Der Kabelpflug im Einsatz auf einem Feld. Oben links zu sehen ist das Leerrohr, das von der Trommel abgewickelt und anschließend in der frisch gepflügten Furche verlegt wird
Foto: IBZ Neubauer

Bei der Umsetzung von Breitbandprojekten werden unterschiedliche Methoden für die Verlegung der Glasfaserleitungen eingesetzt. Im Gegensatz zum „klassischen“ Tiefbau, im Rahmen dessen ein offener Graben ausgehoben wird und die Rohre mindestens einen Meter tief verlegt werden, kommen alternative Verlegetechniken mit geringerer Tiefe – und im Idealfall nahezu ohne große Baugrube(n) aus. Daneben lässt sich mit den modernen Verfahren Zeit und nicht zuletzt auch Geld sparen.

Im vierten Teil unserer Serie „Alternative Verlegemethoden“ berichten wir über das Pflugverfahren. Bei diesem traditionellen, für die Glasfaserverlegung aber speziell angepassten Verfahren wird mit Hilfe eines Verlegepfluges eine Furche in den Untergrund gezogen, in die das Leerrohr oder das Glasfaserkabel verlegt wird. Die Furche wird im Anschluss gleich wieder verschlossen.


Die Verlegetechniken für einen flächendeckenden Glasfaserausbau spielen für dünn besiedelte, meist ländliche und hierdurch aufwändig zu erschließende Räume eine besondere Rolle, um Bürger*innen eine zeitgemäße Breitbandverbindung zu ermöglichen und die digitale Transformation bei landwirtschaftlichen Betrieben sowie den Unternehmen vor Ort voranzubringen. In vielen Gebieten besteht der geplante Bauabschnitt aus großen Distanzen zwischen Ortschaften und führt dabei häufig durch unwegsames Gelände. Um auch hier einen schnellen und kostengünstigen Ausbau der Breitbandinfrastruktur umzusetzen, bietet sich das Pflugverfahren als alternative Verlegetechnik zum klassischen Tiefbau an.

Das Pflugverfahren hat sich vor allem im ländlichen Raum bewährt, da hier Leerrohre und Glasfaser in unterschiedlichsten Geländeformen über weite Überlandstrecken entlang von Straßen, unbefestigten Feld- und Waldwegen oder sogar unter landwirtschaftlich genutzten Flächen verlegt werden können. Auch die Verlegung in steinigeren Untergründen (allerdings kein Fels) stellt kein Problem dar. Ein großer Vorteil des Verfahrens ist, dass mehrere Rohre gleichzeitig eingepflügt werden können. Mithilfe eines Verlegepflugs, der mit einer Seilwinde von einer Zugmaschine (zumeist einem Traktor) gezogen wird, können Leerrohre mit einem Außendurchmesser von bis zu 250 Millimeter und in einer Tiefe von 60 bis 200 cm verlegt werden.

Der Landkreis Fulda hat die alternative Verlegetechnik bereits genutzt, um den Breitbandausbau vor Ort schnell voranzubringen. „Der Vorteil bei der Methode des Pflugverfahrens liegt darin, dass mit einem vergleichsweise geringen Aufwand und wenig Bodenbewegung ein schnelles Verlegen ermöglicht werden kann“, sagt Christof Erb, Breitbandkoordinator des Landkreises Fulda – und unterstreicht: „Gerade im ländlichen Raum führt dies zu einem schnelleren Erfolg im Ausbauvorhaben.“

Im Gegensatz zur eher seltenen, oberirdischen Glasfaserverlegung werden beim Pflugverfahren die Leerrohre klassisch unter der Erde verlegt. Dabei kommt ein Kabelpflug zum Einsatz. Dieser besteht aus einer Zugmaschine, an der ein Träger für das so genannte Pflugschwert sowie eine Kabeltrommel befestigt sind. Das Erdreich wird durch das Pflügen zur Seite geschoben, so dass eine Furche in der Oberfläche entsteht, um ein Leerrohr zu verlegen. Die Trommel mit den Rohren ist in der Regel so auf der Zugmaschine montiert, dass die Kabel über einen Aufsatz gleichmäßig direkt in die entstandene Trasse verlegt werden können. Im Anschluss wird der Graben mit dem ausgehobenen Erdmaterial wieder aufgefüllt und verdichtet und das Gelände damit wiederhergestellt.

Beim von der Firma econtech entwickelten „Peter-Pflug-Verfahren“ wird direkt neben der Straße – zum Beispiel in der Böschung oder hinter der Leitplanke – gepflügt, um Flurschäden zu vermeiden
Foto: IBZ Neubauer

Pflügen ist relativ kostengünstig und ermöglicht – etwa auf „freiem Feld“ – eine Verlegung von bis zu fünf Kilometern Kabeln pro Tag. Zusätzliche Vermessungskosten können vermieden werden, da während des Pflügens die Messung mittels GPS erfolgt und die Glasfaserverlegung so exakt auf der vorab geplanten Trasse realisiert werden kann. Ein weiterer Vorteil ist die geringe Verkehrsbeeinträchtigung, da der Bauabschnitt schnell wieder für den Verkehr freigegeben werden kann.

„Peter-Pflug-Verfahren“ 
Video: IBZ Neubauer

Das Pflugverfahren ist allerdings nicht in felsigen Böden möglich. Hier eignet sich beispielsweise das Spülbohrverfahren, bei dem spezielle Bohrköpfe zum Einsatz kommen und zudem kein offener Tiefbau notwendig ist. Auch bei versiegelten Flächen wie Straßen kann das Pflugverfahren nicht angewendet werden, so dass die ausführenden Bauunternehmen auf den klassischen Tiefbau oder zum Beispiel das Trenching zurückgreifen müssen.

Um bereits vorhandene Infrastruktur nicht zu zerstören, sind in jedem Fall genaue Kenntnisse der Umgebung notwendig. Aus diesem Grund wird vor jeder Leerrohrverlegung geprüft, ob in dem geplanten Bauabschnitt Fremdleitungen oder andere Infrastruktur vorhanden sind. Werden Kabel innerhalb landwirtschaftlicher Flächen verlegt, müssen sie zudem ausreichend tief verpflügt werden, um Zerstörungen durch die laufende Bewirtschaftung der Felder zu vermeiden.


Unsere Serie „Alternative Verlegemethoden“

DIN 18220 tritt in Kraft – Alternative Verlegemethoden genormt

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Am 28. Juli tritt die DIN 18220 in Kraft. Vollständig trägt die Norm den Namen "DIN 18220:2023-08. Trenching-, Fräs- und Pflugverfahren zur Legung von Leerrohrinfrastrukturen und Glasfaserkabeln für Telekommunikationsnetze" und beschreibt detailliert die Verfahren für...

Klassische und alternative Verlegemethoden

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Roboter verlegen Glasfaser im Abwasserkanal

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