Am 2. Tag von Digitale Regionen – heute und morgen hatten wir die Gelegenheit, Hendrik Albers, Regionalmanager Zentraleuropa bei Starship Technologies, einige Fragen zu dem Produkt seines Unternehmens – einem Lieferroboter – zu stellen. Neben der Vorstellung des Gefährts im Konferenzbeitrag von Albers, war der Roboter auf der Messe auch live in Aktion zu sehen.


aconium GmbH: Der sechsrädrige Lieferroboter von Starship Technologies fährt bis zu 6 km/h, hat einen Aktionsradius von 2-3 Kilometern in dem er optimal funktioniert und kann eine Nutzlast von ca. 10 Kilogramm transportieren. Welche Vorbilder für Ihren Roboter gab es, wie wurden diese weiterentwickelt?

Hendrik Albers: Es gab in dem Sinne keine Vorbilder weil die Technologie ganz neu ist. Wir mussten für uns selber überlegen, wie so ein Roboter aussehen, welche Funktionen und welches Design er haben soll, damit er einerseits von der Bevölkerung angenommen wird, andererseits aber auch den Zweck auszuliefern, erfüllen kann. Es war uns ganz wichtig, dass er als Teil des Fußgängerverkehrs gesehen wird. Der Roboter hat runde Seiten, damit man sich an ihm nicht verletzen kann und ist so klein, dass er nicht als störend empfunden wird.

aconium GmbH: Der Roboter ist in London und Tallin, dem Firmensitz von Starship Technologies, bereits eingesetzt worden. Seit Mai 2017 übernimmt Ihr Roboter den Lieferdienst im Auftrag einer Pizzakette in Hamburg. Welche Erfahrungswerte konnten Sie durch den Einsatz bislang gewinnen?

Hendrik Albers: Zunächst war es unser Ziel, eine soziale Akzeptanz für den Roboter zu schaffen; wir mussten den Kunden erklären, was der Roboter an Mehrwert bringen kann. Wenn ich eine Pizza bestelle, möchte ich sie so schnell und heiß wie möglich haben. Das konnten wir erfolgreich umsetzen. Wir haben auch bei Paketzustelldiensten mit Zeitfenstern experimentiert, in denen die Kunden das Paket geliefert haben möchten. Da ist es ein großer Komfortgewinn wenn Sie die Zustellung z. B. auf eine bestimmte Stunde genau eingrenzen können in der Sie zu Hause sind und nicht wie beispielsweise von den meisten Paketdienstleistern einen großen Zeitraum vorgegeben bekommen, in dem Sie zu Hause sein und lange warten müssen.

Die Möglichkeit, dass die Kunden informiert werden wann das Paket losgeschickt wurde und sie es verfolgen können, kommt sehr gut an. Das kann man sich so vorstellen wie bei einer Taxi App. Man sieht den Roboter auf dem Weg zu seinem Ziel.

Es ist zudem von Vorteil, dass die meisten Menschen den Roboter im Alltag nicht besonders stark wahrnehmen. Es gibt keine große Interaktion – es wird geschaut und dann weitergegangen.

aconium GmbH: In welchem Ausmaß soll der Roboter von Starship Technologies zukünftig in Aktion treten? Welchen Zeitraum setzen Sie sich dafür?

Hendrik Albers: Der Roboter ist bereits kommerziell im Einsatz. Wir sind davon überzeugt, dass die Zukunft der Lieferung jene der letzten Meile ist. Das Ausmaß des Einsatzes wird am Ende von der Kundennachfrage bestimmt. Je mehr bestellt wird und somit geliefert werden soll, umso mehr sind wir seitens Starship bestrebt, einen Teil dieser Lieferungen umweltfreundlich, leise und nach den Bedürfnissen des Empfängers auszuführen.

Man darf sich die Lieferung mit dem Roboter allerdings nicht als Ersatz einer Lieferkette, sondern eher als erweitertes Glied einer Lieferkette vorstellen. Sie können sich als Verbraucher weiterhin aussuchen, ob Sie eine persönliche Lieferung durch einen menschlichen Boten bevorzugen, müssen dann aber ggf. auch bereit sein die höheren Kosten hierfür zu tragen. Es gibt viele Bereiche, in denen der Roboter genauso gut oder besser funktioniert als das bestehende System und dieses somit sinnvoll ergänzen kann. Andere Systeme werden aber bestehen bleiben, beispielsweise bei einem Aktionsradius von 5 bis 10 Kilometern der Fahrradkurier. Lieferroboter können den Bedarf etwa im Nahbereich abdecken, der verschiedenen Studien nach dort entsteht, wo eine erhöhte Nachfrage an Lieferdiensten auf einen Mangel an Fahrern trifft.

aconium GmbH: Welche Ansprüche an die digitale Infrastruktur haben Sie, damit Ihre Pläne realisiert werden können?

Hendrik Albers: Je schneller die Internetverbindungen sind, desto besser natürlich. Je besser die Breitbandversorgung ist, umso kürzer sind die Redundanz- und Reaktionszeiten. Sie müssen sich beim Internet der Dinge das Breitbandnetz mit vielen Nachfragern teilen. Da liegt es in unserem Interesse als Nutzer, unseren Teil des Breitbandnetzes mit hoher Sicherheit abnehmen zu können und dafür benötigen wir eine schnelle und vor allem stabile Internetverbindung. Zudem ist eine flächendeckende Versorgung mit digitaler Infrastuktur eine Voraussetzung für den möglichen Einsatz unserer Lieferroboter, gerade in strukturschwächeren Regionen.


Foto oben: Hendrik Albers (Regionalmanager Zentraleuropa, Starship Technologies) am 25.10.2017 in Berlin bei der Messe „Digitale Regionen – heute und morgen“.
Fotocredits: aconium GmbH / Florian Schuh