Der Landkreis Goslar im südöstlichen Niedersachsen vereint scheinbar gegensätzliche Merkmale. Die acht Gemeinden umfassende Region bietet auf beinahe 1.000 Quadratkilometern Grundfläche das nördlichste Gebirge Deutschlands, mehrere Weltkulturerbe-Stätten der UNESCO und Nationalparks, aber auch das Recycling wertvoller Sondermetalle, die sich – zu Mikrochips verarbeitet – in fast jedem Handy finden. Naturbewusstsein, kulturelle Tradition und wirtschaftlicher Fortschritt schließen sich im Landkreis Goslar nicht aus. Mit dem Breitbandausbau befindet sich der Landkreis nun auf dem Weg in die digitale Zukunft.
Im Gewerbegebiet Bassgeige fand am 7. März 2018 der symbolische Spatenstich für den Breitbandausbau im Landkreis Goslar unter Beteiligung von Landrat Thomas Brych und Thomas Wiesenhütter (Kreisentwicklung, Leitung Landkreis Goslar) statt. Goslar gehört zu den ersten vier Regionen Niedersachsens, in denen der flächendeckende Internetausbau realisiert wird.
„Schnelle Internetverbindungen sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken“
Der Bund bezuschusst das Infrastrukturausbauvorhaben im Landkreis Goslar im Rahmen des Bundesförderprogramms Breitband mit knapp 550.000 Euro. Weiterhin erhält der Landkreis eine Kofinanzierung des Landes Niedersachsen in Höhe von über 800.000 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Landkreis und Kommune beteiligen sich mit rund 150.000 Euro Eigenmitteln am Ausbau des Breitbandnetzes. Die Fördersumme dient zur Deckung einer Wirtschaftlichkeitslücke zwischen entstehenden Kosten für den Breitbandausbau und den erwarteten Einnahmen daraus.
Landrat Thomas Brych hob in seiner Ansprache beim Spatenstich die immense Bedeutung des Breitbandausbaus hervor: „Schnelle Internetverbindungen sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken – weder privat noch geschäftlich. Sie sind für viele Unternehmen ein wichtiger und unverzichtbarer Standortvorteil.“ Er bedankte sich bei Thomas Wiesenhütter vom Landkreis Goslar und bei allen an dem Infrastrukturvorhaben Beteiligten für ihre Unterstützung.
Im Frühjahr 2019 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, wodurch rund 3.500 Haushalte, 260 Unternehmen, eine Schule, ein Krankenhaus und weitere 34 Verwaltungsgebäude in den ländlichen Regionen an das Netz angeschlossen werden. Die meisten davon werden dann Internetgeschwindigkeiten von 50 Mbit/s und höher haben. Drei Unternehmen werden sogar mit Internetgeschwindigkeiten von mehr als 1 Gbit/s versorgt. Auch Betriebe, die weit entfernt von den Städten liegen, werden mit dem aktuellen Stand der Technik erschlossen.
Fortschritt hat Tradition in der Region
Von der leistungsfähigen Breitbandinfrastruktur werden insbesondere die im Gewerbegebiet Bassgeige ansässigen Unternehmen profitieren, die überwiegend mittelständisch geprägt sind und über 5.000 Menschen Arbeit bieten. Die Erschließung des Gewerbegebiets Bassgeige begann bereits in den frühen Sechzigern und ist ein Beispiel für den Fortschrittsgedanken der Region: 1963 siedelten sich die ersten Betriebe auf der verkehrstechnisch durch Bahnlinie und Bundesstraße günstig angeschlossenen Fläche an. Seitdem ist das heute 150 Hektar große Gewerbegebiet kontinuierlich gewachsen und bietet neben etwa 300 Unternehmen auch einem Schulzentrum einen starken Wirtschafts- und Bildungsraum.
Dass Natur und industrieller Fortschritt sich nicht ausschließen müssen, davon zeugen gleich drei Weltkulturerbe-Stätten der UNESCO im Landkreis Goslar: Neben der historischen Altstadt Goslars, die mit über 1.500 Fachwerkhäusern aus unterschiedlichen Epochen die Geschichte und Tradition vergangener Zeiten widerspiegelt, symbolisieren das Bergwerk Rammelsberg und die Oberharzer Wasserwirtschaft den industriellen Fortschritt bis in die Moderne. Das Erzbergwerk Rammelsberg ist als einziges Bergwerk der Welt kontinuierlich über 1.000 Jahre in Betrieb gewesen und dokumentiert über diesen immensen Zeitraum viele Beispiele der Bergbaugeschichte. Mit seinem Reichtum von fast 30 Millionen Tonnen Erz hat der 1988 stillgelegte Rammelsberg die Entwicklung der Stadt Goslar geprägt und ihr zu wirtschaftlichem Wohlstand verholfen.
Der Erzbergbau prägte die Region auch landschaftlich. Der länderübergreifende Nationalpark Harz rund um den über 1.000 Meter hohen Brocken entstand erst im Jahr 2006 durch die Fusion des gleichnamigen Nationalparks Harz in Niedersachsen und des Nationalparks Hochharz in Sachsen-Anhalt. Da der Harz im 18. Jahrhundert durch den Erzbergbau teilweise entwaldet war, wurden schnell wachsende Fichten zur Aufforstung gewählt. Heute machen die Nadelbäume über 80 Prozent der Wälder aus. Diese sind ebenso typisch für den Nationalpark wie seine Hochmoore, die aufgrund ihrer Ursprünglichkeit und ihres sehr gut erhaltenen Zustandes internationale Bedeutung besitzen.
Vom schnellen Internet werden nicht nur die Unternehmer und Bewohner des Landkreises Goslar profitieren, sondern auch die Besucher im Harz. Dadurch wird die Zukunftsfähigkeit der Region gestärkt.
Foto oben: Luftaufnahme Gewerbegebiet Bassgeige
Fotocredit: Stadt Goslar
Foto unten:Bergwerk Rammelsberg
Fotocredit: Raymond Faure