Auf der aconium GmbH-Zukunftsreise treffen wir Menschen, für die Digitalisierung mehr als nur ein Schlagwort ist. 3 Fragen an … Klaus Gruber, Wirtschaftsförderer im Landkreis Hof.

Herr Gruber, welche Potenziale und Herausforderungen bringt der Digitalisierungsprozess für den Landkreis Hof mit sich?
Klaus Gruber: Die Digitalisierung bietet für den Landkreis Hof als ländlich geprägter Raum zahlreiche Chancen. Digitale Lösungen und Strukturen helfen dem Landkreis, für zukünftige Herausforderungen gewappnet zu sein. Die Digitalisierung hilft uns, physische Standortfaktoren zu überwinden und das Leben auf dem Land attraktiver zu machen. Mögliche Standortnachteile im Vergleich zu Großstadtregionen können dadurch ausgeglichen werden. Digitale Lösungen ermöglichen Leben und Arbeiten im Hofer Land, unabhängig für welche Firma der Arbeitnehmer arbeitet und wo die Firma angesiedelt ist. Neue – digitale – Formen von Mobilität ermöglichen auch auf dem Land ein breites und individuelles ÖPNV-Angebot und damit klimafreundliche Mobilität ohne eigenen PKW. Die Digitalisierung hilft den Betrieben im Landkreis Hof, neue Geschäftsfelder und Absatzmärkte zu erschließen sowie neues Wissen zu gewinnen. Digitale Angebote helfen uns, eine gute medizinische Versorgung im Landkreis Hof sicherzustellen und zu verbessern. Auch im Bereich Pflege erlauben digitale Lösungen ein möglichst langes, selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden. Digitale Lernangebote helfen bei der Wissensvermittlung und ermöglichen Bildungsangebote für alle Bevölkerungsgruppen. Digitale Portale helfen, Immobilienleerstand in den Ortskernen zu bekämpfen und so Verödungstendenzen vorzubeugen. Gleichzeitig helfen diese, ein passendes Wohnraumangebot für unterschiedliche Nachfragegruppen bereitstellen zu können. Eine besondere Herausforderung besteht darin, alle Bevölkerungsgruppen bei der Digitalisierung mitzunehmen, auch solche, die nicht als „digital natives“ geboren wurden. Neben einer passenden Kommunikation müssen die Mehrwerte der Digitalisierung erfahrbar werden: Niedrigschwellige Angebote helfen, die Vorteile zu erkennen und Ängste abzubauen.

Für welche Branchen ist die Digitalisierung besonders wichtig?
Gruber: Die Digitalisierung ist im Landkreis Hof branchenübergreifend von Interesse: In den Industriebetrieben im Landkreis helfen IoT/Industrie 4.0-Lösungen Produktionsprozesse zu optimieren und die Laufzeiten der Maschinen zu verbessern – Stichwort: Predictive Maintenance. Im Bereich Nahversorgung helfen Digitale Dorfläden eine wohnortnahe Versorgung aufrecht zu erhalten. Multi-Channel-Ansätze helfen unserem innerörtlichen (Fach-)Einzelhandel vom Internethandel zu profitieren und gleichzeitig den stationären Laden zu erhalten. Daneben finden Start-ups im Digitalen Gründerzentrum Einstein1 in Hof optimale Bedingungen zur Entwicklung ihrer digitalen Geschäftsideen.

Können Sie drei konkrete Beispiele nennen, wo Digitalisierung im Landkreis Hof den Alltag verändert?
Gruber: Mit der eNurse wird die medizinische Versorgung von Einwohnern ländlicher Räume gesichert. Speziell ausgebildete Krankenschwestern unterstützen Fach- und Hausärzte, indem sie Hausbesuche übernehmen und bei den Patienten zuhause Wunden versorgen oder Blut abnehmen. Die Daten werden sofort und digital an die betreffenden Arztpraxen weitergeleitet.

Der Hofer LandBus ist das neue Verkehrssystem im Landkreis Hof. Er bringt Sie von A nach B. Hierfür stehen derzeit 185 Haltestellen im Gebiet von Rehau und Regnitzlosau zur Verfügung. Neu ist: Es gibt keinen Fahrplan. Sie fragen eine Fahrt an und die App teilt Ihnen mit, wann das Fahrzeug an die gewünschte Haltestelle kommt. Aktuell laufen die Planungen, den Hofer Landbus auf den kompletten Landkreis Hof auszuweiten.

Die Shuttle-Modellregion Oberfranken soll Erkenntnisse zum Betrieb autonomer Fahrzeuge, deren Integration in den ÖPNV, aber auch Erfordernisse für die Teleoperation, also die Fernsteuerung der Fahrzeuge durch eine Leitwarte, schaffen. Neues Wissen über die Interaktion zwischen Menschen und autonomen Fahrzeugen wird geschaffen und die Akzeptanz gegenüber autonom fahrenden Fahrzeugen wird erhöht. Wichtig sind aber auch Erkenntnisse darüber, wie sich autonome Fahrzeuge in den ÖPNV integrieren können.