Unternehmen im Landkreis Vulkaneifel können sich jetzt noch besser auf die komplexen Anforderungen von Industrie 4.0, Themen der Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen und Arbeitsabläufen einstellen. Grund dafür ist nicht nur der voranschreitende Breitbandausbau in der Region, sondern auch eine neue Kooperation zwischen der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Vulkaneifel mbH und dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kaiserslautern. Die im Landkreis Vulkaneifel ansässigen Unternehmen erhalten hierdurch Zugang zu kompetenten Ansprechpartnern und Unterstützung von einem interdisziplinär besetzten Expertenteam.

Judith Klassmann-Laux zufolge, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Vulkaneifel mbH, bietet das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kaiserslautern Mittelständlern und Handwerksbetrieben eine fundierte und breit gefächerte Informationsplattform. „Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen werden für das große Thema Digitalisierung sensibilisiert, damit Chancen und Risiken frühzeitig erkannt werden und die Betriebe sich gezielt einstellen können.“ Dabei wird das Kompetenzzentrum von Experten aus den Bereichen Wirtschaftsingenieurswesen, Maschinenbau, Informatik, Betriebswirtschaftslehre, Elektrotechnik und Arbeitswissenschaften unterstützt.

Auch Institutionen wie die Technologie-Initiative SmartFactory KL, die Technische Universität Kaiserslautern, das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und das Institut für Technologie und Arbeit (ITA) bieten den im Vulkaneifelkreis ansässigen Unternehmen ihre Expertise bei individuellen Frage- und Problemstellungen an und erarbeiten für diese Handlungsempfehlungen.

Ein Unternehmen aus der Vulkaneifel, das von der neu geschaffenen Kooperation profitiert und Digitalisierung schon seit längerer Zeit als „Maßnahme der Zukunftssicherung“ versteht, ist die apra norm Elektromechanik GmbH. Der Hersteller von Gehäuse- und Schranktechnik aus Mehren hat den digitalen Wandel im Unternehmen mit der Einführung eines Online-Konfigurators für Frontplattendesign begonnen. Damit können Kunden individuell und selbständig Frontplatten anfertigen lassen, indem die nach Kundenwunsch angepassten Daten aus dem Online-CAD (rechnerunterstütztes Konstruieren von geometrischen Modellen) in das interne Enterprise-Resource-Planning-System (Programm u.a. zur Materialbedarfsplanung) eingepflegt und an die produzierende Maschine übermittelt werden. „Dadurch setzen wir unsere Idee von einem digitalen Auftragssystem in die Tat um“, so Geschäftsführer Stefan Meffert.

Die Tourismusbranche sowie klassische Handwerks- und Landwirtschaftsbetriebe, die ihrerseits den digitalen Wandel vorantreiben, gehören zu den wirtschaftlichen Säulen des rheinland-pfälzischen Landkreises. Die Vulkaneifel gehört zur Region Trier und gliedert sich in 109 Ortsgemeinden sowie in die fünf Verbandsgemeinden Daun, Gerolstein, Hillesheim, Jünkerath und Kelberg. Seinen Namen verdankt der Landkreis seiner geologischen Erscheinungsform, die durch die trichterförmigen Vertiefungen im Zuge des Vulkanismus entstanden ist. Das gesamte Kreisgebiet gehört zum Naturpark Vulkaneifel, der unter anderem große Waldflächen umfasst. Zahlreiche weitere Naturschutz- und FFH-Gebiete (spezielle europäische Schutzgebiete für Tiere und Pflanzen sowie Lebensraumtypen) sind über den Landkreis verteilt.

Mit etwa 61.000 Einwohnern ist die Vulkaneifel der kleinste Landkreis in Rheinland-Pfalz. Wenige Städte, wie Daun, Gerolstein oder Hillesheim mit einigen Tausend Einwohnern sowie viele kleinere, geringbesiedelte Ortschaften bilden eine insgesamt ländliche Siedlungsstruktur, welche den Ausbau der Breitbandinfrastruktur vor topografische und wirtschaftliche Herausforderungen stellt. Trotz der topografischen Gegebenheiten in der hügelreichen Vulkaneifel ist der Landkreis relativ dicht von Verkehrswegen erschlossen und bietet dadurch die Möglichkeit, das Breitbandnetz entlang der Straßen zu erweitern. Mithilfe des Bundesförderprogramms Breitband des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) kann der Breitbandausbau auch in den dünner besiedelten Gebieten und kleineren Ortschaften in der Vulkaneifel umgesetzt werden. „Um die hier vorhandene Wirtschaftlichkeitslücken zu schließen und einen flächendeckenden Ausbau mit Highspeed-Internet zu gewährleisten, ist eine Förderung durch das BFP unabdingbar,“ stellt Judith Klassmann-Laux von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Vulkaneifel fest.

Im Rahmen des Bundesförderprogramms Breitband erhält der Landkreis für den Breitbandausbau 4,73 Millionen Euro zur Deckung einer Wirtschaftlichkeitslücke. Diese Förderung wird durch eine Kofinanzierung in Höhe von 2,61 Millionen Euro aus Landesfördermitteln sowie 871.319 Euro Eigenmitteln ergänzt. Nach dem Spatenstich in Meisburg am 2. Mai begannen nun die Bauarbeiten für den Breitbandausbau, die 184 Kilometer Tiefbauarbeiten beinhalten, um über 3.000 Haushalte sowie 85 Unternehmen an das schnelle Internet anzuschließen.

Für die Zukunft der Unternehmen in der Vulkaneifel ist der Breitbandausbau von hoher Bedeutung. Klassmann-Laux sieht den leistungsfähigen und bedarfsgerechten Breitbandausbau für die gesamte Region als eines der wichtigsten Leitprojekte des Landkreises sowie der Verbandsgemeinden: „Die Digitalisierung bestimmt heute sämtliche Lebensbereiche und bietet gleichzeitig eine große Chance für ländliche Räume. Für die Zukunft des Landkreises Vulkaneifel, für eine positive wirtschaftliche Entwicklung unserer Unternehmen sowie für die Sicherung eines attraktiven Lebensumfeldes ist eine gut ausgebaute Breitbandinfrastruktur mit schnellen, flächendeckenden Breitband-Internetanschlüssen zu dem wichtigsten Standortfaktor schlechthin geworden.“


Foto: Blick auf das Gewerbegebiet Rengen im Landkreis Vulkaneifel.
Fotocredit: WFG Vulkaneifel mbH