliche Schwachpunkte und Risikofaktoren schon im Vorfeld zu erkennen und durch gezielte Investitionen langfristig zu beseitigen. Ein besseres Verständnis der Auswirkungen von Hochwasser und Starkregen führt zu einem Umdenken in Bezug auf Klimaanpassungsmaßnahmen, beispielsweise im Baubereich. Durch das Informationsangebot des digitalen Zwillings kann die Bevölkerung für die Folgen und Gefahren von Starkregen- und Hochwasserereignissen sensibilisiert und das Vertrauen in die öffentliche Hand gestärkt werden.
Das Projekt ist für das Oberzentrum Deggendorf-Plattling ein weiterer Meilenstein in der erfolgreichen Zusammenarbeit im Bereich Digitalisierung und Smart City. Die Akteure wollen auch in Zukunft das Potential eines digitalen Zwillings als Bürger-GIS nutzen und entwickeln bereits Ideen für einen Ausbau. Mithilfe des SDDI-Katalogs profitieren auch andere Kommunen von der Nutzung eines digitalen Zwillings im Oberzentrum als smartes Hochwasser- und Starkregenmanagement.
Hintergrund des Projektes
Mit einem Gesamtfördervolumen von rund einer Million Euro wurden laut Ministerium 17 Projekte von 13 Einzelkommunen sowie vier kommunalen Verbünden gefördert. Die teilnehmenden Kommunen erhielten Beratungs- und Coaching-Leistungen ausgewählter Dienstleister für die fachliche und technische Umsetzung sowie finanzielle Mittel von bis zu 50.000 Euro für einzelne Kommunen und bis zu 75.000 Euro für ortsübergreifende Projekte.
Das bayernweite Projekt förderte außerdem den Austausch zwischen den Kommunen, sodass die Akteure gegenseitig von ihren Erfahrungen profitieren können. Ein begleitendes Qualifizierungsprogramm stellt sicher, dass auch nach Projektende mit und an den Digitalen Zwillingen weitergearbeitet werden kann.