Seit Februar ist sie online: die Potenzialanalyse für den Glasfaserausbau in Deutschland. Sie zeigt für jede Gemeinde bzw. Verwaltungsgemeinschaft den Ist-Zustand und die prognostizierten Möglichkeiten des eigenwirtschaftlichen Ausbaus. Es gibt zwei wichtige Erkenntnise daraus: Erstens, über 90 Prozent der Gebietseinheiten haben das Potenzial, in der Zukunft eigenwirtschaftlich erschlossen zu werden. Zweitens, die Förderung wird helfen, auch die restlichen Prozent der noch nicht erschlossenen Gebiete mit gigabitschnellem Internet zu versorgen. Die Potenzialanalyse wird ein wichtiges Instrument für den Branchendialog, der zur Verbesserung des Förderablaufs eingeführt wird. Dieser stärkt die Zusammenarbeit zwischen den ortsansässigen Telekommunikationsunternehmen und der Kommune.
Die Potenzialanalyse wurde im Rahmen der Gigabitstrategie als Instrument entwickelt, um Klarheit über den aktuellen Stand beim Glasfaserausbau zu erhalten. Unter http://www.bmdv.bund.de/potenzialanalyse finden alle Interessierten detaillierte Informationen über die prognostizierten Potenziale. Neben den Kommunen sind auch potenzielle Investoren Zielgruppe der Studie. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) hat ergänzend einen Bericht veröffentlicht, um die Analyse so transparent wie möglich zu erklären. Der Potenzialanalyse liegen Daten von insgesamt 44,9 Millionen Anschlüssen und rund 22,1 Millionen Gebäuden zugrunde. Durch eine Umfrage bei den Netzbetreibern sowie Ausbau- und Planungsunternehmen wurden die Tiefbaukosten ermittelt. Ebenso flossen schon getätigte Ausgaben in die Betrachtung mit ein.
Details der Analyse
Die Methodik der Potenzialanalyse ist komplex. Es werden verschiedene Parameter betrachtet, zum Beispiel der Abstand von Gebäuden, die Größe von Ausbaugebieten und die durchschnittlichen Investitionen für FTTB/H-Anschlüsse. Hierzu zählen Ausgaben im Verzweigersegment, im Hauptkabelsegment und im Backbone-Bereich. Die hier geplanten Investitionen werden geschätzt und summiert. Ebenfalls ermittelt wurde die sogenannte Investitionsobergrenze (CAPEX-Grenze). Sie beschreibt die Investitionshöhe je Anschluss, ab welcher ein Unternehmen nicht mehr bereit ist, Glasfaser auszubauen. Die CAPEX-Grenze basiert auf der Stakeholder-Befragung und ist für jede Verwaltungsgemeinschaft gleich, unabhängig von bestehendem Ausbau oder bestehender Nachfrage. Der exakte Wert kann aus Vertraulichkeitsvereinbarungen nicht öffentlich genannt werden, liegt aber zwischen 1.700 und 2.800 Euro pro Anschluss.
Die Potenzialanalyse gibt keine Informationen dazu, wann konkret einzelne Kommunen oder Teile davon mit Glasfaser erschlossen werden. Hierzu wären z.B. Informationen zu den Ausbauressourcen der Investoren notwendig. Zudem hat die Analyse aufgrund des methodischen Ansatzes verschiedene Ungewissheiten, zum Beispiel eine mögliche Über- oder Unterschätzung des eigenwirtschaftlichen Ausbaupotenzials, da den Befragten nicht alle Parameter des Ausbaus bekannt sind (z. B. Tiefbaukosten oder konkrete Ausbaustrategien von Netzbetreibern). Impulse gibt die Analyse für die Erhöhung von Ausbaupotenzialen z.B. durch Neustrukturierung oder ein Umdenken in der Planung. Vor allem Siedlungsgebiete in Randlagen könnten z.B. auch über eine benachbarte Verwaltungsgemeinschaft angeschlossen werden.
Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr präsentierte die Analyse und kommentierte die aktuelle Situation: „Germany goes digital: Bei der Umsetzung der Gigabitstrategie machen wir schnelle Fortschritte. Mit der Potenzialanalyse setzen wir nach dem Gigabit-Grundbuch eine weitere zentrale Maßnahme unserer Gigabitstrategie um. Die Kommunen sind mit diesem innovativen Instrument nun deutlich besser aufgestellt, wenn es darum geht, das Maximum aus dem eigenwirtschaftlichen Ausbau herauszuholen und staatliche Ausbauförderung auf das erforderliche Maß zu begrenzen. Jetzt ist es an den Kommunen, das neue Instrument aktiv zu nutzen, um den Gigabitausbau zu beschleunigen. Unser Ziel ist es, das große Potenzial privater Investitionen bestmöglich auszuschöpfen.“
Und auch an der Förderung des Glasfaserausbaus wird weitergearbeitet. Das neue Grundkonzept steht und ist derzeit in der Abstimmung in den Ressorts. Es soll im April veröffentlicht werden. Bereits gestartet ist ein weiterer Aufruf zu Beratungsleistungen, der die Vorbereitungen und Durchführungen der geförderten Infrastrukturmaßnahmen unterstützt.