Ein Mitarbeiter bereitet den Roboter für den Einsatz vor. Pro Tag können zwischen 100 und 250 Meter Glasfaserkabel so verlegt werden.
(Quelle: Fast Opti-com)

Die Verlegung von Glasfaser durch Roboter in Abwasserrohren zählt zu den alternativen Verlegemethoden. Diese bieten viele Vorteile, zum Beispiel, dass ihre Genehmigung relativ einfach ist und man wenig Überraschungen beim Verlegen erlebt.

Die Idee liegt auf der Hand. Anstatt neue Trassen zu bauen, wird einfach eine bestehende Infrastruktur genutzt, das Abwassernetz. Tiefbauarbeiten und die damit einhergehenden Beeinträchtigungen mit dem Verkehrsfluss, Beschädigungen von Straßenoberflächen und Eingriffe in die Umwelt werden somit weitestgehend vermieden. Mit einer Verlegeleistung zwischen 100 und 250 Metern am Tag ist die Methode konkurrenzfähig. Mittels konventioneller Tiefbautechnik können pro Tag etwa 100 Meter Glasfaserkabel verlegt werden. Dabei liegen die Kosten für die Erweiterung im Abwasserkanal aber deutlich niedriger als bei konventionellen Verlegemethoden (knapp 50 Euro zu 100 Euro Durchschnittspreis pro Meter). Zudem werden die Baustellenkosten verringert und es sind keine Komplettsperrungen von Straßen notwendig. Ein kleiner, gesicherter Arbeitsbereich für die Einbringung des Roboters genügt. Die Umwelt wird unter andrem dadurch geschont, da es keine Beschädigung des Wurzelwerks von Bäumen gibt. Auch mögliche Altlasten im Boden haben keinen Einfluss auf die Kosten. Im Abwasserkanal ist das Netzwerk durch die großen Wandstärken des Abwasserkanalsystems zusätzlich geschützt.Im Vorfeld muss nur die Erlaubnis für die Kanalmitbenutzung eingeholt werden, was Absprachen und Verträge mit dem Betreiber eben dieser notwendig macht.

Grundsätzlich werden zwei Verfahren unterschieden: Bei der ersten Variante werden Leerrohre verlegt. Die Alternative ist das Einsetzen eines Inliners im Abwasserkanal. Vorteil der ersten Option ist, man kann später die Leitungen sehr simpel austauschen, die letztere Variante bietet sich eher bei Sanierungen von Abwasserkanälen an. Verlegt wird die Glasfaser entweder durch Verlegeroboter oder manuell. Denn bei begehbaren Kanälen kann natürlich ein Mensch die Arbeit verrichten. Die Verlegung kann per Spannringen, Ankern oder Schlauch- und Kurzlinern erfolgen. Die Leerrohre werden an der Innenwand der Rohre befestigt und in kleineren Rohren können Roboter eingesetzt werden. Natürlich sind vorab die technische Eignung und der Zustand der Abwasseranlagen zu prüfen.

Praxisbeispiele Staßfurt und Bornheim

Die Methode ist erprobt und schon viele Jahre im Einsatz. So wurden bei einem Projekt im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt positive Erfahrungen mit der Technik gesammelt. In Staßfurt musste eine vielbefahrene Regionalbahnstrecke unterquert werden. Mit der Verlegemethode konnten die Glasfaserkabel in den bereits vorhandenen Abwasserkanälen verlegt werden. Dabei wurde eine LWL-Leerrohranlage installiert, die das Auswechseln von Kabelsträngen nachträglich jederzeit möglich macht. Verzweigungs- und Verbindungsstellen wurden in den Schächten angebracht, welche das Kanalsystem verbinden. Der Roboter fixierte dann die Halteklammern an der Wand des Kanals. In diese Klammern wurde ein 15,5 Millimeter dickes und gewelltes Leerrohr aus Edelstahl geklemmt, das die darin verlaufende Glasfaserleitung dauerhaft und zuverlässig vor Feuchtigkeit, Tierverbiss und anderen Beschädigungen schützt. Ein anderes erfolgreiches Beispiel für das Verlegen von Glasfaserkabeln in Abwasserkanälen ist der Breitbandausbau in Bornheim. Hier wurden rund 45 km Glasfaser unterirdisch durch die bereits vorhandenen Abwasserkanäle verlegt.

Unsere Serie „Alternative Verlegemethoden“

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