Wie können sich Städte und urbane Räume besser gegen Krisen wappnen? Naturkatastrophen wie aktuell das großflächige Hochwasser in nördlichen Teilen Deutschlands, veränderte klimatische Bedingungen in Folge des Klimawandels aber auch Pandemien, die ganze Städte stilllegen können, führen uns vor Augen wie verwundbar Städte und ihre Strukturen sein können. Um dem entgegenzuwirken, ist es notwendig, widerstands- und anpassungsfähigere Strukturen zu schaffen, die zukünftige Krisen und Katastrophen ohne dauerhafte Beeinträchtigungen überstehen können.  Es ist wichtig, die Resilienz zu stärken – dabei können digitale Lösungen unterstützen.

Inwieweit die Digitalisierung und ihre Technologien die Resilienz von Städten und urbanen Räumen stärken können, hat die Nationale Dialogplattform Smart Cities in den letzten beiden Jahren untersucht. Das Ergebnis wurde im November 2023 auf der Smart Country Convention vorgestellt. Die vier interdisziplinär entwickelten Leitlinien stellen Resilienz als Leitgedanken nachhaltiger Stadtentwicklung in den Fokus. Sie sollen eine Hilfestellung bei der Konzeption und Umsetzung von Digitalstrategien und Maßnahmen bieten, mit denen das Potenzial von Digitalisierung in Transformationsprozessen ausgeschöpft werden kann. Diese Leitlinien können von Bund, Ländern und Kommunen genutzt werden, um mithilfe der Digitalisierung die Resilienz auf verschiedenen räumlichen Handlungsebenen zu fördern. Die vier Leitlinien im Überblick:

  • Leitlinie 1: Vorausschauende, adaptive und smarte Stadtentwicklung mithilfe integrierter Strukturen ermöglichen
  • Leitlinie 2: Digitale Technologien als Wegbereiter zur Erreichung der Klimaziele nutzen
  • Leitlinie 3: Informationssicherheit und Datenschutz als Schlüsselfaktoren für Resilienz begreifen – Konzepte mit entsprechenden Standards erarbeiten und umsetzen
  • Leitlinie 4: Digitale Dienstleistungen im Konzern Kommune ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig gestalten

Auf der Smart Country Convention wurden Interessierte und Mitwirkende unter anderem zur resilienten Stadtentwicklung und der Rolle von Digitalisierung befragt. Dabei wurde deutlich, dass die Digitalisierung ein wichtiger Faktor sein kann, um bestimmte Daten sichtbar zu machen und dadurch Auswirkungen und mögliche Lösungsansätze einfacher zu analysieren.

Hierzu zählt beispielsweise der Digitale Zwilling. Die digitale Replikation von Städten ermöglicht es, verschiedene Daten in Zusammenhang zu bringen und Veränderungen ohne großen Aufwand zu testen. Auch die aconium GmbH ist in diesem zukunftsweisenden Feld tätig, etwa, indem sie aktuell im Projekt TwinBy verschiedene bayerische Kommunen beim Aufbau und der Umsetzung von 3D-Stadtmodellen begleitet. Diese wiederum dienen als Grundlage für verschiedenartige Anwendungsfälle, welche Verwaltungsmitarbeitenden und Bürger:innen zugänglich gemacht werden können. Sie ermöglichen es beispielsweise Starkregen- und Flutereignisse zu simulieren oder Mobilitätsverhalten in Innenstädten live darzustellen.

Herausgeber der Publikation „Beschleunigter Wandel und Resilienz – Leitlinien für die Entwicklung resilienter Städte im digitalen Zeitalter“ sind das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) sowie das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB). Die Nationale Dialogplattform Smart Cities wurde 2016 von der Bundesregierung eingerichtet, um Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung für die Stadtentwicklung herauszuarbeiten mit dem Ziel, die digitale Transformation in den Kommunen nachhaltig, gemeinwohlorientiert und im Sinne einer integrierten Stadtentwicklung zu gestalten.

Auch für die Modellprojekte Smart Cities, ebenfalls im BMWSB angesiedelt, spielt das Thema Resilienz eine große Rolle und ist Gegenstand einer Begleitforschung. Diese kam zu dem Ergebnis, dass die Digitalisierung urbane Resilienz stärken kann, z. B. durch verbesserte Informations- und Planungsgrundlagen wie das Echtzeit-Monitoring von Umwelt- und Wetterdaten oder Konzepte zum nachhaltigen Umgang mit Wasser. Dadurch kann eine Stadt beispielsweise beim Schutz vor Hoch- und Niedrigwasser profitieren und Rückschlüsse auf zukunftsrelevante Anpassungsmaßnahmen im Bereich der Wasserwirtschaft ziehen.

Um die aktuellen Herausforderungen, Grundlagen und Veränderungen der Wasserwirtschaft, insbesondere der Siedlungswasserwirtschaft und dem Feuchtgebietsmanagement besser zu verstehen, bietet die aconium Akademie derzeit eine Seminarserie an.
Neben widerstands- und anpassungsfähigen Strukturen spielen für die Resilienz einer Stadt auch gesellschaftliche Komponenten eine entscheidende Rolle. Wieviel Wandel kann und darf man der Bevölkerung in welchem Zeitrahmen zumuten? Welche Menge an Veränderung verträgt der gesellschaftliche Zusammenhalt und wieviel Sicherheit und Stabilität muss parallel erhalten bleiben? Diesen Fragen widmet sich die aconium GmbH in einer Studie zur Transformationskompetenz, Krisenfestigkeit und Veränderungsbereitschaft der Bürger:innen in der Region Chemnitz/ Südwestsachsen. Thema der Studie sind die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Anpassungsprozesse, die im Rahmen des durch die Mobilitätswende beförderten Strukturwandels auftreten. Wie die Menschen vor Ort mit dem Wandel umgehen, wie krisenfest und bereit sie für Neues sind wird unter anderem in einer Trendanalyse der Medien- und Sozialen Medien Landschaft erkundet. Aber auch etablierte wissenschaftliche Methoden wie digitale Umfragen und Fokusgruppen kommen zum Einsatz. Ziel der Studie ist es, die „Resilienzkapazität“ der regionalen Bevölkerung zu eruieren und auf Basis der Ergebnisse Handlungsempfehlungen zur Steigerung der Krisenfestig- und Widerstandsfähigkeit zu geben. Mithilfe der Studie kann die Initiative Transformation Automobilregion Südwestsachsen (ITAS) jetzt bedarfsgerechte Ansätze entwickeln, um Bürger:innen, aber auch Unternehmen und Arbeitnehmer:innen  der Region zu befähigen, den Wandel vor Ort aktiv mitzugestalten.

Resiliente Städte und urbane Räume sind notwendig, um auch in Zukunft flexibel auf mehr oder weniger unvorhergesehen Ereignisse reagieren zu können. Indem Resilienz als Querschnittsthema in den kommunalen Entscheidungsprozessen und -verfahren etabliert wird, kann die nachhaltige Entwicklung von Städten und urbanen Räumen gestärkt werden, sodass Krisen ihnen weniger anhaben können. Die Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten effizient vielseitige Lösungen zu finden. Wichtig ist nun, in den Kommunen diejenigen zu befähigen, die noch nicht mit digitalen Tools sicher umgehen können. So kann das volle Potential von Digitalisierung und Expertenwissen für die individuellen Bedürfnisse der Städte und urbanen Räume ausgeschöpft werden.